Weibliche Genitalverstümmelung

Zahl der beschnittenen Frauen in Deutschland steigt

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Auch in Deutschland muss mehr über weibliche Genitalbeschneidung aufgeklärt werden
Plakat gegen weibliche Genitalbeschneidung in Uganda

Terre des Femmes hat eine neue Dunkelzifferstatistik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland herausgegeben. Demnach stieg die Zahl betroffener Frauen um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

70.218 Frauen und Mädchen in Deutschland sind beschnitten, das geht aus der Dunkelzifferstatistik hervor, die Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau zum Internationalen Mädchentag am 11. Oktober veröffentlichte. Mehr als 17.600 Mädchen sind außerdem gefährdet, noch genital verstümmelt zu werden. 2018 ging die Organisation noch von knapp 65.000 Betroffenen und mindestens 15.500 Gefährdeten aus. "Jahr für Jahr steigt die Zahl der Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen oder bedroht sind", bewertet Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle die Ergebnisse. Der Grund dafür ist laut Tagesspiegel die gestiegene Migration aus Ländern wie Somalia, Eritrea und dem Irak, wo die Praxis weit verbreitet ist. "Der Handlungsbedarf ist enorm: Um weibliche Genitalverstümmelung zu beenden, sind neben Gesetzen und Strafverfolgung insbesondere Präventionsarbeit und der Schutz von Gefährdeten wichtig", so Stolle weiter.

Dafür bildet Terre des Femmes MultiplikatorInnen aus, die das Tabu in den entsprechenden Communitys brechen und die Menschen dort für das Thema sensibilisieren sollen. "Um weiblicher Genitalverstümmelung im Sinne eines globalen Problems entgegenzutreten, ist die gezielte Förderung von Communityarbeit in Deutschland unabdingbar. Denn nur aktive Mitglieder, die bereits Teil der jeweiligen Gemeinschaften sind, habenden Zugang und schließlich langfristig den Einfluss, Verhaltens- und Glaubensmuster zu durchbrechen, die weibliche Genitalverstümmelung rechtfertigen", sagt Charlotte Weil, die Referentin für Female Genital Mutilation (FGM) bei Terres des Femmes. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts "Let's Change" gemeinsam mit drei europäischen Partnerorganisationen soziale und medizinische Fachkräfte in diesem Bereich geschult.

Die Frauenrechtsorganisation fordert, dass das Thema weibliche Beschneidung Bestandteil bei Aus- und Weiterbildungen zu medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufen wird. Nur so könne man eine Gefährdung rechtzeitig erkennen und kompetent reagieren. Aufklärung über FGM und Unterstützung der Betroffenen müsse flächendeckend gewährleistet werden. In Berlin soll das ab kommendem Jahr umgesetzt werden: Dort soll eine Koordinierungsstelle zur Bekämpfung des Rituals eingerichtet werden, wie der Tagesspiegel berichtete. Damit wäre es als Bundesland Vorreiter.