Kunstaktion oder "gemeinschädliche Sachbeschädigung"?

Gerichtsprozess gegen Künstler Wolfram Kastner abgesagt

Die Künstler Wolfram Kastner und Hans-Peter Berndl haben ein Kriegerdenkmal des Ersten Weltkrieges in einer Protestaktion umgearbeitet. Gegen sie wurde folgend ein Ermittlungsverfahren wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" eingeleitet. Der Prozess, der am heutigen Freitag stattfinden sollte, wurde kurzfristig abgesagt.

"Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre" – Dieser Satz prangt von einem Gefallenendenkmal des Ersten Weltkrieges, das auf dem Bundeswehrverwaltungszentrum in der Dachauer Straße in München steht. Für die Aktionskünstler und Kriegsgegner Wolfram Kastner und Hans-Peter Berndl handelt es sich dabei um eine "irrsinnige militaristische Aufschrift". Daher nahmen sie "eine überfällige und notwendige Sachverbesserung vor". Sie entfernten fünf Buchstaben, wodurch aus "Ruhm und Ehre" ein "Unehre" wurde. Die abmontierten Lettern schickten sie noch am gleichen Tag an das Verteidigungsministerium zu Händen von Ursula von der Leyen. 

In einer weiteren Aktion – nach Wiederanbringung der Buchstaben – wurde von den Künstlern eine Texttafel angebracht, die folgenden Schriftzug trägt: "Wir trauern um alle, die im Weltkrieg 1914 – 1918 grausam und sinnlos ihr Leben verloren. Die Toten mahnen uns, mit allen Kräften für Frieden zu sorgen und Kriege zu verhindern."

Die beiden Kunstaktionen wertete die Staatsanwaltschaft München als gemeinschädliche Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe und beantragte Strafbefehle. Kastner und Berndl hielten dagegen: "Eine Störung der Totenruhe kommt selbstverständlich überhaupt nicht in Betracht", so die beiden Künstler, "da die Reste der für die Unehre Deutschlands getöteten Menschen auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Belgien liegen und nicht an der Dachauer Straße in München auf dem Bundeswehrgelände."

Am heutigen Freitag sollte sich ein Gericht mit dem Fall auseinandersetzen. Der Prozess wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Angeblich sei kein Protokollführer gefunden worden, heißt es in einer Pressemitteilung von Wolfram Kastner. Ein Ersatztermin wurde noch nicht festgelegt.