Kontrapunkt zur ARD Themenwoche "Woran glaubst du?"

hpd startet "Themenwoche Nicht-Glauben"

Die ARD veranstaltet derzeit ihre Themenwoche Woran glaubst du?. Vielen Menschen, die mit dem Glauben nichts am Hut haben, geht diese Themenwoche gewaltig auf den Senkel. Mit seiner heute beginnenden hpd Themenwoche Nicht-Glauben möchte der Humanistische Pressedienst einen Kontrapunkt zur Glaubens-Woche der ARD setzen. 

Seit Monaten nervt die ARD nun bereits mit Ankündigungen zu ihrer Themenwoche Woran glaubst du?. Gestern ging sie offiziell los und beglückte die jungen Fernsehzuschauer schon in den Morgenstunden des Sonntags mit dem Tigerenten Club: Daran glaube ich! und der Sendung mit der Maus Spezial: Woran glaubst Du?. Wer hoffte, sich vom Fernseher zum Radio flüchten zu können, wurde enttäuscht. Auch hier ein Bombardement mit Promi-Statements zum jeweiligen persönlichen Glauben.

Aber warum regen sich Menschen, die nicht glauben, eigentlich über diese Themenwoche auf? Noch dazu, da die ARD Themenwoche doch angeblich auch jene widerspiegeln soll, die keinem religiösen Glauben frönen? Nun, vielleicht weil die gesamte ARD Themenwoche wie eine gigantische Werbekampagne der Kirchen wirkt, deren Ziel es ist, dem Thema "Glauben" in den Medien mehr Platz zu verschaffen? Oder vielleicht, weil das Nicht-Glauben von den Machern der Themenwoche zu einer Unterart des Glaubens deklariert wird und weil "Glauben" entgegen anderslautender Behauptungen durchweg als "religiöser Glaube" verstanden wird? Der Trailer zur ARD Themenwoche spricht diesbezüglich Bände und ist an suggestivem Subtext kaum zu überbieten:

"Glauben. Ein Wort, unzählige Auslegungen. Viele Menschen glauben an Gott, einige an die Wissenschaft, andere an sich selbst. Manche haben ihren Glauben verloren. Andere haben ihn gefunden. Und selbst, wer an nichts glaubt, glaubt zumindest daran. Glauben hat viele Gesichter. Wir zeigen sie ab dem 11. Juni in der ARD Themenwoche Woran glaubst du?."

"Wer an nichts glaubt, glaubt zumindest daran." - Ein so dermaßen hanebüchener Satz, dass er bereits Philosophiestudenten im ersten Semester die Schuhe auszieht. Wer kein Geld hat, hat also wenigstens das in der Kasse, ja? Und wer nicht lebt, lebt ja irgendwie auch? Nicht zu glauben ist keine andere Art von Glauben, sondern sein Gegensatz.

"Viele Menschen glauben an Gott, einige an die Wissenschaft." - Das Glauben an die Existenz eines Gottes unterscheidet sich fundamental von der Annahme, dass die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien zum Gewinnen neuer Erkenntnisse beiträgt. Während es für die Existenz eines behaupteten Gottes keinerlei objektiven Beweis gibt und an dessen Existenz mithin nur geglaubt werden kann, legen Wissenschaftler empirische Beweise für ihre Behauptungen vor. Wer diesen Unterschied nicht versteht, sollte auf jeden Fall die Finger von der Gestaltung einer ARD Themenwoche zum Thema lassen.

Ach ja und: Verloren wie eine schmerzlich vermisste Geldbörse haben Menschen, die nicht glauben, ihren Glauben meistens auch nicht. Sie haben ihn eher abgelegt wie ein mottenzerfressenes, zu klein gewordenes Kleidungsstück.

Doch echauffieren Sie sich nicht über die ARD Themenwoche, liebe Nicht-Glaubende! Freuen Sie sich mit uns in der hpd Themenwoche Nicht-Glauben an der Abwesenheit von kollektiven Hirngespinsten und entdecken Sie mit uns, dass das Nicht-Glauben viele Gesichter hat. Einige von ihnen zeigen wir Ihnen in den kommenden Tagen.

Aufmerksame hpd-Leser mögen einwenden, dass es beim Humanistischen Pressedienst doch auch sonst ständig irgendwie ums Nicht-Glauben geht. Aber das macht ja nichts. Schließlich geht es im Programm der ARD auch außerhalb der Glaubens-Themenwoche viel zu oft um Religionen und ihre Anhänger und viel zu selten um die stark wachsende Gruppe der Konfessionsfreien, Nichtreligiösen, Atheisten, Agnostiker, Nicht-Gläubigen oder wie immer man sie auch nennen mag. Eine Gruppe, zu der bereits jetzt 36% der deutschen Bevölkerung zählen.