Frisch aus der Druckerei: Skeptiker 1/2019

Abergläubische Strahlenangst, rechte Tendenzen an Waldorfschulen und die trügerischen Versprechen "alternativer" Krebsheiler sind nur einige Themen im aktuellen Skeptiker. Das Heft ist ab sofort als Print- und eMagazin erhältlich.

Strahlung – allein das Wort suggeriert für viele Menschen Gefahr. Zu stark haben sich die Atomunfälle von Tschernobyl und Fukushima ins öffentliche Bewusstsein eingegraben. Doch Angst und falsche Vorstellungen über die Bedrohung durch Strahlung können eine sinnvolle Nutzung von Strahlungsquellen behindern, sowohl in der medizinischen Diagnostik als auch bei der Energiegewinnung, ist Jeanne Goldberg überzeugt. Die Radiologin plädiert in ihrem Beitrag für eine sachliche Diskussion, die auch die Nutzung von Kernenergie als Option mit einbezieht. Kritiker weisen in diesem Zusammenhang häufig auf die Problematik der atomaren Endlager hin, weshalb zusätzlich Informationen über andere, derzeit diskutierte Optionen und über die Strahlenrisiken im Heft zu finden sind. Eine ausführliche Version steht in Kürze unter www.gwup.org online zur Verfügung.

Cover

Eine freundliche Reformpädagogik, vielleicht etwas weltabgewandt, auf jeden Fall naturnah und musisch orientiert – die sogenannten Freien Waldorfschulen sonnen sich in ihrem positiven Image. Mit solchen Vorstellungen im Kopf begann auch der junge Lehramtsanwärter André Sebastiani vor einigen Jahren 2008 sein Recherchen. Doch je tiefer er sich ins Waldorf-Universum einarbeitete, desto mehr Esoterik und fragwürdige Ideologien entdeckte er – all dies untrennbar verknüpft mit dem kruden Weltbild des Anthroposophie-Begründers Rudolf Steiner, der (vor hundert Jahren) die erste Waldorfschule ins Leben rief. Heute haben es kritische Stimmen vielleicht schwerer denn je, meint Sebastiani. Denn das System hat sich etabliert, "Die Waldorfbewegung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen." Und hat allerhand an fragwürdigem Gedankengut mitgebracht, wie Sebastianis Artikel eindrucksvoll belegt. Das Spektrum reicht von Verschwörungstheorien und altbekannten rassistischen Stereotypen bis hin zu personellen Verstrickungen mit der rechtsextremen Szene.

Zwei weitere Beiträge beschäftigen sich mit fragwürdigen Verfahren in der Medizin für Mensch und Tier. So wirft die Tierärztin Dr. Stefanie Handl einen kritischen Blick auf die Position der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK) gegenüber der Pseudomedizin. Die Kammer befürwortet eine sogenannte "Integrativmedizin", in der Homöopathie & Co. neben evidenzbasierten Verfahren stehen. Es ist davon auszugehen, dass schon heute viele Tierarztpraxen die ein oder andere Form von Pseudomedizin anbietet, zumal die Kundschaft danach verlangt. Noch ist nur wenigen Haltern bewusst, dass sie ihren Haus- und Nutztieren durch die unwirksamen Verfahren unnötige Leiden bereiten. Deshalb spricht sich Handl für eine Abkehr von teuren Pseudotherapien aus, hin zur Tiermedizin auf wissenschaftlicher Basis.

Oft gehört, nur allzu zu oft geglaubt: "Big Pharma schweigt wirksame Alternativmedizin gegen Krebs tot, weil sie dem Umsatz gefährden!" Solche gefährlichen Mythen gedeihen auf dem Nährboden von Angst und Verzweiflung, mit denen die Diagnose Krebs auch heute noch verknüpft ist. Dr. Susanne Weg-Remers kennt als Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) solche Situationen ebenso gut wie die überschwänglichen Schlagzeilen vom angeblich endgültigen Sieg über den Krebs. Im Interview mit Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder gibt sie einen umfassenden Überblick über die Forschungssituation und berichtet von ihrer Erfahrung mit ratsuchenden Anrufern. "Viele denken, eine 'alternative' Therapie sei natürlich und nebenwirkungsarm", sagt sie, "Es gibt aber durchaus etliche 'alternativmedizinische' Ansätze, die nicht ungefährlich sind."