ZITATE (2)

Einzigkeit und Ewigkeit der Kirche

II. Konzil zu Nizäa, 787: „Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen.“ (15)

IV. Laterankonzil, 1215: 1. Kapitel: „(…) Es gibt nur e i n e allgemeine Kirche der Gläubigen. Außer ihr wird keiner gerettet. In ihr ist Jesus Christ und Priester und Opfer zugleich. Sein Leib und Blut ist im Sakrament des Altars unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft enthalten, nachdem durch Gottes Macht das Brot in den Leib und der Wein in das Blut wesensverwandelt sind: (…)“ (16)

Konzil von Florenz (1438-1445), Lehrentscheid für die Jakobiten, 1442: „[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt.“ (17)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 2.:

(…) Die aber an Christus glauben, beschloss er [der ewige Vater] in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden. Dann werden, wie bei den heiligen Vätern zu lesen ist, alle Gerechten von Adam an, ´von dem gerechten Abel bis zum letzten Erwählten´, in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt werden.

Ewiges Heil

II. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus, 1964, 3.:

(…) Denn nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören. (…)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 14.:

(…) Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (…), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. (…) „Die Katechumenen (Taufbewerber), die, getrieben vom Heiligen Geist, mit ausdrücklicher Willensäußerung um Aufnahme in die Kirche bitten, werden durch eben dieses Begehren mit ihr verbunden. Die Mutter Kirche umfasst sie schon in liebender Sorge als die Ihrigen.

16.: „(…) Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (…) und als Erlöser will, dass alle Menschen gerettet werden. Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluss der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen. Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen. Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als Gabe dessen geschätzt, der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe. (…)

Paul Zulehner (österreichischer emeritierter Theologe und römisch-katholischer Priester): „Selbst in den skandalfreien letzten Jahren habe die Kirche massiv bei der ländlichen Bevölkerung, bei den Frauen und Jugendlichen verloren. (…) Dass sich Landbevölkerung abwende, hänge mit ihrem ´Bildungszuwachs“ und ´der Vernachlässigung´ durch die Kirche zusammen.“ („Salzburger Nachrichten“ 3.2.08)

Stiftung der Kirche

Mt 16,15-20 (Einheitsübersetzung) (18) : „Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias [Lutherübersetzung 1984: Du bist Christus], der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche [Luther: meine Gemeinde] bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias [Luther: der Christus] sei.

(Anmerkung 1: Die Worte: „auf diesen Felsen werde ich meine Kirche (Gemeinde)“ bauen stehen außer bei Matthäus in keinem anderen Evangelium.)

(Anmerkung 2: Das hebräische Wort „qāhāl“ („kahal“) wurde ins Griechische mit ekklesia übersetzt und bedeutet „Volksversammlung, Publikum, Zuhörerschaft, Gemeinde“. Ekklesia, lateinisch ecclesia bedeutete in beiden Sprachen „Volksversammlung“. Paulus richtet seinen 1. Brief an die Korinther nach Luther „an die Gemeinde Gottes in Korinth“, nach der Einheitsübersetzung „an die Kirche Gottes, die in Korinth ist“. Dieser Paulusbrief wird mit 54-55 n.Ch. datiert.)

(Anmerkung 3: „Sohn des lebendigen Gottes“ kommt nur im Evangelium des Matthäus vor. Es fehlt bei Markus, Lukas und Johannes. Bei Mk 8,30 ist geschrieben: „Du bist der Messias [Luther: der Christus]“; bei Lk 9,20: „Für den Messias Gottes [Luther: Christus Gottes]“; bei Joh 6,69: „Du bist der Heilige Gottes.“)

(Anmerkung 4: Die Gleichsetzung von Messias mit Sohn Gottes fehlt in jüd. Schriften 100 v.Chr.-100 n. Chr. Nur in der Qumranschrift 4Q 246 ((ca. 200-100 v.Chr.)) erscheint: ((1)) „sein((en)) Sohn, da er ((der König) ´Gott´ genannt wird und man ihn als ´Sohn des Höchsten´ benennen wird.“)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 5.:

(…) Als aber Jesus nach seinem für die Menschen erlittenen Kreuzestod auferstanden war, ist er als der Herr, der Gesalbte und als der zum Priester auf immerdar Bestellte erschienen (…) und hat den vom Vater verheißenen Geist auf die Jünger ausgegossen (…). Von daher empfängt die Kirche, die mit den Gaben ihres Stifters ausgestattet ist und seine Gebote der Liebe, der Demut und der Selbstverleugnung treulich hält, die Sendung, das Reich Christi und Gottes anzukündigen und in allen Völkern zu begründen. (…)

Karl Rahner, in Grundkurs des Glaubens, Freiburg im Breisgau 1984, S. 319:

„Die These und ihre Probleme“

Jesus hat seine Kirche ´gestiftet´. Das ist, wenn wir zunächst noch von der Frage absehen, was genauer ´Stiftung´ heißt und welche der in den Theologien der christlichen Kirchen gegebene Deutung dieses Wortes die richtige ist, gemeinsame Überzeugung der christlichen Kirchen. Wo kirchliches Christentum gegeben ist, hat es die Überzeugung, von Jesus herkünftig zu sein, die Überzeugung, dass es nicht autonom und von sich aus eine Beziehung zu Jesus setzt, sondern diese von dem Gekreuzigten und Auferstandenen selber herkommt und gesetzt ist, Tat Jesu und nicht primär die der Kirche selber ist. Wenn das richtig ist, ist ein grundlegender Sinn und eine Berechtigung für den Satz schon gegeben, dass die Kirche die Stiftung Jesu sei. Doch damit sind noch viele Fragen dunkel und offen und in der Grundthese, die wir formuliert haben, der Sinn von ´Stiftung´ selbst auch noch dunkel. (…)

[Es folgen Argumentationen unter Berufungen auf Verse aus dem Matthäus- und Lukasevangelium.]

„(…) Es genügt uns, gemäß der Absicht der geschichtlich indirekten, existenziell unmittelbaren Argumentation festzustellen, dass Jesus offenbar eine Kirche als seine gewollt hat, ihr eine gewisse fundamentale Verfassung gibt, insofern er den Simon als Fels und Schlüsselinhaber konstituiert und ihn ausstattet mit einer Vollmacht des Bindens und Lösens. Er gibt ihr so wirklich eine grundlegende, wenn auch noch nicht weiterentwickelte Verfassung. (…)

Sicher darf man auch umgekehrt sagen, dass Jesus außer dieser grundlegenden Vorsorge alles weitere dem verheißenen Geist und der vom Geist geleiteten Geschichte der Kirche und vor allem natürlich der Geschichte der Urkirche überlassen hat, insofern in dieser urapostolischen Geschichte der ersten Generation nun dieser Grundansatz sich konkretisiert und verfestigt, der für die folgenden Zeiten der Kirche grundsätzlich maßgebend bleibt. (…)

 

Prof. Gerhard Wimberger ist Komponist, Dirigent und Mitglied des Beirats der Giordano Bruno Stiftung. Von ihm erschien: Gerhard Wimberger: Kreuzweg. Quellen des Christentums. Edition Va Bene 1999

Fußnoten:

(8) Das Wort „Filioque“ (und vom Sohne) wurde dem Glaubensbekenntnis erstmals 1215 am 4. Laterankonzil (nach der gegenseitigen Exkommunikation des Papstes und Patriarchen von Konstantinopel 1054) offiziell zum Dogma erhoben.
(9) Neuner-Roos Nr. 250: Unfehlbar
(10) Die Verse 9-20 finden sich nicht bei den ältesten Textzeugen und gelten als in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts, also etwa 100 Jahre nach Jesu Tod, dem Markusevangelium hinzugefügt.
(11) Fußnote in Carl Heinz Peisker Evangelien-Synopse der Einheitsübersetzung, Wuppertal und Kassel 1989: „Die Worte ´und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder´ fehlen bei einigen alten Textzeugen.“
(12) Neuner-Roos Nr. 905: Unfehlbar
(13) siehe Fußnote 10
(14) Neuner-Roos Nr. 688: Unfehlbar
(15) Neuner-Roos Nr. 85: Unfehlbar
(16) Neuner-Roos Nr. 375: Unfehlbar
(17) Neuner-Roos Nr. 381: Unfehlbar
(18) Die Einheitsübersetzung wurde 1962 bis 1980 von katholischen Theologen unter Beteiligung evangelischer Theologen erarbeitet. Gemeinsam verantwortet waren das Neue Testament und die Psalmen. Die evangelische Seite zog sich 2005 aus dem Projekt einer Revision der Einheitsübersetzung zurück.

 

Am kommenden Freitag folgt Teil 3: "Maria" bis "Zölibat"

 

ZITATE 1 (29.10.2010)