Religiöse Rechte – Notizen Oktober 2010

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US-flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Da in den USA der Wahlkampf läuft, morgen gewählt wird und die Christliche Rechte lauter wird, beobachtet der hpd das Geschehen mit Monatsrückblicken. Im Oktober wurde wieder der sexuelle Missbrauch geleugnet, Angst vor dem Islam geschürt und von Kandidaten eigenartige Auffassungen vertreten.

 

Bill Donohue, Vorsitzender der Catholic League, relativierte diesen Monat erneut den Skandal um Missbrauch in der katholischen Kirche. Weil der Täter den Schüler über mehrere Jahre sexuell missbraucht habe, sei von einer Zustimmung des Opfers auszugehen. Außerdem hätte sich der Priester nur unanstößig an seinem Opfer gerieben, so dass die Bezeichnung „Vergewaltigung“ zu hart sei. Zu guter Letzt erwähnte er noch, dass die Tat nicht auf Pädophilie, sondern auf Homosexualität zurückzuführen sein. Umgekehrt hatte Donohue Rabbiner, die ebenfalls Kinder missbraucht hatten, umso stärker angegriffen. (Quelle)
 

Auch diesen Monat drückten konservative Christen ihre Angst vor dem Islam aus. Gegner eines Moscheebaus im US-Bundesstaat Tennessee drückten ihre Ablehnung mit der Begründung aus, dass der Islam keine Religion, sondern eine politische Bewegung sei. (Quelle)

Marcia Segelstein warnte ihre Leser diesen Monat besorgt, dass Fleisch aus Rücksicht auf Moslems immer häufiger „halal“ geschlachtet werde. Es sei nicht auszuschließen, dass auch Christen versehentlich muslimisches Fleisch verspeisten. (Quelle)

Eine Kleinstadt im Staat New York plant sogar, Leichen auf einem islamischen Friedhof auszugraben und umzubetten, weil der Friedhof angeblich illegal sei. Die Gemeinde betont jedoch, dass die Errichtung des Friedhofs vor einigen Jahren von der Stadtverwaltung abgesegnet wurde und die neuerlichen Beschwerden erst mit der Debatte um die Ground-Zero-Moschee begannen. (Quelle)

In den vergangenen Wochen erschütterte eine Reihe von Selbstmorden unter schwulen Teenagern die USA. Der Student Tyler Clementi hatte sich getötet, nachdem ihm gedroht wurde, ein Video, das ihm beim Sex mit einem Mann zeigt, publik zu machen.

Bryan Fischer von der American Family Association erklärte, dass ein heterosexuelles Paar anders reagiert hätte. Es wäre verärgert gewesen und sich die Bestrafung der Erpresser gewünscht, jedoch keinesfalls Selbstmord begangen. Dies liege daran, dass heterosexueller Sex moralisch einwandfrei sei, wohingegen Homosexuelle genau um ihre unmoralische Neigung wüssten. Wer weniger Selbstmorde unter Schwulen wünsche, müsse diese von der Heterosexualität überzeugen. (Quelle1) (Quelle2)

In das gleiche Horn stieß auch Tony Perkins vom Family Research Council. Schwule würden häufiger Selbstmord begehen, weil sie sich instinktiv ihrer „Abnormalität“ bewusst seien. (Quelle)

Außerdem stimmte Fischer dem republikanischen Senator Jim DeMint zu, der in diesem Monat gefordert hatte, uneheliche Mütter und Homosexuelle nicht als Lehrer zuzulassen. (Quelle)

Pastor David Barton sagte in seiner Radiosendung, dass promiske Schwule (Jeder 3. Schwule habe in seinem Leben über 1000 Sexpartner!) Geschlechtskrankheiten verbreiten. Homosexuelle hätten 2 bis 6 mal so häufig Krankheiten wie AIDS, Hepatitis, Syphilis etc. Außerdem würden sie 7 mal häufiger Selbstmord begehen. (Quelle)

Kirchenvertreter aus Iowa beklagten, dass die Homoehe, die in dem Bundesstaat 2009 eingeführt wurde, zu Inzest führen würde. (Quelle)

Mit Schrecken blickt Sarah Posner auf Uganda, wo die homophobe Stimmung mit der Veröffentlichung von Fotos der 100 „Top-Homos“ in einer Zeitung einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Sie berichtet, dass Scott Lively, ehemaliges Führungsmitglied der American Family Association, das Land bereiste und dort vor den Gefahren der Homosexualität warnte. Lively hatte in einem Buch die NSDAP als Schwulenorganisation bezeichnet und bei seinem Besuch die Schwulen für den Völkermord im Nachbarland Ruanda 1994 verantwortlich gemacht. (Quelle)

Der ehemalige General William Boykin, der oft verkündet hatte, im Auftrag Gottes gegen den Islam zu kämpfen meldete sich in diesem Monat zu Wort, um seine Ablehnung der Gesundheitsreform in den USA zum Ausdruck zu bringen. In den USA gäbe es marxistische Bestrebungen und Obama plane eine Armee der „Braunhemden“ wie unter Hitler aufzubauen, um die Gesundheitsreform durchzusetzen. (Quelle)

Der ehemalige Senator Rick Santorum verkündete, dass er als Präsident Amerika vor der Gesundheitsreform bewahren werde, die angeblich Euthanasie wie unter den Nazis beinhalte. (Quelle)

Außerdem, so Santorum würde die Gesundheitsreform auf Dauer das Land zerstören, da das Geld dringender im US-Militär gebraucht werde. Russland und China stünden schon bereit, um die Weltherrschaft zu ergreifen. (Quelle)

Angeblich verstößt die Gesundheitsreform sogar gegen alle 10 Gebote. (Quelle)

Bryan Fischer äußerte sich diesen Monat auch zu einem Hausbrand in Tennessee. Der Hausbesitzer hatte eine notwendige Gebühr nicht bezahlt und konnte daher den Dienst der Feuerwehr nicht in Anspruch nehmen. Fischer verteidigte das Verhalten der Behörden. Das Christentum sei keine (frei übersetzt) „Weichei/Gutmenschen-Religion“, sondern im Gegenteil „muskulös“. Es erziehe zu Eigenverantwortung und bestrafe Nachlässigkeit. (Quelle)

Zum Thema Umweltschutz hatte Fischer folgendes anzumerken: Ein satirischer Werbeclip mit viel schwarzem Humor einer Umweltschutzorganisation sei Ausdruck der unmenschlichen Umweltschutzbewegung. Ihr ginge es eher um die Verehrung der griechischen Göttin Gaia, als um die Schöpfung Gottes. (Quelle)

Keith Carl Smith, ein ehemaliger Offizier hat die „Frederick Douglass Republicans“ (in Anlehnung an den bekannten Politiker aus dem 19. Jahrhundert“ mitbegründet. Er setzt sich dafür ein, dass Schwarze in Zukunft die Republikaner wählen, weil diese die konservativen Werte besser vertreten. (Quelle)

Der schwarze Bischof E.W. Jackson meldete sich ebenfalls zu Wort. Die demokratische Partei wolle Schwarze auf einer „liberalen Plantage“ Sklavenarbeit verrichten lassen. (Quelle)

Eine Studie des niedersächsischen Kriminologen Christian Pfeiffer kam diesen Monat zu dem Ergebnis, dass Freikirchler von allen Religionsgruppen, auch vor Moslems, am häufigsten ihre Kinder schlagen. Dies sei laut Pfeiffer umso bemerkenswerter, als unter Freikirchlern eher überdurchschnittlich gebildete Personen zu finden sind. Wie bereits im letzten Monat berichtet, erscheinen in Deutschland Übersetzungen von christlichen Erziehungsratgebern aus den USA, in denen Eltern die richtigen Methoden, ihr Kind zu schlagen erklärt wird. (Quelle)

Morgen wird in den USA gewählt und so meldeten sich diesen Monat ein letztes Mal die wichtigsten Kandidaten der Republikaner zu Wort.

Wie Bruce Wilson berichtet, steht der Kandidat für das Gouverneursamt von Hawaii, James Aiona, einer Splittergruppe nahe, die an Hexenkräfte glaubt und Dämonen austreibt. (Quelle)

Fernsehmoderator Glenn Beck, der vor wenigen Wochen eine Großveranstaltung Konservativer in Washington angeführt hatte, leugnete diesen Monat die Evolutionstheorie. (Quelle)

Der republikanische Bewerber um das Gouverneursamt von New York blamierte sich in diesem Monat vor seinen konservativen Anhängern. Obwohl Carl Paladino politisch strikt pro-Life ist, hatte er keine Probleme, als Privatmann an die Abtreibungsorganisation Planned Parenthood zu vermieten. (Quelle)

Alan Keyes, einflussreicher schwarzer Konservativer griff den republikanischen Politiker Newt Gingrich, der sich für 2012 in Stellung bringt, scharf an, weil er angedeutet hatte, Obama sei nicht in den USA geboren. Doch Keyes gehört selbst den „Birthern“ an und ist nur verärgert, dass Gingrich nicht noch eindeutiger Zweifel am Geburtsort des US-Präsidenten angemeldet hatte. (Quelle)

Sharron Angle, Kandidatin der Republikaner in Nevada, verärgerte Kanada. Der nördliche Nachbar habe zu schwache Einwanderungsgesetze und erlaube so das Eindringen von Terroristen in die USA. (Quelle)

Ausgerechnet auf die DDR bezog sich Tea-Party-Anhänger Joe Miller. Er lobte die Berliner Mauer, weil sie illegale Einwanderung verhindert hatte. Er selbst plane ähnliche Maßnahmen gegen illegale Einwanderung in die USA. (Quelle)

Umgekehrt wurde bekannt, dass der Republikaner Rich Iott aus Ohio in seiner Freizeit gerne in eine SS-Uniform schlüpft, um den 2. Weltkrieg nachzuspielen. (Quelle)

Televangelist Pat Robertson drückte in seiner Fernsehsendung 700 Club kurz vor den Wahlen seine Bewunderung für die Tea-Party aus. (Quelle)

Kurz vor den Wahlen beschwor Sarah Palin das ultimative Schreckensszenario. Ein nuklear bewaffneter Iran könne zur Schlacht von Armageddon führen. Es handelt sich dabei um keinen Vergleich – US-Christen glauben wahrhaftig an die biblische Endschlacht. (Quelle)

Zusammenstellung und Übersetzung: Lukas Mihr