Zum Tode von Prof. Dr. Jörg Albertz

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Prof. Dr. Jörg Albertz / Foto: privat

BERLIN. (hpd/fa) Mit großer Trauer hat die FREIE AKADEMIE vom Tode ihres Ehrenmitglieds, dem langjährigen Präsidenten der FREIEN AKADEMIE, Herrn Prof. Dr.-lng. Jörg Albertz erfahren. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb er im 74. Lebensjahr am 28. Oktober 2010 in Berlin.

Über 30 Jahre hat Jörg Albertz für die FREIE AKADEMIE gewirkt. Als deren Präsident von 1979 bis 2008 hat er maßgeblichen Anteil am wissenschaftlichen und organisatorischen Profil der FREIEN AKADEMIE; er hat sie Ende der siebziger Jahre erneuert und seitdem als offene überkonfessionelle Bildungs- und Wissenschaftsinstitution geleitet. Die interdisziplinäre Konzentration auf Daseins- und Wertefragen und die Grundfragen des Menschseins und der Kultur zeichnete ihn als Wissenschaftler und Humanisten aus. Es ist vor allem sein Verdienst, dass es in der FREIEN AKADEMIE Spaß und Freude gemacht hat, die Welt besser zu verstehen, sich selbst und die Natur und Gesellschaft mittels Bildung genauer zu erkennen und entsprechende Orientierungen und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Die von ihm herausgegebene Schriftenreihe der FREIEN AKADEMIE (Bände 1 bis 29) ist ein eindrucksvolles Zeugnis dieser akademischen Arbeit.

Jörg Albertz wurde am 29. Februar 1936 in Esslingen am Neckar geboren, studierte von 1955 bis 1959 an derTH Stuttgart Vermessungswesen und promovierte 1965 an der TU Berlin zum Dr.-lng. Ab 1968 war er Oberingenieur an der Universität Karlsruhe, wurde 1975 Professor für Fernerkundung und Photointerpretation an der TH Darmstadt und 1979 Professor für Photogrammetrie und Kartographie an der TU Berlin. Er hat das international bedeutsame „Photogrammetrische Taschenbuch" und das Lehrbuch „Einführung in die Fernerkundung" (3. Auflage 2007) herausgegeben und fast 200 weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen aufzuweisen. Er war in der Deutschen Geodätischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung (DGPF) und in der International Society for Photogrammetry and Remote Sensing. Von 1996 bis 2000 war er Präsident der DGPF und wurde 2004 zu ihrem Ehrenpräsidenten gewählt.

Besondere wissenschaftliche Verdienste erwarb er sich bei geplanten Mars-Projekten und ihren photogrammetrischen Auswertungen, in der Digitalen Bildverarbeitung sowie auf dem Gebiet der visuellen Wahrnehmung unserer Umwelt. Wegweisend sind seine wissenschaftstheoretischen Überlegungen zur Verbindung von Informationstechnik und Ingenieur- und Computerwissenschaften mit der Biologie und der Erkenntnistheorie. Anlässlich seiner Emeritierung im Jahr 2001 sagte Jörg Albertz auf dem Festkolloquium der TU Berlin: „Die Welt ist nicht gut oder schlecht, sondern sie ist das, was wir als Menschen daraus machen.... Ich habe mich bemüht, in jenem Stück Welt, das ich beeinflussen konnte, das Beste zu machen."

Mit seiner sensiblen und freundschaftlichen Art hat Jörg Albertz viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der FREIEN AKADEMIE zum Diskurs zusammengeführt, die Interessierten zur gemeinsamen Auseinandersetzung in Toleranz und Geistesfreiheit angeregt und Neugier am Unbekannten, Freude am Dialog und Lust am Lernen gefördert. Jörg Albertz hat selbst mehrere wissenschaftliche Tagungen der FREIEN AKADEMIE geleitet und nachhaltig wirkende Vorträge gehalten. Wir werden unsere unzähligen Gespräche mit ihm und seine unaufgeregte und kompetente Art, auch schwierigste Sachverhalte zu beraten, vermissen. Er hat in der FREIEN AKADEMIE viele Menschen angeregt und Spuren in ihrem Denken und ihren Herzen hinterlassen.

Wir danken unserem Freund Jörg Albertz für sein Lebenswerk und für sein selbstloses Wirken für die FREIE AKADEMIE. Er hinterlässt uns eine schmerzliche Lücke.
 

Dr. Volker Mueller
Präsident derFREIEN AKADEMIE