Mete-Eksi-Preis 2010

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Fotos: F. Navissi

BERLIN. (hpd) Auf einem Gedenkstein mitten in Berlin steht eingemeißelt: „Mete Eksi, geb. 1972, starb am 13. November 1991 an den schweren Verletzungen, die er an diesem Ort bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Berliner Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft erlitt. Gegenseitiger Respekt und der Wille zur Gewaltfreiheit hätten sein Leben schützen können.“

1992 wurde von der GEW Berlin und dem Türkischen Elternverein der Mete-Eksi-Fonds gegründet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das friedliche Miteinander von Jugendlichen verschiedener Herkunft in Berlin zu unterstützen. Ein Teil der Arbeit besteht darin, jährlich einen mit insgesamt 3.000 Euro dotierten Preis auszuloben für künstlerische Projekte, die sich mit der Thematik auseinander setzen.

Zur diesjährigen Preisverleihung luden die GEW Berlin und der Türkische Elternverein in das Haus des DGB ein. Und trotz der vormittaglichen Stunde war der Saal voll; so voll, dass einige Gäste stehen mussten. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Die Atmosphäre war familiär und ausgelassen. Die Vorführungen der Preisträger taten das Ihrige dazu.

Fadi Saad, der „Der große Bruder von Neukölln“ hielt eine Laudatio, die mit viel Gelächter quittiert wurde; aber auch einige Nachdenklichkeit erzeugte. Jede preisgekrönte Gruppe hatte dann die Gelegenheit, einen Ausschnitt aus dem Programm zu zeigen.

Einen Anerkennungspreis erhielten vier rappende Mädchen, die sich TFS-Junior nennen und in deutscher Sprache über Migrationsprobleme singen. Sie fanden sehr deutliche Worte zu der von Th. Sarrazin angezettelten Diskussion um Migration. Das war die Stimme derer, die sich durch diese ganze „Leitkulturdebatte“ als Betroffene erkennen. Und dagegen aufbegehren.

Mit dem zweiten Preis wurde die Klasse 9g der Heinrich-von-Kleist-Schule in Berlin Mitte bedacht, die sich im vergangenen Jahr für das Bleiberecht eines Klassenkameraden einsetzten. Der Fall ging seinerzeit auch durch die Presse: Ali Derakhshan, ein Iraner, sollte nach Griechenland abgeschoben werden. Dies konnte verhindert werden, weil seine Klasse und die gesamte Schule dagegen aufbegehrten. Für das „er gehört zu uns“ wurde die Klasse ausgezeichnet.

Ein erstaunlich reifes Theaterstück, aus dem leider nur Ausschnitte gezeigt wurden, erarbeiteten die Jugendlichen des (damaligen) 12. Jahrgangs der Hermann-Hesse-Schule: „Özgürlük oder Is there no sex in Kreuzberg?“ befasst sich mit Fragen des Zusammenlebens verschiedener Kulten, der Freiheit des Einzelnen und der kulturellen Identität. Es ist der Gruppe zu wünschen, dass sie noch ein paar mehr Auftritte haben wird und die Öffentlichkeit erreicht, die ihr gebührt. (Wobei das für alle Preisträger gilt.)

In diesem Jahr wurde der erste Preis zweimal vergeben. Neben den eben Genannten erhielt auch die Humanistische Theater AG der Richard-Grundschule aus Neukölln einen ersten Preis zugesprochen. Das von der Gruppe gemeinsam erarbeitete Theaterstück „Kinder und Straßen“ setzt sich im Rahmen des humanistischen Lebenskundeunterrichts mit der Situation von Straßenkindern auseinander. Es wird versucht, einen Ausweg aus den scheinbar vorgegebenen Lebenswegen aufzuzeigen. Und den Kindern nahezubringen, dass die Menschenrechte Grundlage für ein gedeihliches Zusammenleben sind. Das ist auch die Quintessenz des Lebenskundeunterrichtes, wie er in Berlin vom HVD angeboten wird.
Allerdings brachte die Gruppe ein extra für die Preisverleihung einstudiertes Stück auf die Bühne: sie setzen sich mit dem Tod von Mete Eksi auseinander und fragten nach den Konsequenzen daraus. Wo bei den anderen Vorführungen vor allem Jubel und Applaus den Saal füllte, reagierte hier das Publikum mit Betroffenheit. Die Moderatorin und Projektleiterin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Frau Sanem Kleff, konnte kaum mehr reden, als sie den Preis an die Gruppe übergab.

Alle Preisträger haben nicht nur die Preise, sondern mehr Öffentlichkeit verdient. Und ich hoffe, dass diese und ähnliche Versuche und Angebote von einer Migration mehr und deutlicher öffentlich wahrgenommen werden.

F.N.