Auch die Frage, warum tätige Nächstenliebe gegenüber benachteiligten Menschen gerade zum Beginn der kalten Jahreszeit mehr Sinn macht als göttlich motiviertes Geben, wurde ebenso wenig vergessen wie eine Warnung vor den psychologischen Spätschäden eines ganz gedankenlosen Umgangs mit Hirngespinsten wie dem Weihnachtsmann oder Christkind.
Gebäck, Glühwein, leise Musik und – wie für ein Lichterfest typisch - viele Kerzen luden dazu ein, mal vom Alltag eine Pause zu machen um sich gemeinsam über ganz persönliche Auffassungen von den wirklich schönen Dingen im Dezember auszutauschen, die Gedanken treiben zu lassen oder neu zu inspirieren. Auf einer Leinwand konnte man sogar winterliche Fotos aus Stadt und Umland im Wandel der Jahrzehnte betrachten.
Ein Dutzend Gäste fanden schließlich den Weg, worüber Paula Oppermann angesichts der tagelangen Vorbereitungsarbeit zunächst etwas enttäuscht war. Als aber klar wurde, dass dieser Abend wieder einmal in Konkurrenz zu zahllosen weiteren Veranstaltungen in der „kleinen Kulturhauptstadt“ am Bodden stand, gelang auch ihr ein erfreutes Resümee des intensiven Engagements für die erste „große“ Veranstaltung der säkularen Hochschulgruppe an der Uni Greifswald.
Dass es davon in Zukunft mehr geben soll, meinten auch viele neue Gesichter und planten sogar schon gemeinsam manch zukünftige Idee wie aufklärerische Filmvorführungen, Lesungen oder Podiumsdiskussionen. Das durchweg positive Feedback der Gäste tat schließlich das Übrige zur vollen Zufriedenheit.
„Toll, wie viel wir in einem Jahr nun schon erreicht haben“, stellte Paula Oppermann am Ende der dreistündigen Veranstaltung mit einem Blick auf die vergangenen Monate fest. Dass eine säkulare Hochschulgruppe Sinn macht, hat sich für sie anhand der nun schon zehn Mitglieder und ebenso vieler weiterer regelmäßiger Besucher bei Treffen jedenfalls erwiesen.
Vor allem, wenn solche Zusammenkünfte recht unerwartete Folgen haben: Eine vermeintliche Katholikin und ein vermeintlicher Protestant verabredeten sich noch am Abend spontan zum gemeinsamen Gang auf das Standesamt, wo sie tags drauf den überfälligen Kirchenaustritt vollzogen - wonach allerdings jeweils zehn Euro aus den schmalen Studierendengeldbörsen futsch waren. Aber das ist wohl der Preis der Freiheit, sogar im gottlosen Mecklenburg-Vorpommern.
Arik Platzek