Jahresrückblick

2021: Das zweite Pandemie-Jahr – und andere Themen

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Die Impfung gegen das Coronavirus hätte ein deutlich stärkeres Licht am Ende des Tunnels sein können, wenn mehr Menschen das Angebot wahrgenommen hätten.
Lichterkette aus leeren Impf-Ampullen

Wir schreiben die zweite Woche des neuen Jahres und das "normale Leben" ist nach der Pause "zwischen den Jahren" wieder angelaufen. Eine gute Gelegenheit, 2021 noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir blicken auf das vergangene hpd-Jahr mit knapp zwei Millionen erfassten Besuchern und die erfolgreichsten der insgesamt 898 erschienenen Artikel von 144 Autor:innen.

Erneut machten sich die Auswirkungen der Abwahlmöglichkeit von Cookies bemerkbar: Wer sie ablehnt, wird nicht als Leser gezählt, weshalb die Aufrufzahlen auf der Seite niedriger als in den Vorjahren erscheinen.

Januar

Im ersten Monat 2021 gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den drei meistgelesenen Artikeln. Ein Interview von Martin Bauer mit der Mitherausgeberin eines Sammelbandes des Feministischen Bündnisses Heidelberg, der sich eindeutig zum Thema Prostitution positioniert, erreichte 16.241 Personen. Oben aufs Treppchen schaffte es die kritische Analyse der Islamkonferenz und Steuergeldtransfers an den Politischen Islam von Lutz Neumann mit 17.530 Klicks; auf dem dritten Platz folgte der Kommentar von Frank Welker zur Notwenigkeit einer Impfpflicht (15.490 Aufrufe) – ein Thema, das uns auch ein Jahr nach Erscheinen des Textes noch beschäftigt.

Februar

Julius Rupprecht, der für das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) ein Gerichtsurteil aus der Schweiz kommentierte, sicherte sich die zweitmeisten Klickzahlen des Monats: Nachdem eine Sektenexpertin vom Vorwurf der üblen Nachrede freigesprochen wurde, da ihre Aussagen über die Zeugen Jehovas der Wahrheit entsprachen, stellte der Autor die Frage, ob der Religionsgemeinschaft davon ausgehend in Deutschland der KdöR-Status aberkannt werden müsse.

Außerdem unter den Top Drei: Die Rezension von Gerfried Pongratz einer Biographie über die erstaunliche Erfolgsgeschichte der Online-Enzyklopädie Wikipedia, die heute zu den am häufigsten genutzten Webseiten der Welt gehört und letztes Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiern konnte. Fast 11.000 Besuche und damit das meiste Leseinteresse konnte schließlich Helmut Ortner mit einem Kommentar über das problematische Verhältnis der Linken zur islamischen Religionskritik für sich verbuchen.

März

Die Monatsrekorde zu Beginn des Frühjahrs standen schon in den ersten Tagen fest: Gut 37.50.mal wurde Hugo Stamms Bericht über Simon Sasek, Sohn des Führers der Sekte "Organische Christus-Generation" (OCG) Ivo Sasek, gelesen. Sasek Junior hat die fundamentalistische Freikirche, zu der auch das Fake-News-Portal "Klagemauer-TV" gehört, verlassen und sich öffentlich dazu geäußert. Dafür bezahlt er einen hohen Preis.

Nur zwei Tage später wollten viele Menschen erfahren, wer der Mann hinter Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) ist – der erzkatholische Nathanael Liminski, vor dem Gerhard Rampp mit den Worten warnte: "Wer für Laschet votiert, wählt den katholischen Fundamentalismus gleich mit."

Das Trio komplettiert Andreas Lichte mit seinem Artikel über den Antisemitismus-Beauftragten von Baden-Württemberg Michael Blume und dessen Verhältnis zur Anthroposophie.

April

Traditionell viel Aufmerksamkeit zog der hpd-Aprilscherz auf sich: Diesmal bezog sich die Meldung auf den Skandal-Kardinal Rainer Maria Woelki – der über Monate ein Gutachten zum Umgang seines Erzbistums mit Missbrauchsfällen zurückgehalten und für ausgebuchte Kirchenaustrittstermine gesorgt hatte – und seinen vermeintlichen Rücktritt, der von vielen gefordert wurde, jedoch nicht erfolgte. Im weiteren Verlauf des Jahres sollte der Papst den Kölner Oberhirten in eine mehrmonatige Auszeit schicken, des Amtes enthoben wurde er nicht.

Am selben Tag ging außerdem jener Text online, welcher mit beinahe 33.000 Klicks der reichweitenstärkste des gesamten Monats werden sollte: Adrian Beck kommentierte unter der Überschrift "Die erste Blume fällt aufs Grab des freien Internets", inwiefern die Einrichtung der "Clearingstelle Urheberrecht im Internet", die Webseiten ohne Gerichtsprozess sperren kann, unsere Grundrechte bedroht.

Warum die American Humanist Association dem wohl prominentesten lebenden Atheisten der Welt Richard Dawkins den Titel "Humanist des Jahres" aberkannte, wollten gegen Ende des Monats viele von der stellvertretenden hpd-Chefredakteurin Daniela Wakonigg wissen.

Mai

Wieder konzentrierten sich zwei der drei beliebtesten Artikel auf einen Tag: diesmal den 21. des Monats. Hier erschien sowohl ein Essay von Hannah Wettig, stellvertretende Sprecherin der Berliner Säkularen Grünen, über Ursprünge und Missverständnisse der Identitätspolitik als auch mit etwas mehr als 48.500 Aufrufen Andreas Lichtes Analyse der anthroposophischen Apologetik gegenüber Rudolf Steiners Rassismus, der damit zusätzlich den Titel "Jahressieger" für sich beanspruchen darf.

Am letzten Mai-Tag gab der hpd bekannt, die Kommentarfunktion auf seiner Seite künftig nur noch eingeschränkt anzubieten. Dies wurde nicht nur eifrig gelesen, sondern auch diskutiert, wodurch ausgerechnet dieser Text zu einem der meist kommentierten des Jahres wurde.

Juni

Ein weiterer Artikel von Daniela Wakonigg schaffte es Anfang des Sommers auf die Bestenliste. Das Interview mit Strafrechtsprofessor Jörg Scheinfeld thematisierte eine kritische Bewertung des Kölner Missbrauchsgutachtens, das im März vorgestellt worden war.

Udo Endruscheit vom Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) nahm sich im weiteren Verlauf des Monats eine vermeintliche Vorzeigestudie vor, die eine Wirkung von Homöopathie bewiesen haben wollte.

Ein identitätspolitisches Thema stieß erneut auf großes Interesse und konnte den Juni mit über 16.000 Lesern für sich entscheiden: Markus C. Schulte von Drach beschrieb die Problematik, die Gruppenidentitäten mit sich bringen und brachte darüber hinaus weitere Kritikpunkte dieser Gesellschaftstheorie aufs Tapet.

Juli

"Kritik an DITIB ist lebensgefährlich" – unter dieser Überschrift beschäftigte sich Walter Otte mit der Einrichtung einer Kommission für islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen. In einem Offenen Brief an den damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) wurde das Ende der Zusammenarbeit mit dem Ableger der türkischen Religionsbehörde gefordert.

Viel Gesprächsbedarf produzierte ein weiterer Kommentar von Frank Welker zum Thema Impfen. Nun widmete sich der Autor der stagnierenden Impfkampagne – denn trotz vorhandenem Impfstoff ließen sich bekanntlich zu viele Menschen nicht impfen. Der Text sicherte sich nicht nur die Monats-Spitzenposition (26.000 Aufrufe), sondern auch gleich die meisten Kommentare des ganzen Jahres (107).

Und dann war da noch einmal der glücklose Kanzlerkandidat Armin Laschet: Für Udo Endruscheit disqualifizierte sich der CDU-Politiker vor allem durch seine Wissenschaftsferne.

August

Zu Beginn des achten Jahresmonats gab es leider etwas sehr Trauriges zu vermelden: Der berühmte Karikaturist Martin Perscheid, der auch für die hpd-Rubrik "Spott sei Dank" gezeichnet hatte, war seinem Krebsleiden im Alter von 55 Jahren erlegen. Im Andenken an ihn veröffentlichte der hpd in den darauffolgenden vier Wochen täglich einen Cartoon des verstorbenen Künstlers und Ricarda Hinz aus der "Spott sei Dank"-Redaktion verfasste einen Nachruf voll Bewunderung.

Dann erregte Frank Welker ein weiteres Mal in diesem Jahr die Gemüter mit einem Corona-Text und stellte erneut einen Monatsrekord auf: Im mehr als 14.500-fach gelesenen "Wie Querdenker und Impfgegner unser Leben gefährden" begab er sich auf Ursachensuche für die Impfverweigerung erheblicher Teile der Bevölkerung und klärte über Fake News und Mythen auf.

Außerdem stand der August natürlich auch im Zeichen des Wahlkampfes im Vorfeld der Bundestagswahl Ende September. Da sorgte ein Werbespot der SPD für Furore, in dem die religiöse Haltung Nathanael Liminskis, des bereits erwähnten Staatskanzleichefs von Armin Laschet, negativ hervorgehoben wurde. Die CDU echauffierte sich, die SPD gab klein bei, hpd-Redakteurin Gisa Bodenstein fasste die Entwicklungen zusammen.

September

Die Bundestagswahl war im Wahlmonat auch beim hpd ein großes Thema: Er bot 16 Parteien die Gelegenheit, sich auf dem säkularen Nachrichtenportal potentiellen Wähler:innen zu präsentieren, indem sie darlegten, inwieweit sie die Interessen konfessionsfreier Menschen vertreten. Die Hälfte der angefragten Parteien antwortete, die eingereichten Texte wurden in den zwei Wochen vor der Bundestagswahl veröffentlicht (alle zu finden unter dem Schlagwort "hpd-Bundestagswahl-Aktion 2021").

Ein weiteres wichtiges Thema des Jahres war der Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan und seine verheerenden Folgen. Der hpd brachte dazu mehrere Beiträge, die meisten Klicks (rund 10.000 an der Zahl) und ein Monatshoch entfielen auf Walter Ottes Vorwurf an die Islamverbände in Deutschland, die sich nicht zur Machtübernahme der Taliban und der Situation der Menschen vor Ort äußerten.

Eine deutlich erfreulichere Meldung war die der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), dass mittlerweile 41 Prozent der Deutschen konfessionsfrei sind – damit stellen sie den größten Bevölkerungsanteil vor Katholiken und Protestanten sowie anderen Religionsangehörigen. Das hatten neue Zahlen der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) ergeben.

Oktober

Der erste "Durchstarter" dieses Herbstmonats war ein Abdruck des Interviews mit Hamed Abdel-Samad, das Florian Chefai und Jonas Pöld für die aktuelle Ausgabe des bruno., des Jahresmagazins der gbs, führten. Darin spricht der Islamkritiker unter anderem darüber, wie er vom streng gläubigen Moslem zum freigeistigen Humanisten wurde.

Auch der zweite besonders erfolgreiche Oktober-Artikel behandelte das Thema Islam: Lale Akgün bezog kritisch Stellung zum Modellprojekt der Stadt Köln, den muslimischen Gebetsruf zu gestatten, und nannte es "eine fatale Entscheidung" und "einen Etappensieg für den politischen Islam in Deutschland".

Am höchsten in der Lesergunst stand jedoch ein Text der internationalen Organisation Atheist Republic, den Luisa Lenneper für den hpd ins Deutsche übersetzte und der über 14.000-mal angeklickt wurde: Eine Zusammenstellung von Diskriminierungserfahrungen, die Atheisten auf der ganzen Welt machen mussten. Sie zeigte einmal mehr: Um religiös verfolgt zu werden, muss man keiner Religion angehören.

November

Es war das Ende einer langen Geschichte – mit Umweg über das Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte –, von dem die meisten Leser in diesem Monat (gerundet 43.000) erfahren wollten und worüber Daniela Wakonigg berichtete: Der Kampf der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland (KdFSMD) für ihr Recht, am Ortseingang von Templin in Brandenburg Hinweisschilder auf die freitägliche Nudelmesse anbringen zu dürfen, so wie die christlichen Kirchen dies analog tun. Nun hat die Stadtverordnetenversammlung entschieden: die nudeligen Schilder dürfen bleiben – eine Einmischung der anderen Kirchen blieb erfolglos.

Noch ein weiterer Text der stellvertretenden Chefredakteurin stieß auf reges Leseinteresse, in dem sie sich für eine Debatte über eine mögliche Triage für Ungeimpfte aussprach, sollten derartige Entscheidungen bei einer Überlastung der Intensivstationen durch Covid-Patienten notwendig werden.

Corona und die Impfung dagegen waren auch das Thema des dritten vielgelesenen Beitrags im November, den Hugo Stamm verfasst hatte. Darin nahm er Bezug auf die im anthroposophischen Milieu häufig anzutreffende Impfgegnerschaft, die auch mit einer generellen Ablehnung von Anti-Pandemie-Maßnahmen einhergeht.

Dezember

Die erschreckende Nachricht, über die Colin Goldner schrieb, dass "überzählige" Gorillamännchen in europäischen Zoos möglicherweise getötet werden könnten, um deren überhandnehmende Population zu managen, erreichte im letzten Monat des Jahres die meisten – nämlich rund 7.700 – Personen.

Im Dezember stand auch die Vereidigung der zügig und weitgehend geräuschlos gebildeten neuen Bundesregierung an, über die Gisa Bodenstein berichtete. Aus säkularer Sicht bemerkenswert waren dabei zwei Faktoren: Erstens, dass erfreulich viele Mitglieder des frisch zusammengestellten Bundeskabinetts auf die Eidesformel "So wahr mir Gott helfe" verzichteten und zweitens, dass Deutschland mit Olaf Scholz (SPD) erstmals einen konfessionsfreien Bundeskanzler hat.

Und dann wäre da zu guter Letzt noch einmal das Thema Verschwörungsmythen, das seit Beginn der Corona-Pandemie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Dass es sich hierbei um kein neues, nur nie wirklich wahrgenommenes Phänomen handelt, zeigte Jan-Christian Petersen in seiner Bilanz über zehn Jahre Mondverschwörung beziehungsweise die Entwicklung von Esoterik und braunen Verschwörungsmythen.

Wir danken unseren Leserinnen und Lesern für ihr Interesse und hoffen, Sie auch in diesem Jahr weiter informieren zu dürfen!

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