Die Universität für Humanistik im Konflikt zwischen Humanismus und Atheismus
Utrecht, 27.05.08 - Die Universität für Humanistik (UVH) hat in letzter Zeit viel Kritik zu ertragen: sie wäre zu verschwommen und zu offen für Religionen. Joachim Duyndam, einer der Organisatoren eines Symposiums über Humanismus und Atheismus sagte dazu, dass die Universität das gesamte Spektrum der Humanisten erreichen und bedienen will, aber sich in letzter Zeit wohl zu wenig mit säkularem Humanismus beschäftigt habe. Duyndam, obwohl ein Verfechter für mehr Formen des säkularen Humanismus, lehnt die Zusammenarbeit mit religiösen Strömungen nicht ab. Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn die UVH eigene Wege, weg von den Religionen gehen sollte, reagiert er scharf: "Als ob es einen Humanismus als reine Lehre gibt! Wenn Sie in Begriffen der reinen Lehre denken - und das gilt für jede Bewegung - dann sitzen Sie bald im Fundamentalismus. Jemand der an eine reine humanistische Lehre glaubt, möchte nicht durch Religion und Spiritualität kontaminiert werden. Ich glaube nicht daran."
Er bezieht sich auf einen Artikel über Dostojewskis Großinquisitor, den er geschrieben hat. In diesem Aufsatz wird das Christentum mit seiner Herkunft konfrontiert, und Humanismus erscheint als kritische Instanz. "Ich denke, dass Humanisten die Aufgabe haben, moderate, nuancierte und moderne Strömungen innerhalb der Religionen zu stärken", sagt er. Er glaubt dabei fest an das Dialogmodell. "Religion ist wie Mathematik, Literatur und Poesie völlig durch Menschen erfunden. Das finde ich faszinierend. Wenn Sie als Humanist den Mensch zentral stellen, ist es sehr merkwürdig, die Religion dann in einen Gegensatz zum Humanismus zu stellen." (Niederländisch)
Die Kirchen müssen sich per Gesetz registrieren lassen
Meliskerke/Biggekerke, 04.06.08 - Ab 1. Juli müssen sich alle Kirchen in den Niederlanden bei der Handelskammer registrieren lassen. Nach Dr. Leon van den Broeke, Kirchenjurist und Prediger in Meliskerke / Biggekerke, kann dadurch die Freiheit der Religion in Frage gestellt worden: „Die Religionsfreiheit wäre in Frage gestellt, wenn Kirchen, die sich weigern, sich zu registrieren, sofort als illegal gelten würden. Ob dies der Fall sein wird, ist aber nach wie vor unklar.''
Es handelt sich in Prinzip um Wirtschaftsrecht. Durch die Registrierung bekommt der Staat einen guten Überblick über alle Unternehmen in den Niederlanden. Dazu gehören auch die Kirchen, denn in Kirchen gibt es einen Geldfluss, zum Beispiel durch Kollektengeld. Aber viele Gemeinden vermieten auch Räume, empfangen Subventionen und Erbschaften und werden dafür jetzt registriert sein müssen. Van den Broeke findet das Registrieren an sich aber nicht verkehrt: „Die Geburt des Herrn nahm nota bene Platz in einer Zeit, da jeder sich bei der Regierung registrieren musste." (Niederländisch)
Lehren aus jüdischer Integration
Amsterdam, 04.06.08 - ,,Bin ich ein niederländischer Jude oder ein jüdischer Niederländer?'' fragt Dr. Edward van Vols, Kurator im Jüdischen Historischen Museum und liberaler Rabbiner in der jüdischen Gemeinde in Arnheim. „Ich bin nur zum Teil mit der niederländischen Geschichte verbunden." "Es gibt einen Vertrauensbruch'', sagt er, im Hinblick auf die Geschichte des Holocausts und des Zweiten Weltkrieges. „Im Ausland komme ich nicht um meine niederländische Staatsbürgerschaft herum, aber in den Niederlanden sehe ich eine Menge von der Position eines Außenseiters aus'', fährt er fort.
Als Beispiel für seine Position als Außenseiter in den Niederlanden nennt Van Voolen seine Ansichten über die Integration. Er sieht viele Ähnlichkeiten zwischen der Behandlung der Muslime heute und die der Juden am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. „Wir durften in den meisten europäischen Ländern Synagogen nur irgendwo versteckt bauen", sagt er. Das ist auch heute der Fall, hält er fest. „Moscheen müssen jetzt auch irgendwo in ein Gewerbegebiet gesetzt werden. Die Minarette sollten nicht zu hoch sein, und sie sollten keinen Lärm machen. Es darf vor allem nicht zu viel auffallen.'' Auch die Diskussion über die rituelle Schlachtung von Tieren und die Diskussion über islamische Feiertage erkennt er wieder.
Er ärgert sich über die Einstellung der niederländischen Regierung. Die sollte mehr von zwei Seiten Raum für die Integration geben. Muslime müssen sich nicht nur an uns anpassen, wir auch an die Muslime. Chinesische Frühlingsrollen sind schließlich auch beliebt beim niederländischen Volk.'' (Niederländisch)
"Stoppt die großen sichtprägenden Moscheen!"
Niederlande, 05.06.08 - Der Bau von großen, sichtprägenden Moscheen sollte aufhören, meint zwei Drittel der niederländischen Bevölkerung. Auch bedroht - nach einer Mehrheit der Bevölkerung -, die Zunahme der Zahl der Muslime im Lande die niederländische Kultur. Dies geht aus einer Untersuchung im Auftrag vom Nachrichtenprogramm „Netwerk" und dem „Nederlands Dagblad" hervor. Gleichzeitig äußert sich eine große Mehrheit (69 Prozent) besorgt über die negative Art und Weise wie PVV Chef Geert Wilders über den Islam spricht. 59 Prozent der Niederländer meinen, dass der Islam in vierzig Jahren mindestens so entscheidend für das Ansehen der Niederlande sein wird, wie das Christentum heute. (Niederländisch)
Inzucht verursacht höhere Sterblichkeitsrate bei Immigranten
Rotterdam, 12.06.08 - Die hohe Sterblichkeitsrate bei Säuglingen von türkischen und marokkanischen Familien ist zum Teil durch die Blut-Beziehung zwischen Vater und Mutter zu erklären. Das geht aus einer Untersuchung des medizinischen Zentrums Erasmus von Rotterdam hervor. Die Sterblichkeit bei Säuglingen von Zuwanderern liegt anderthalb Mal höher als bei Einheimischen. Nach Berechnungen der Forscher entstehen 5 bis 23 Prozent der Todesfälle aufgrund von Blutsverwandtschaft. Durchschnittlich 1 auf 5 Paare von Türken und Marokkanern sind Neffen und Cousins in ersten oder zweiten Grad. Bei Türken spielt auch das Rauchen eine Rolle. Türkische Frauen würden relativ öfter auch während der Schwangerschaft rauchen, wodurch sich später das Risiko des Kindsterbens erhöht. (Niederländisch)
Aus Glaubensgründen EU-Kennzeichen verweigert
Leeuwarden, 13.06.08 - Eine Autofahrerin, die auf ihrem Auto das neue EU-Kennzeichen aus Gründen der Religionsfreiheit nicht anbringen lassen wollte, hat eine Geldbuße von 75 Euro erhalten. Sie erklärte ihre Ablehnung dadurch, dass das EU-Symbol mit dem Kranz von zwölf Sternen Teil der Marienverehrung innerhalb der katholischen Kirche ist. Das stehe im Widerspruch zu ihrer eigenen Weltanschauung. Mehrere Versuche der Frau, ein Auto zu kaufen, das nicht das EU-Zeichen benötigt, führten zu nichts. (Niederländisch)
Imam: Vergewaltigung missverstanden
Arnhem, 17.06.08 -Imam Bahaeddin Budak, der einem 17-jährigen von ihrem Cousin vergewaltigten Muslimmädchen riet, ihren Mund zu halten und ihm zu verzeihen, (hpd berichtete) soll "falsch verstanden worden" sein. Damals erklärte er: „Du tust gut daran mit einem Mann nicht in einem geschlossenen Raum zu bleiben, wo ein Dritter nicht leicht eintreten kann." Und: "Diese Vorsicht gilt nicht nur vor Fremden, sondern auch vor Bekannten."
Damit beschuldigte er nicht das Mädchen, sagte Budak nun heute, sondern: "Es ist ein theologischer Text, ein Ratschlag für die Zukunft des Mädchens. Ich habe versucht, dem Mädchen als Theologe Hoffnung zu geben. Wenn sie dem Täter nicht verzeiht, wird Gott ihn bestrafen". "Ein "schwieriger" und "unsicherer" Ratschlag "und für Nichtgläubige unverständlich" räumt er ein. Die Affäre kostete Budak seinen Job in der Hochschule, wo er Islamdozent war. Die islamische Organisation Milli Görüs reagiert auf die Kündigung von Imam Budak mit dem Ratschlag, dass muslimische Frauen die vergewaltigt wurden, besser keine Klage einreichen, um eine Vergeltung durch die Familie zu vermeiden. Canan Uyar, Vorsitzende der Frauenföderation von Görüs, sagt: "Als muslimische Frau" stehe ich voll und ganz hinter diesem Ratschlag, weil: "Was würde in Holland die Reaktion sein, wenn dies Mädchen dann, unter Zwang, mit ihrem Cousin verheiratet oder getötet werden würde." Die Frauenföderation fordert deshalb die Entlassung von Baduk zu überdenken. Uyar: "Oder gilt wahre Freiheit von Meinungsäußerung nur, wenn sie in den von der Verwaltung erarbeiteten Linien passt?" (Niederländisch1) und (Niederländisch2)
Die Bibel hat immer noch Probleme mit Schwulen
Utrecht, 19.06.08 - Wegtheologisieren von Bibeltexten zum Thema Homosexualität funktioniert nicht mehr sagt Dr. Ineke Bakker. "Sie werden sich weiterhin winden und daran reiben. Ich hätte es vorgezogen, sie stünden nicht in der Bibel.'' Nach Frau Bakker, ehemalige Generalsekretärin des Rates der Kirchen, spricht die Bibel nur negativ über Homosexualität. „Über Frauen, eine entsprechende Kategorie, können Sie vielleicht noch sagen, dass sie falsch übersetzt wurde. Für Homosexualität ist es anders. Dann brauchen Sie eine gewisse Erklärung, um sich der Homosexualität positiv zu nähern. Der Gott aus der Bibel ist für mich ein Gott, der die Menschen, unabhängig davon wie sie sind, liebt. Aber damit erreicht man nicht viel, das merke ich in den letzten Jahren mehr und mehr.'' Sie ist allerdings entschiedene Befürworterin der Akzeptanz von Schwulen in der Kirche. Im Idealfall bis zu der Stelle des Priesters in der römisch-katholischen Kirche. Aber das akzeptierte ihr Gesprächspartner Hilfsbischof Dr. Everhard de Jung von Roermond natürlich nicht. Nach ihm hat jeder Schwule das Geschenk des Zölibats. "Wir glauben, dass Sexualität in der Ehe zwischen Mann und Frau gehört.'' (Niederländisch)
Humanistische Entwicklungshilfe hat die internationale Entwicklungszusammenarbeit beeinflusst
20.06.08 Amsterdam - Kleinstkredite, Homogleichstellung, Kunst und Kultur sind alles Bereiche, durch die Hivos, die Organisation für Entwicklungshilfe des Humanistischen Verbandes der Niederlande, in 40 Jahren aus einer humanistischen Perspektive einen sehr persönlichen Stempel auf die Entwicklungshilfe gedrückt hat. "Unser Ausgangspunkt war und ist es, die Kontrolle und Selbstbestimmung von Menschen zu schaffen und zu stärken", sagt Direktorin Manuela Monteiro. Dadurch ebnete Hivos oft den Weg für Themen und Möglichkeiten zur Unterstützung von Partnern in den Entwicklungsländern, die häufig später von anderen Organisationen übernommen wurden. "Ein Vorteil ist, dass wir, im Gegensatz zu unseren Kollegen, keine "natürlichen" Partner wie die katholische Kirche haben. Wir sind frei, neue Wege zu gehen."
So vergab Hivos als erster Kleinkredite, jetzt allgemein bekannt als Mikrokredite. "Wir taten das bereits 1971, um den Menschen Mitbestimmung über ihr Leben zu gewähren. Selbst Rechte von Frauen, Minderheiten, Schwulen und Lesben und die Aufmerksamkeit für das Recht auf freie Meinungsäußerung in der Kunst und Kultur sind alles Fälle, in denen Hivos Pionier gewesen ist."
Im Bereich der Minderheiten unterstützt die Organisation die indianische Bevölkerung in Süd- und Mittelamerika. Bolivien hat mit Evo Morales nun einen indianischen Präsidenten. Die Organisation, aus der er herkommt, haben wir immer unterstützt. Er tut es jetzt relativ gut, würde er es in fünf Jahren anders machen, werden wir die Unterstützung an andere Widerstandsgruppen geben."
Zum Bericht über die 40 Jahres-Feier von Hivos: (Niederländisch1), (Niederländisch2), (Niederländisch3)
Fitna - Boykott "erobert" die Arabische Welt
Jordanien - Dubai, 20. und 25.07.08 - Ende Juni erklärte ein Gericht in Jordanien die Anklageschrift der jordanischen Gruppe „The Messenger of Allah Unites Us" (Der Gesandte Allahs vereinigt uns) gegen den Fitna Autor Wilders (hpd berichtete) für zulässig. Wilders wird des Rassismus, der Aufwiegelung zum Hass und der Beleidigung von Muslimen und des Islams beschuldigt.
Der niederländische Außenminister Maxime Verhagen beschäftigt sich mit dem Fall, "weil dies Auswirkungen auf die Freiheit der Meinungsäußerung in den Niederlanden hätte." Wilders ist zufrieden mit der Unterstützung von Verhagen. Er befürchtet, dass das Gericht schnell eine tatsächlichen Vorladung aussprechen und die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls einleiten wird. Jordanien hätte mehrere Optionen, um Wilders ausgeliefert zu bekommen: ein Ersuchen über Interpol oder die Länder, die Wilders besucht, bitten, ihn auszuliefern.
Die jordanische Gruppe hinter der Anklage gegen Wilders hat ebenfalls einen Boykott gegen niederländische Produkte in Jordanien organisiert und auch in anderen arabischen Ländern Fuß gefasst. In Dubai wurde mit Hilfe der jordanischen Aktivisten, nun auch ein Boykotkomitee gegründet. Der Vorsitzender des jordanischen Komitees, Zakaria Sheik, geht anschließend nach Ägypten, um dort eine Abteilung von "The Messenger of Allah Unites Us" aufzubauen. Der Ausschuss in Jordanien hat auch mit der Internationalen Kampagne für die Verteidigung des Propheten, die in September 2005 nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikatur in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten gegründet wurde, Kontakt aufgenommen. Nach Ägypten will der jordanische Ausschuss auch in anderen Ländern der Region Partner finden. Der Sheikh betont jedoch. „Wir wollen weder Beziehungen mit politischen Organisationen, noch mit denjenigen, die Gewalt propagieren. Keine extremistischen Imame."
Bekannt wurde, dass zwei niederländische Unternehmen (Zwanenberg und Friesland Foods) vor dem Boykott zurückgewichen sind und sich von dem Fitna Film öffentlich distanziert haben.
(Niederländisch1) und (Niederländisch2)
Innerhalb von zehn Jahren müssen mehr als tausend Kirchen schließen
Nijmegen, 23.06.08 - Nico Nelissen, emeritierter Professor für öffentliche Verwaltung an der Radboud University Nijmegen, erwartet die Schließung weiterer rund 1000 bis 1200 Kirchen in den Niederlanden. Dies ist jährlich zweieinhalb Mal mehr als bisher.
Derzeit gibt es 7500 Kirchen in den Niederlanden, zusammen mit anderen religiösen Bauten insgesamt 9400, so Nelissen. Davon gibt es 2600 von der evangelischen Kirche und 1700 von der römisch-katholischen Kirche.
Seit 1975 sind 1340 Kirchen geschlossen worden. Dies sind mehr als vierzig Kirchen pro Jahr. Von den protestantischen Kirchen wurden in den letzten 33 Jahren rund 550 Gebäude und von den katholischen über 300 Kirchen geschlossen. Es ist auffällig, dass innerhalb des Islam ein starker Anstieg beobachtet werden kann, da die Anzahl der Gebäude sich dort von 20 auf 120 erhöhte (seit 1975). (Niederländisch)
Das gesäuberte Schulwörterbuch Niederländisch ist da
Staphorst, 27.06.08 - Das neue Wörterbuch enthält keine zotige Redensarten, vulgäre oder sexuelle Worte und entstammt der Initiative von fünf Schulen der Stadt Overijsselse Staphorst. Diese Schulen wollten ein keusches Wörterbuch für christliche Erziehung. Im vergangenen Jahr noch beschloss der Herausgeber Van Dale, nach vielen negativen Reaktionen kein solches Wörterbuch zu verlegen. Der Verlag Heutink aus Rijssen entschied, dies doch zu tun. Mittlerweile sind bereits mehrere tausend Exemplare des Wörterbuchs verkauft. (Niederländisch)
Wilders nicht wegen Diskriminierung verfolgt
Amsterdam, 30.06.08 - Der Staatsanwalt hat beschlossen, PVV Führer Geert Wilders nicht wegen Diskriminierung von Muslimen zu verfolgen. Gegen Wilders wurden Dutzende von Anklagen, vor allem wegen seines Koranfilmes Fitna (hpd berichtete) und vieler seiner Aussagen der letzten Jahre erhoben. Chefanklägerin Leo de Wit sagte, dass Fitna keine strafwürdigen Fakten enthält und dass Wilders' Aussagen über Muslime und den Koran nicht strafbar sind. Auch der Minister der Justiz, Ernst Ballin (CDA), hat keine Anweisung zur Strafverfolgung gegeben. Der PVV Leiter selbst ist nicht überrascht von dem Urteil. "Ich habe von Anfang an gewusst, dass ich im Rahmen des niederländischen Rechts blieb". (Niederländisch)
Keine Geduld mit den Orthodoxen
Veenendaal, 30.06.08 - Die unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der evangelischen Kirche in den Niederlanden (PKN) sind schwer unter ein Dach zu bringen. Das illustriert die Predigerbewegung „Op goed Gerucht" (Ein gutes Gerücht) mit einem Textbündel zum Thema Kultur, Kirche und Atheismus.
Die sechs Autoren machen klar, was sie nicht wollen: ein Zurückgleiten der Kirche in einen Glauben, welcher die Aufklärung ignoriert, alte Glaubenswahrheiten in einer wörtlichen Weise predigt und die Vernunft auf Null setzt. Sie wollen ein Christentum, das Teil der modernen Kultur ist. Sie haben Anerkennung für eine neue Art von Atheisten, nicht der Freidenker des neunzehnten Jahrhunderts, sondern Theologen des Typs Klaas Hendrikse (Autor des Buches „Der Glaube an einen Gott, der nicht vorhanden ist" - hpd berichtete), die argumentieren, dass Gott nicht existiert, sondern "geschieht". Sie zitieren eine Aussage vom Großschachmeister Jan Hein Donner. „Ich glaube an Gott, aber ich glaubte erst dann, als ich entdeckte, dass er nicht existiert."
Der Theologe Miskotte sagte dazu: "Damit ist eines der wertvollsten Geheimnisse des biblischen ABC verraten. So geht es allen Aufrechten. Es ist immer wieder der Bruch mit der Religion und der Durchbruch des Glaubens." In dem Bündel fügt Dr. Evert Jan de Wijer daran zu: "Viele Aufrechte haben sich mit dieser Entdeckung auch von der Kirche verabschiedet." Dr. Wijer schreibt weiter: "Die moderne Gesellschaft ist nach wie vor im Chaos des Theismus verstrickt: die Vorstellung, dass es über den Menschen auf der Erde einen Gott im Himmel gibt. Der Ball ist jetzt bei der Kirche. Geht sie weiter mit den unbiblischen Gottesbildern der Allmacht, Allwissendheit und des „alles zu sehen" die im Theismus ein eigenes Leben führen? Oder wird sie gegen dieses Gebäude, unseren Turm zu Babel, der unseren Glauben und das Vertrauen auf Gott verhindert, Stellung beziehen?" (Niederländisch)
Polizei von Amsterdam will keine kostenlosen Bibeln
Amsterdam, 01.07.08 - Die Amsterdam-Amstelland Polizei hat das Angebot der reformierten Bibelstiftung (GBS) für den kostenlosen Erhalt von Bibeln abgelehnt. Der Grund für die Ablehnung ist, dass "die Vermittler bereits hinreichende Kenntnisse des Christentums besitzen", sagt ein Sprecher der Polizei. Die Initiative für die Verteilung von kostenlosen Bibeln entstand, nachdem bekannt wurde, dass Vermittler die Koranübersetzungen von Kader Abdolah mit Rabatt kaufen konnten. (Niederländisch)
Humanisten haben kein Problem mit der Förderung von Religion
Amsterdam, 01.07.08 - Ahmed Marcouch, Vorsitzender des Stadtteils Amsterdam-Slotervaart, will, dass öffentliche Schulen Religionsunterricht in den Lehrplan aufnehmen. Der Stadtteil wird diese Möglichkeit prüfen, weil es kein Vertrauen in private Koranschulen hat. Lodewijk de Waal, Vorsitzender der Humanistischen Allianz und Direktor der Humanitas, bekommt jedoch den Eindruck, dass Marcouch nur eine Religion bevorzugen will. „Damit haben Humanisten ihre Probleme."
Staatliche Schulen können bereits heute auf Antrag der Eltern Zeit für Religion und Weltanschauung reservieren. Die humanistische Bildung ist darin ebenfalls enthalten. Die Trennung von Kirche und Staat bedeutet, dass die Regierung neutral ist.
Es gibt drei Varianten.
Der Plan Marcouch fällt unter die "kompensatorische Neutralität", in denen die Regierung eine einzige religiöse Gruppe unterstützt. Für De Waal scheint die kompensatorische Neutralität sehr schwierig zu sein. "Dann muss die Obrigkeit inhaltliche Entscheidungen über Religion und Philosophie fassen, und einige bevorzugen und andere benachteiligen. Das wäre nur in seltenen Ausnahmefällen gestattet. Eine religiöse Position steht im Gegensatz zu allen unseren Gesetzen und die Regierung sollte daran nicht mitarbeiten."
Der Amsterdamer Bürgermeister Cohen fordert eine "inklusive Neutralität", in dem die Regierung die Religion im Raum des öffentlichen Lebens gestattet.
Die dritte Variante ist das französische Modell der Laizität, wo die Religion vollständig aus dem öffentlichen Bereich verbannt wird.
Auch humanistischen Organisationen sind für „inklusive Neutralität ", sagt de Waal. Wir haben schon immer die Linie der Fazilitäten bevorzugt. Auf diese Weise sind zum Beispiel die Universität für Humanistik und Humanitas finanziert worden. "Aber sie müssen das auf eine faire Art und Weise tun. Vom Humanismus verlangt man, dass jeder als Humanist registriert ist, während es für Katholiken ausreicht, irgendwann getauft worden zu sein. Das Geld für Islamunterricht sollte auch anderen Richtungen zur Verfügung stehen." (Niederländisch)
Verhältnis Kirche und Staat nicht immer klar definiert"
Amsterdam 03.07.08 - Die Regierung sollte sich nicht um den Inhalt der Religion bemühen. Das ist die Meinung von Bürgermeister Job Cohen von Amsterdam. Er schrieb dazu eine Notiz nach anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Kirche in der Hauptstadt. Der Höhepunkt war der Zuschuss, den die Gemeinde von Amsterdam für den Bau der Westermoschee geben wollte - als Gegenleistung für die Verkündung eines liberalen Islams in der Moschee.
Im Nachhinein hält Cohen dies für eine falsche Taktik. Zu Versuchen, die Lehren einer Moschee durch Bedingungen an die religiöse Weltanschauung zu beeinflussen, bedeutet, die Trennung von Kirche und Staat zu überschreiten. Dieser Ansatz des PvdA Bürgermeisters entspricht der Meinung von Sophie van Bijsterveld, Professorin an der juristischen Fakultät der Universität Tilburg. Sie ist eine katholische Gläubige und befasst sich mit dem Thema der Trennung von Kirche und Staat. Sie ist auch CDA-Senator und Beraterin des interkirchlichen Kontaktbüros für öffentliche Angelegenheiten. "Die Forderung einer liberalen Religionslehre, in Austausch für finanzielle Unterstützung, kommt zu nahe an den Kern des Glaubens. Das überschreitet meiner Meinung nach die Grenze der Trennung von Kirche und Staat. Aber natürlich sind religiöse Organisationen auch an die Grenzen gebunden welche das niederländische Recht setzt.'' (Niederländisch)
Unruhe in der Moschee
Rotterdam, 03.07.08 - Der Rotterdamer Bürgermeister Ivo Opstelten (VVD) weigert sich im Streit zwischen Besuchern der Essalam-Moschee und der Verwaltung des Gebetshauses zu vermitteln. Eine Petition von wütenden Moscheebesuchern war nicht in der Lage ihn zu überzeugen.
Die Essalam-Moschee in Rotterdam ist das größte muslimische Gebetshaus Europas und steht im Zusammenhang mit verdächtigen ausländischen Bewegungen. Es ist schon lange unruhig rund um die Essalam-Moschee. Das Gericht in Rotterdam verbot fünf Besuchern für sechs Monaten den weiteren Besuch der Moschee. Sie widersetzten sich dem Einfluss von Geldgebern aus Dubai, die den Bau der größten Moschee in den Niederlanden ermöglichten.
Der Vorstand warf den Menschen Unruhe und Rebellion im Gebetshaus vor. Am Ende des vergangenen Jahres ergriff einer von ihnen das Mikrofon und forderte die "Jihad-Kämpfer" auf, gegen die Verwaltung zu kämpfen. In März nahm ein anderer Besucher das Mikrofon an sich. Daraufhin gab es das gerichtliche Moscheeverbot. Die fünf verbannten Besucher haben aber eine Gruppe von etwa 300 bis 400 Unterstützer gefunden, sagen sie. Etwa sechzig Moscheebesucher hatten Opstelten jetzt eine Petition übergeben. Sie fragten ihn, im Konflikt zu vermitteln. "Wir schließen nicht aus, dass es Tote gibt" stand in der Petition. Opstelten sagte jedoch, dass eine Vermittlerrolle nicht Aufgabe der Stadt ist.
Der Bau der neuen Moschee liegt bereits seit Mitte März still wegen eines Streits mit dem deutschen Bauunternehmen. Inzwischen hat das Unternehmen auf die neue und alte Moschee Pfändungen legen lassen. Der stellvertretende Bürgermeister sagte, dass die Stadt die Baugenehmigung zurückzieht, wenn die Bauwerke länger als 26 Wochen still liegen würden.
Bereits in November vergangenen Jahres nahm das Unterhaus einen Antrag an über den ausländischen Einfluss auf die niederländischen Moscheen (hpd berichtete). CDA und PvdA sind sehr besorgt über die Gefahren von ausländischen Geldgebern und wollen, dass der AIVD (inländischer Geheimdienst) hier untersucht. (Niederländisch)
Parlamentskammer will Türkische Bewegung untersuchen lassen
Den Haag, 04.07.08 - Eine Mehrheit der Kammer will eine Untersuchung über die Art, wie die türkische Fethullah Gul Bewegung in den Niederlanden organisiert ist. Die Parteifraktionen der VVD, PvdA und SP erklären dies als Reaktion auf eine Sendung vom TV-Programm NOVA. In dieser erzählt ein ehemaliger Angestellter eines türkischen Internats, dass die türkischen Kinder dort indoktriniert werden. Nach ihm bekommen sie dort zu hören, dass "die einzigen guten Niederländer konvertierte Niederländer sind." Auch die niederländisch-türkischen Arbeitnehmer sind mit dieser Art von Klängen vertraut. Präsident Ayranci: "In den Internaten sind Abendländer Ketzer".
Die Schulen sind ein Teil der Bewegung des Fethullah Gul, ein umstrittener türkischer Muslimprediger, der auch in den Niederlanden Tausende von Anhängern hat. Sie ist die größte türkische Bewegung in den Niederlanden und ist besonders aktiv in der Bildung. Obwohl die Gul Bewegung offiziell nicht auf dem Papier existiert, machen viele Organisationen davon Teile aus, sagt Türkei Experte Professor Erik Jan Zürcher. Er nennt: die Dialog-Akademie, die Time Media Group, Hogiaf Unternehmen und die Cosmicus College.
Nach PvdA Sprecher Dijsselbloem sollte die Untersuchung sich vor allem auf die Bildung richten: "Die zentrale Frage ist, ob diese Aktivitäten die Integration fördern oder sich dagegen stellen. Im letzteren Fall sind die Subventionen sofort zu stoppen". (Niederländisch)
Rudy Mondelaers