USA: (hpd) Auch im April belegten die Vertreter der religiösen Rechten in den USA ihre traditionellen Themenfelder. Vom nahen Ende der Welt, dem Kampf gegen Abtreibung und den Islam, ist alles auf der Agenda, ebenso die Behauptung Präsident Obama sei nicht in den USA geboren sowie der Zusammenhang zwischen Evolutionstheorie bedeutet keine Moral, folglich Öffnung für Homosexualität.
Nachbeben: Rick Joyner nahm noch einmal Bezug auf das furchtbare Erdbeben in Japan, das sich im März ereignete. Angeblich hat Televangelist Jim Bakker die Naturkatastrophe, ebenso wie 9/11 und Hurrikan Katrina vorausgesehen. Bakker galt als einer der wichtigsten Fernsehprediger, wurde jedoch wegen Finanzbetrugs in den 80ern zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, was seine Karriere beendete. Mit Blick auf ein angeblich drohendes Erdbeben in den USA forderte Joyner die amerikanischen Christen dazu auf, nicht nur Wasser- und Nahrungsvorräte anzulegen, sondern auch einige Bibeln einzulagern. Nach der Katastrophe sei das Ende der Welt nah, was eine exzellente Gelegenheit zur Missionierung böte. (Quelle 1) (Quelle 2)
Wie immer nahm sich die Christliche Rechte auch diesen Monat des Themas Abtreibung an.
Die demokratische Politikerin Gail Riecken aus Indiana kommentierte ein neues Abtreibungsgesetz ihres Bundesstaats, das ihrer Meinung nach viel zu lasch sei. Obwohl es sehr streng ist, erlaubt es Abtreibung nach einer Vergewaltigung. Laut Riecken würden Frauen einfach vortäuschen vergewaltigt worden zu sein, um die Zustimmung zum Schwangerschaftsabbruch zu bekommen. (Quelle)
Der mögliche Präsidentschaftskandidat Rick Santorum, erneuerte seine Attacken gegen Planned Parenthood. Angeblich betreibe die Organisation Eugenik, da vor allem schwarze Frauen um eine Abtreibung ersuchen. Außerdem würde seine Tochter Bella, die mit einer Erbkrankheit geboren wurde, in einem „sozialisierten Gesundheitssystem“ nicht die nötige medizinische Versorung erfahren und womöglich sterben. (Quelle 1) (Quelle 2)
Pat Robertson gab eine neue Theorie zum Besten, weshalb die Linke Abtreibungen unterstütze. Dies sei ein Beitrag zur Gleichberechtigung von Lesben. Denn wenn diese keine Kinder kriegen könnten, dann Heteros erst recht nicht. Bryan Fischer attackierte den republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, der seine Pläne zur Zahlungskürzung an Planned Parenthood nicht wahrgemacht hatte, scharf. Er sei nicht besser als Pontius Pilatus und würde einem Mord, der auf einer Stufe mit dem Holocaust steht, tatenlos zusehen. (Quelle 1) (Quelle 2)
In der Elfenbeinküste wurde nach bürgerkriegsartigen Zuständen der bisherige Präsident Gbagbo gestürzt, derzeit regiert Präsident Ouattara. Vertreter der Christlichen Rechten zeigten sich entsetzt, denn der bisherige Amtsinhaber ist Christ, sein Nachfolger Moslem. Gbagbos diktatorische Amtsführung hinderte Pat Robertson und Senator James Inhofe nicht daran, ihn zu verteidigen und seinem Opponenten Wahlbetrug vorzuwerfen, sowie Drohszenarien einer Islamisierung zu bemühen. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass auch die Anhänger Ouattaras Kriegsverbrechen begingen. (Quelle)
An der Heimatfront nahm Bryan Fischer erneut den Islam ins Visier. Moslems seien wie ein giftiger Krebs für die amerikanische Gesellschaft. Bei künftigen Kriegseinsätzen in islamischen Ländern müssten den Marines sofort Missionare folgen, wenn diese nicht akzeptiert würden, müssten eben Raketen folgen. (Quelle 1) (Quelle 2)
Der ehemalige General William Boykin, der in seiner Amtszeit als hochrangiger Pentagon-Offizieller mehrfach angegeben hatte, im Auftrage Gottes den Islam zu bekämpfen, erklärte diesen Monat, dass ökumenische Gespräche zwischen Christen und Moslems nicht möglich seien. Ein Moslem der bete, verfluche Jesus, zudem sein der Islam kein abrahamitischer Glaube. Sowohl Boykin als auch Sarah Palin sind als Redner zu einer Veranstaltung einer christlichen Universität in Colorado geladen, um die US-Truppen zu ehren. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Nach den Attacken auf den Islam geriet auch Präsident Obama ins Visier. Die American Family Association warf ihm vor, Ostern nicht ausreichend zu würdigen, aber viele islamische Feiertage zu schätzen. Damit stellte sie sich indirekt auf die Seite der Christen, die Obama vorwerfen, ein heimlicher Moslem zu sein. Franklin Graham wies die Gerüchte, Obama sei Moslem, zurück. Allerdings sei er kein guter Christ, da er nur aus opportunistischen Gründen seiner Kirchengemeinde beigetreten sei. (Quelle 1) (Quelle 2)
Erneut wurde in diesem Monat auch die These kolportiert, laut der Barack Obama nicht in den USA geboren und somit auch nicht verfassungsgemäßer US-Präsident sei. Besonderes Gewicht gewann die „Birther“-Legende dadurch, dass sie nun auch vom Immobilien-Mogul Donald Trump, der mit einer Präsidentschaftskandidatur liebäugelt, geäußert wurde. Unterstützung erfuhr Trump daraufhin
von evangelikalen Christen wie Sarah Palin, oder dem konservativen Publizisten Joseph Farah.
Bryan Fischer ist jedoch von Donald Trump nicht angetan. In seinem Blog verwies er auf die zahlreichen Ehen und Affären des Bauunternehmers. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Auf den öffentlichen Druck hin veröffentlichte das Weiße Haus erstmals Barack Obamas Geburtsurkunde. Im Wahlkampf 2008 wurde das Dokument nur in Auszügen der Öffentlichkeit präsentiert. Orly Taitz, eine der ersten „Birtherinnen“ hatte dann auch gleich etwas an der Geburtsurkunde auszusetzen. Korrekterweise müsse beim Unterpunkt Rasse nicht „Afrikaner“, sondern „Neger“ stehen. (Quelle)
Ein neues Gesetz erleichtert Homosexuellen künftig die Einwanderung, da auch für sie der Familiennachzug möglich ist. Manche Vertreter der Christlichen Rechten sehen darin den Versuch, die amerikanischen Werte, vor allem das Christentum, zu Fall zu bringen. Bryan Fischer äußerte sich zu einem Vorfall, bei dem ein transsexueller Mann am Betreten der Damentoilette gehindert und von den anwesenden Frauen verprügelt wurde. Ohne eine Wort des Bedauerns sagte Fischer, dass dies die Haltung der AFA gegen Gleichstellung von Transsexuellen bestätige. (Quelle 1) (Quelle 2)
Das Creation Studies Institute warnte vor den Folgen, falls die Evolutionstheorie in den Schulen unterrichtet werden sollte. Wer die Schöpfung der Welt durch Gott leugne, lebe in einer Welt ohne Moral. Dies würde der Homosexualität den Weg ebnen. Aus evolutionärer Sicht sei auch nichts an Vergewaltigung aususetzen, es sei eben schlicht nur ein Weg seine Gene zu verbreiten. Außerdem spreche die Existenz von Homosexuellen gegen die Evolutionstheorie, denn Schwule würden sich automatisch ausselektieren. (Quelle)
Tony Perkins, Präsident des Family Research Council, stellte den Schaden, den Homosexuelle für die Gesellschaft bedeuten, auf eine Stufe mit Terrorismus während sich Rick Scarborough zu der These verstieg, dass AIDS eine Strafe Gottes für Homosexualität sei. (Quelle 1) (Quelle 2)
Die Probleme bei der Umsetzung der Homoehe erscheinen jedoch klein, wenn man das Ergebnis einer neuen Umfrage berücksichtigt. Eine relative Mehrheit der Republikaner in Mississippi ist der Ansicht, dass gemischtrassige Ehen illegal sein sollten. (Quelle)
Außerdem wurden die üblichen Weltuntergangsszenarien gezeichnet. Pat Robertson prophezeite, dass ein Asteroid schon bald die Erde vernichten wird(tatsächlich wird das betreffende Objekt jedoch nur nah an uns vorbeifliegen) und warnte später davor, dass Amerika immer mehr Sodom und Gomorra ähnele. Calvin Beisner verkündete in der Sendung von Bryan Fischer, dass eine Tornadoserie, die jüngst die USA heimgesucht hatte, Vorzeichen einer kommenden Strafe Gottes seien. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)
Zusammenstellung und Übersetzung: Lukas Mihr




