(hpd) Joachim Bromand und Guido Kreis, die beide in Bonn Philosophie lehren, liefern mit dem von ihnen herausgegebenen Sammelband „Gottesbeweise“ eine voluminöse Überblicksdarstellung zu philosophischen Ansätzen mit Dokumentation und Einführung. Gerade dies macht aus dem Werk ein nützliches Handbuch, das aber Kritik wie etwa von Hume und Kant nur geringen Raum gibt und Kurt Gödels „ontologischen Beweis“ allzu apologetisch würdigt.
Eine Reihe von Einführungsbänden in die Philosophie beginnt mit einem Kapitel über die Gottesbeweise, also Versuche, die Existenz eines Gottes oder des Göttlichen logisch und rational zu begründen. In der Tat handelt es sich dabei um ein Problem bzw. Thema der Philosophie und nicht der Religion. Ebendort soll geglaubt werden, die Philosophie fragt nach Begründungen. Zum Thema „Gottesbeweise“ haben nun die beiden in Bonn lehrenden Philosophen Joachim Bromand und Guido Kreis einen voluminösen Band mit eben dem Titel „Gottesbeweise“ und dem Untertitel „Von Anselm bis Gödel“ vorgelegt. Darin definieren sie einleitend ihr Thema als philosophisches Problem: „Ein erfolgreicher Gottesbeweis ist eine Abfolge von Sätzen, bei der der letzte Satz lautet: ‚Ein göttliches Wesen existiert’ und zwar so, das dieser letzte Satz nicht falsch sein kann, wenn die anderen Sätze wahr sind, und so, dass diese Sätze auch tatsächlich wahr sind“ (S. 10). Einen solchen Anspruch erhoben im Laufe der Geistesgeschichte zahlreiche Philosophen.
Deren wichtigste Protagonisten, die in ontologischen Argumenten den systematisch entscheidenden Gottesbeweis sahen, bilden in Dokumentation und Einführung den inhaltlichen Schwerpunkt des Bandes. Gemeint sind damit Annahmen, welche Gott als in höchstem Maße gütig, mächtig und vollkommen und demnach auch als existent deuten. Unterteilt ist „Gottesbeweise“ in sechs größere Kapitel: Zunächst geht es mit Anselm von Canterbury um die Urform des ontologischen Arguments, wobei auch Thomas von Aquin als Kritiker große Aufmerksamkeit eingeräumt wird. Dem folgen Ausführungen zur Neuformulierung des Gottesbeweises in der frühen Neuzeit mit dem Hauptaugenmerk auf René Descartes und Georg Wilhelm Friedrich Hegel, welchen noch ein kurzer Beitrag zu David Humes empiristischer Kritik des telelogischen Beweises nachgestellt wurde. Die Kritik der Gottesbeweise in der klassischen deutschen Philosophie insbesondere bei Immanuel Kant steht danach im Zentrum des Interesses.
Als Alternativen zu den klassischen Gottesbeweisen behandelt man anschließend Blaise Pascals „Wette“ als Theorie der rationalen Wahl und die moralische Argumentation von Immanuel Kant, ergänzt um einen kurzen Beitrag zum grammatischen Argument von Robert Spaemann. Kurt Göbels ontologischer Beweis und andere modallogische Gottesbeweise von David Lewis, Norman Malcolm und Alvin Plantinga bilden danach den inhaltlichen Schwerpunkt. Und schließlich geht es noch um Gottesbeweise vor dem Hintergrund der modernen Wissenschaft, bezogen auf die Ansätze von William L. Craig, Graham Oppy und Richard Swinburne. Im Anhang findet sich noch die Dokumentation von Gottesbeweisen in der klassischen griechischen Philosophie mit Auszügen aus den Texten von Aristoteles, Platon und Sokrates. Wie die Ausführungen zur inhaltlichen Schwerpunktsetzung veranschaulichen konzentrieren sich die Herausgeber auf ontologische Argumente, behandeln aber auch kosmologische und teleologische Ansätze sowie am Rande die Kritik daran.
Insgesamt kommt dem Band ein hoher dokumentarischer Wert zu, finden sich darin doch die bedeutendsten Texte zu den Gottesbeweisen vertreten. In den ausführlichen Einleitungen zu diesen Quellen liefern die Herausgeber wichtige Informationen und Reflexionen. Zwar behandeln und dokumentieren sie auch kritische Stimmen in der Philosophie, wobei diese meist auf Hume und Kant beschränkt bleiben. Darin kann auch die einseitige Ausrichtung des Bandes erkannt werden. Darüber hinaus betonen sie bereits auf der ersten Seite des Bandes apodiktisch über den „Ontologischen Beweis“ des Logikers und Mathematikers Kurt Gödel: „Auch wenn Zweifel an seiner Gültigkeit bestehen, ist es bis zum heutigen Tage nicht gelungen, einen klaren Fehler im Beweis auszumachen“ (S. 9). Zwar bewegt sich dessen Argumentation aus dem Jahr 1970 einem abstrakt und logisch formal hohen Niveau, wodurch sich Gödel aber auch einer möglichen Überprüfbarkeit entzog. Unabhängig von diesen Einschätzungen handelt es sich hier aber um eine nützliche Dokumentation zum Thema.
Armin Pfahl-Traughber
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oachim Bromand/Guido Kreis (Hrsg.), Gottesbeweise von Anselm bis Gödel, Berlin 2011 (Suhrkamp-Verlag), 712 S., 20 €