GBS-Beirat Volker Sommer - der am University College in London lehrt – stellte dann anhand mehrerer Filmausschnitte die kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Großen Menschenaffen vor. Das Publikum in dem vollbesetzten großen Saal staunte über das planvolle Vorgehen eines Schimpansen beim „Termitenfischen“, über pfiffige Methoden schwer zugängliche Nüsse durch Ausnutzung ihrer Schwimmfähigkeit in Reichweite zu bekommen, aber auch darüber wie ein Gorillaweibchen einen in ihr Gehege gefallenen bewusstlosen achtjährigen Jungen fürsorglich aufhob, um ihn vor die Eingangstür der Tierpfleger abzulegen.
Anschließend folgte ein Redebeitrag des GBS-Beirates und Tierrechtlers Colin Goldner, der den meisten Lesern als unerbittlicher Kritiker des Dalai Lama bekannt sein dürfte. In der Tat wurde einst sein kritisches Interesse am tibetischen Buddhismus geweckt, als er zufällig mit ansehen musste wie ein Mönch einen kleinen Affen massakrierte. Goldner, der von Frerk als Halter zweier vegan ernährter Doggen vorgestellt wurde, machte deutlich, dass ein Status der Großen Menschenaffen als Subjekte von Grundrechten nur der Anfang eines Anfangs sein kann, in dem Bemühen um eine allgemeine Ausgestaltung tierrechtlicher Rahmenbedingungen gemäß einer mitfühlenden Ethik.
Als Beispiel für die Legitimierung herkömmlicher Sichtweisen nicht-menschliche Tiere als nutzbare Sachgüter aufzufassen, zitierte er den Katechismus der Katholischen Kirche, der einst unter Federführung des heutigen Papstes - damals noch Kurienkardinal – erstellt wurde, dessen Formulierungen auch jeden Kommentar erübrigte. Goldner nahm den herzlichen Applaus für sein Bekenntnis sich als Konsequenz seiner Position vegan zu ernähren und zu kleiden dankbar an.
Dem aufmerksamen Beobachter auf der Empore zeigt sich aber, dass nur etwa die Hälfte des Publikums applaudierte. Die gemeinsame Befürwortung des Great Ape Projects und einer Vermeidung der Haltung der übrigen Tiere unter qualvollen Bedingungen, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Mitglieder und Förderfreunde der Giordano- Bruno-Stiftung keineswegs Vegetarier oder Veganer sind, sondern viel eher Überlegungen folgen, wie sie von Junker und Paul in ihrem Buch „Der Darwin-Code“ vorgestellt wurden, welche u. a. empfehlen die evolutionsbiologische Prägung des Menschen auf eine Lebensweise als Jäger und Sammler hin, auch in der Zusammensetzung der Ernährung zu berücksichtigen. Aber diese Vielfalt an Meinungen und Konzepten macht für viele letzten Endes auch den Reiz der humanistischen Freidenker- und Querdenkerszene aus. Die Informations- und Diskussionsangebote der vor Ort präsenten Tierrechtler- und Veganerorganisationen wurden auch bereitwillig genutzt. Ebenso wie die kulinarische Vielfalt des veganischen Büfetts.
Der Vorstandsprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, ging in seinem Redebeitrag zur Preisbegründung auch auf die Kritik an der Preisverleihung ein, die zuletzt in der Aufforderung des Behindertenbeauftragten der CDU an die Nationalbibliotheksleitung gipfelte, ihr Einverständnis bezüglich der Veranstaltung in ihren Räumen zurückzunehmen. Die GBS hatte mit der Forderung nach dem Rücktritt des Beauftragten reagiert und erwägt nun rechtliche Schritte wegen dessen Äußerung über angebliche behindertenfeindliche Positionen des Preisträgers Peter Singer.