Religiöse Rechte – Notizen Juni 2011

USA. (hpd) Der Juni ist vorbei und langsam beginnt das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Gouverneur Rick Perry möchte sich zum Liebling der Christlichen aufschwingen. Wichtigstes Ereignis in diesem Monat war die Zulassung der Homoehe im liberalen Bundestaat New York. Wie nicht anders zu erwarten war, legt die Christliche Rechte sogleich Einspruch ein.

 

Die Republikanerin Vicky Hartzler warnte vor den Folgen der Homoehe und stellte sie auf eine Stufe mit Inzest und der Fahrerlaubnis für Dreijährige, während der Publizist Joseph Farah Parallelen zu Mord und Kindesmissbrauch zog. Televangelist Pat Robertson erinnerte an die unzüchtige Stadt Sodom, die von Gott zerstört wurde. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Bryan Fischer überdachte unterdessen seine Position gegen die Zulassung von Schwulen zum Militärdienst. Man müsse nicht dagegen vorgehen, denn sobald Homosexuelle an der Waffe dienten, würde sich schnell Frustration breitmachen. Künftig könnten sie ihre Orientierung nicht mehr als Ausrede zur Pflichtverweigerung nutzen können und ihre Position über die Gleichstellung in den Streitkräften aufgeben. (Quelle)

Gouverneur Rick Perry erklärte diesen Monat im Fernsehinterview, dass die derzeitige Wirtschaftskrise in den USA auch positive Seiten habe. Er verglich sie mit den 7 mageren Jahren in Ägypten, die die Israeliten erdulden mussten. Während der Krise würden die Amerikaner sich wieder auf christliche Werte berufen und die Sklaverei überwinden. Am 6. August ruft Rick Perry zu einer Gebetsveranstaltung um Gottes Segen für das Land zu erflehen. Dazu sind eine Vielzahl christlicher Organisationen geladen. Unter anderen nimmt die American Family Association teil. Zu den weiteren umstrittenen geladen Gästen zählen International House of Prayer, das die Notwendigkeit einer Judenmission betont, John Hagee, der den Holocaust als gottgewollt bezeichnete und Doug Stringer, der in den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die Strafe Gottes für die Homosexuellen in den USA ansah.
(Quelle 1), (Quelle 2).

Auch diesen Monat geriet Obamas Vorstoß in der Nahostfrage aus dem Mai wieder ins Kreuzfeuer. Cindy Jacobs hoffte, dass die härtere Linie Obamas gegenüber Israel dazu führe, dass sich die Juden Israels zu Jesus bekennen würden. Joseph Farah bekräftigte erneut, dass eine Tornadoserie in den USA die göttliche Strafe für die Aufforderung zum Siedlungsabbau im Westjordanland war, während Matt Barber zuversichtlich war, dass die jüdischen Wähler Obama für seinen „Antisemitismus“ abstrafen würden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Pastor Rod Parsley beschwor erneut das Drohszenario der kommenden Apokalypse. Wenn das Ende der Welt nahe sei, würden liberale Pastoren sich in seine Kirche flüchten und bereuen, dass sie sich nicht gegen Islam und antichristliche Filme eingesetzt hätten. Außerdem verglich der antiislamische Prediger seine Kirchengemeinde mit dem Navy Seals Team, das Osama bin Laden getötet hatte. (Quelle 1), (Quelle 2).

Der Fernsehsender TBN und Televangelist Jack Van Impe beendeten diesen Monat ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit. Dieser hatte in seinem Programm Pastor Rick Warren beschuldigt, durch den Dialog zwischen Christen und Muslimen die Religion „Chrislam“ erschaffen zu wollen. (Quelle)

Judson Phillips, einflussreicher Vertreter der Tea-Party-Bewegung sprach sich dafür aus, Muslime aus politischen Ämtern auszuschließen. Er bezog sich dabei lobend auf die McCarthy-Periode, in der Linke in den USA eingeschüchtert wurden. Pat Robertson stellte diesen Monat klar, dass er die Tea Party als von Gott gesandt ansehe und sie Amerika erretten würde.
(Quelle 1), (Quelle 2).

Ein amerikanischer Soldat, der anonym bleiben möchte, veröffentlichte diesen Monat Aufnahmen vom Osterfest in einem Militärstützpunkt in Afghanistan. Ein weiteres Beispiel für die Aufweichung für die Trennung von Religion und Staat (Militär). Den Soldaten wurde ein überdimensionierter Kuchen in Kreuzform mit Aufschrift „Thank you Jesus“ serviert. (Quelle)

Pastor David Barton, selbsterklärter Historiker, stellte diesen Monat erneut sein Geschichtsverständnis unter Beweis. Angeblich seien die Gründerväter gegen die Evolutionstheorie gewesen. Tatsächlich veröffentliche Darwin seine Schriften erst Jahrzehnte nach der Gründung der USA. (Quelle)

Joseph Farah bemühte in der sog. Birther-Debatte ein weiteres Argument. Bereits Deutschland habe mit dem Österreicher Adolf Hitler den falschen Mann ins Amt gewählt, ähnliches könne auch nach der Wahl Barack Obamas geschehen. (Quelle)

Überraschendes Einlenken bei Richard Land: Der Funktionär der Southern Baptist Convention sah sich erstmals bereit, für einen Mormonen zu stimmen. Bei einer Wahl müssten evangelikale Christen zuerst andere Evangelikale, notfalls Katholiken und wenn selbst diese nicht zur Verfügung stünden, Mormonen wählen. Dies spielt wohl auf die beiden republikanischen Kandidaten Mitt Romney und Jon Huntsman an. Die Christliche Rechte ist sich seit Jahrzehnten uneins, ob sie mit den Mormonen zusammenarbeiten soll oder nicht. (Quelle)

Rick Santorum brachte seine italienische Abstammung in Spiel. Im Fernsehen erinnerte er an seinen Großvater, der vor Mussolini in die USA floh und warnte, dass die Amerikaner 2012 die Wahl zwischen Freiheit und Faschismus hätten. (Quelle)

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr