Religiöse Rechte – Notizen Oktober 2011

USA. (hpd) Der Oktober brachte mehrere Beispiele für Homophobie und den Dauerbrenner Islam, als zum Beispiel der Vertrieb von “halal“ geschlachtetem Fleisch als Vorbote der Scharia interpretiert wurde. Außerdem findet der US-Wahlkampf zwischen Baptisten und Mormonen statt, Adolf Hitler tauchte immer wieder auf und hinter den Katholiken steht Satan. Selbstredend wurde die Occupy-Bewegung verurteilt und für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert.

Michael Brown durfte in der Sendung von Mike und Cindy Jacobs ein Drohszenario entwerfen. Da Schwule in der Vergangenheit inhaftiert wurden, hätten sie nun vor, Konservative ins Gefängnis zu werfen. Die Politikerin Sally Kern beschrieb im Gespräch mit David Barton die Todesangst, die sie beschlich, als sie wütende Mails Homosexueller erhielt. (Quelle 1) (Quelle 2)

Auch Bryan Fischer teilte gegen Schwule aus. Anlässlich des im Oktober stattfindenden LBGT-Monats meinte er, dass auch John Gacy, ein pädophiler Triebtäter, und Adolf Hitler, dessen Bewegung fast komplett schwul gewesen sei, bei der Veranstaltung zugunsten HomoBiTransexueller Würdigung finden sollten. (Quelle)

Tony Perkins kommentierte einen Vorfall, der sich im Rahmen einer Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ereignet hatte. Dort war ein Soldat, der seine homosexuelle Orientierung thematisierte, vom Publikum ausgebuht worden, ohne, dass die Kandidaten dagegen Einspruch erhoben hätten. Perkins, der selbst bei den Marines war, erklärte, dass niemand, der ehrenvoll den Vereinigten Staaten gedient hätte, derart ausgebuht werden dürfe. Dieser Fall verstoße jedoch nicht gegen das Prinzip, da die Buhrufe Präsident Obamas verfehlter Politik und nicht dem Soldaten gegolten hätten. Im Interview mit Perkins sagte der republikanische Kongressabgeordnete Duncan D. Hunter, dass die Schwulen in die Armee drängten, um einen Militärputsch durchzuführen. (Quelle 1) (Quelle 2)
 

Das Dauerbrenner-Thema Islam wurde auch diesen Monat wieder angeschnitten. Rabbi Daniel Lapin führte in Pat Robertsons Sendung „The 700 Club“ aus, dass die Terroranschläge gegen das World Trade Center bereits in der Bibel prophezeit wurden. Außerdem sei es kein Zufall, dass die Planung der Anschläge in Deutschland stattfand, da bereits Hitler geplant hatte, die Luftwaffe Kamikaze-Attacken gegen die Stadt New York fliegen zu lassen. (Quelle)

Bryan Fischer warnte davor, dass der Vertrieb von „halal“ geschlachtetem Fleisch das erste Anzeichen für die schleichende Einführung der Scharia sei. Außerdem seien Muslime schuld an der Sklaverei, da sie es waren, die die Afrikaner gefangen nahmen und verkauften. Fischer mag in diesem Punkt recht haben, seine Aussage, dass das Christentum Sklaverei ablehne, ist aber falsch wie ein Blick in die Bibel und die Geschichte beweisen. (Quelle 1) (Quelle 2)

Rick Joyner und Lou Engle planen eine Gebetsveranstaltung in Detroit. Beide riefen zur Bekehrung von Muslimen auf, damit Michigan nicht der erste islamische Bundesstaat der USA werde. (Quelle)

Außerdem bezog sich Fischer auf die Entscheidung Obamas, mit dem Jahresende alle US-Soldaten aus dem Irak abzuziehen. Die USA sollten alle Zahlungen für den Wiederaufbau des Landes einstellen, da man ein Land, das Christen verfolge, nicht unterstützen dürfe. (Quelle)
 

Im Wahlkampf der Republikaner zeichnet sich indessen immer deutlicher das Trio Cain, Romney Perry ab, während den anderen Kandidaten nur noch Außenseiterchancen auf die Präsidentschaftskandidatur eingeräumt werden. Dementsprechend verschärft sich die Gangart.

Megachurch-Pastor Robert Jeffress aus Dallas geriet diesen Monat in den Fokus der Medien, da er zu den Unterstützern von Rick Perry gehört. Der Baptistenprediger forderte die Christen dazu auf für den texanischen Gouverneur und nicht für seinen Konkurrenten, den Mormonen Mitt Romney zu stimmen. Das Mormonentum sei kein wahres Christentum, sondern nur ein „Kult“. Bereits im Wahlkampf 2008 hatte Jeffress gegen Romney Stimmung gemacht und vor göttlichen Strafen gewarnt, falls Amerika für einen Mormonen stimmen würde. (Quelle 1) (Quelle 2)

In der Vergangenheit hatte Jeffress außerdem verkündet, dass Juden, Mormonen, Muslime und Schwule zur Hölle fahren würden. Auch hinter dem Katholizismus stecke Satan, da die katholische Kirche die Große Hure Babylon aus der Offenbarung verkörpere. (Quelle 1) (Quelle 2)

Ein anderer Unterstützer Perrys, der mit ihm gemeinsam aufgetreten war, geriet ebenfalls in die Schlagzeilen. Mike Bickle, Leiter des International House of Prayer, hatte sich antisemitisch geäußert. Dies war bekannt geworden, als Mitschnitte seiner Predigten veröffentlicht wurden.

Bickle bezog sich auf eine Bibelstelle, in der Gott Jäger aussenden werde, um die Juden vor sich her und letztlich nach Israel zu treiben. Einer dieser Jäger, von dem die Bibel spricht, ist laut Bickle Adolf Hitler. Ohne die jüdischen Flüchtlinge aus Europa wäre es nie zur Gründung des Staates Israel gekommen. Gott werde auch weiterhin Jäger schicken, bis alle Juden der Welt in Israel versammelt seien. (Quelle)
 

Pat Robertson betätigte sich wie auch im letzten Monat während der Alzheimer-Affäre als Eheberater. Einer Zuschauerin riet er den Kontakt zu ihrer Schwiegermutter einzustellen, die Handleserei und Zauberei betreibe. Sie stünde im Bündnis mit satanischen Kräften. Einer anderen Frau, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, riet er dazu, weiterhin den Zehnten zu zahlen (also 10% des Bruttolohns an die Kirche abzutreten), weil sie dank der Hilfe Gottes ihren Engpass schneller überwinden würde. (Quelle 1) (Quelle 2)

 

In den vergangenen Wochen hatte sich in der Bevölkerung Unmut über die Verantwortung der Banken für die globale Finanzkrise geregt. Unter dem Motto „We are 99%“ fanden sich Demonstranten auf der Wall Street zusammen. Die Christliche Rechte war sich schnell einig, dass die Bewegung zu verurteilen sei, hatte dafür aber eine Vielzahl Argumente.

Laut Bryan Fischer verstießen die Proteste gegen die 10 Gebote, da man anderer wegen ihrer Besitztümer nicht beneiden solle. Jesus hätte die Demonstranten vertrieben, so wie einst die Geldwechsler im Tempel. Außerdem warf er der Bewegung Antisemitismus vor, da Nazis im Umfeld der Demonstration vor dem jüdisch kontrollierten Bankenwesen warnten. Tea-Party-Aktivist Judson Phillips sah die Tatsache, dass sowohl Nazis wie auch Kommunisten an den Protesten beteiligt waren, als Beweis dafür, dass beide Ideologien nur unterschiedliche Medaillen der Ideologie „Sozialismus“ seien. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Das Family Research Council forderte dazu auf, dafür zu beten, dass Gott den Zorn der Protestler beruhige, während der Republikaner Tom Trento meinte, Occupy Wall Street sei islamisch unterwandert, weil es Parallelen zum arabischen Frühling gäbe. Pat Robertson warf Präsident Obama vor, mit dem Feuer zu spielen, weil er die Proteste unterstütze (tatsächlich hatte Obama nur davon gesprochen, Verständnis für die Frustration zu haben.) Sein Co-Moderator war der Ansicht, dass es nicht zu Gewalt komme, weil die Jahreszeit einfach zu kalt sei. Der Politiker Gary Bauer sagte, dass Jared Loughner, der im Januar versuchte hatte, die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords zu töten und dabei sechs unbeteiligte Personen erschoss, gut zu den Protestlern passen würde. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)

 

Der Republikaner Brad Drake aus Florida forderte anlässlich der Hinrichtung eines kubanischen Mörders durch die Giftspritze die Wiedereinführung der Todesstrafe auf dem elektrischen Stuhl oder durch Erschießen. Er könnte das "Gelabere über Humanität" nicht mehr hören. (Quelle)

 

Der katholisch-konservative Publizist Pat Buchanan trat diesen Monat in einer rechtsextremem Talkshow auf, um sein neues Buch zu bewerben. Dort warnte er vor den Problemen, die sich ergäben, wenn die weißen Amerikaner etwa im Jahr 2040 nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit in den USA stellten. (Quelle)
 

Lukas Mihr