Zur Ehre des Größten

Walhai-Historie

Der erste der Wissenschaft bekannte Walhai wurde 1828 am Kap der Guten Hoffnung gefangen. Dieser südlichste Punkt seiner Verbreitung wird bedingt durch die warme Mozambique-Strömung entlang der Ostküste Afrikas. Damals wurde der kleine, nur 4,6 m lange Fisch mit einer Harpune erlegt. Andrew Smith, ein englischer Arzt in Kapstadt, schrieb, der Walhai sei furchtlos neben dem Boot geschwommen und erst als die Harpune ihn getroffen habe, habe er den Kurs geändert und die Geschwindigkeit erhöht. Das getötete Tier wurde konserviert, eine Beschreibung unter dem Namen Rhiniodon (= Raspelzahn) typus noch 1828 durch Smith im südafrikanischen Zoological Journal publiziert, und dann zum Musée National d’Histoire Naturelle in Paris geschickt, wo es heute noch (!) ausgestellt ist. Erst 1865 beschreibt A. Dumeril den in Paris befindlichen Walhai im Detail unter dem Namen Rhinodon typicus und spricht von dem einzigen überhaupt bekannten Haifisch dieser Gattung. Heute hat man sich auf den wissenschaftlichen Namen Rhincodon typus geeinigt. Noch im selben Jahr wurde im Golf von Kalifornien ein anderer Walhai gefangen und 1884 ein weiterer vor der Pazifikküste Panamas.

Der bisher längste Walhai wurde 1919 im Golf von Siam gefangen. Er hatte sich im Flachwasser in Krebsreusen verfangen und wurde mit Gewehrschüssen erlegt. Das Tier war so groß, dass die Fischer es nicht im Ganzen an Land schaffen konnten. Eine Messung geschah in siamesischen Einheiten, wodurch der Walhai umgerechnet auf eine Länge von 14 – 15 m kam. Genaue Angaben aber fehlen. Exakt gemessen wurde erstmals 1923 ein Tier, das vor den Florida Keys im Süden der USA harpuniert worden war. Es war 9,52 m lang und der größte Umfang bei den Brustflossen betrug 7,1 m. Die Schwanzflosse war 3,5 m hoch. Der längste Walhai, der genau vermessen wurde, ging 1983 einem Fischer an der indischen Küste vor Bombay ins Netz: Das Männchen maß exakt 12,18 m und wog 11 Tonnen. Eine Zählung aller um den Globus registrierten Walhaibegegnungen von 1828 bis 1987 zeigt, wie selten der größte Fisch der Erde ist: Eine Biologin zählte Begegnungen mit nur 320 Tieren – magere zwei pro Jahr.

Beispielbild
Schiffshalter ziehen mit einem etwa 5 m langen Walhai entlang der Indik-Küste Thailands / Foto © Archiv Debelius

Film- und Fotodokumente

Es ist bemerkenswert, dass die ersten UW-Filmszenen von einem Walhai bereits 1926 gedreht wurden. Mack Sennett, ein amerikanischer Filmproduzent, nutzte während einer Angeltour vor Capo San Lucas am Ende der Baja California die Gelegenheit, den seltenen Riesen nah an der Wasseroberfläche zu filmen. Eine Kopie davon gibt es noch im American Museum of Natural History.

Erst richtig bekannt wurde der Walhai durch die SW-Filme von Hans Hass in den 1950er Jahren. Er filmte ihn erstmals im Roten Meer, als er auf der Suche nach Mantarochen war. Viele Menschen nahmen auch von der Existenz des Walhais durch Thor Heyerdahls Kon-Tiki-Expedition Kenntnis. Es klingt heute erheiternd, was der Forscher 1950 in seinem Buch schreibt: „ ..das war das größte und häßlichste Gesicht, das je einer von uns im Leben  gesehen hatte. Es war der Kopf eines wahren Seemonsters, so groß und so schrecklich, wäre ‘the Old Man of the Sea’ selbst erschienen, hätte er keinen größeren Eindruck auf uns machen können. Der Fisch trug einen breiten, flachen Kopf wie ein Frosch, mit kleinen Augen an jeder Seite. Das krötenartige Maul war etwa 1,5 m breit und an seinen Enden hingen Fransen herunter.“ Beeindruckend.

Vielleicht gibt es kaum ein besseres Zeugnis für die Seltenheit des Walhais durch die Tatsache, dass Cousteau in den ersten 20 Calypso-Jahren auch nur zwei Begegnungen mit ihm hatte, wobei er auf die erste bis zum Jahr 1967 warten musste. Und niemand kann behaupten, dass sein Schiff nicht dauernd unterwegs war. 

Seit den 1970er Jahren machten dann viele Walhai-Geschichten die Runde. Hier eine davon: 1976 schwamm ein weiblicher Walhai in eine Lagune der Canton Insel im zentralen Pazifik und fand nicht mehr heraus. Er schwamm dort wie im Aquarium und die Anwohner versuchten zunächst, der Walhai-Dame einen Kanalausgang zu zeigen. Als das nicht gelang, fütterten sie das Tier mit Krebsen, was ihm offensichtlich gefiel. Immer wenn das Futterboot herannahte, schwamm der Hai hinzu, legte das offene Maul wie ein Haustier auf den Bootsrand und ließ sich die Krebse einschaufeln. Der jugendliche Walhai von 5 m Länge wurde 14 Monate lang in der Canton-Lagune gefüttert, bis er über Nacht offensichtlich einen Ausgang gefunden hatte und für immer verschwand.

Beispielbild
Auch ein Schnorchler paßt locker in das Maul des Walhais / Foto © Archiv Debelius