Ich kaufe nie wieder Ölsardinen

Man entkommt ja doch nicht

In dieser Kritik bin ich als prononcierter Atheist ausnahmsweise mal mit Erzbischof Christoph Schönborn einer Meinung. Der Einkaufsrausch ist das unterträglichste an diesem Fest. Wobei ich, im Unterschied zum Kardinal, Weihnachten auch sonst als Anhäufung von Unerträglichkeiten erlebe. Der lächerliche Kampf Christkind gegen Weihnachtsmann, die falsche Familienidylle, das penetrant missionierende Fernsehprogramm. Das ist etwas viel auf einmal.

Wahrscheinlich muss man sehr religiös sein, um die Durchschreitung dieses Jammertals als Beglückung zu erleben. Oder viel Alkohol trinken, wie es ja um diese Jahreszeit immer wieder vorkommen soll. Oder beides. Alle anderen haben nicht einmal eine Chance, dem zu entkommen. Hierzulande sowieso nicht. Auch eine Flucht ins Ausland nützt wenig. Selbst in Ländern ohne nennenswerte christliche Bevölkerung wird Weihnachten gefeiert.

Halbwegs weihnachtsfrei dürften nur Saudi-Arabien und Teile Afghanistans sein. Allerdings keine klassischen Destinationen für halbwegs freiheitsliebende Menschen auf der Flucht.

Da bleibt man doch lieber zuhause. Und erträgt. Man entkommt dem Wahnsinn ja doch nicht. Die vielleicht auswegloseste Situation, in der sich ein Atheist befinden kann. Aber wenigstens ist bald für ein Jahr eine Ruh. Das tröstet.

Christoph Baumgarten