Religiöse Rechte – Notizen Mai 2013

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Lebensschützer, Homosexuellenrechte, Waffengesetz, Obama auf den Spuren Nixons, die Wiedererrichtung des World Trade Centers und schwere Verwüstungen durch Tornados in Oklahoma. Das waren Themen der Religiösen Rechten im Mai 2013.

Die Lebensschutzbewegung in den USA konzentriert sich inzwischen nicht mehr nur ein Abtreibungsverbot, sondern nimmt auch Fehlgeburten ins Visier. Louie Gohmert kommentierte den Fall einer Frau, die sich einem Schwangerschaftsabbruch unterzogen hatte. Dem Fötus fehlten weite Teile des Gehirns und eine Totgeburt stand bevor. Gohmert hätte die Frau jedoch zum Austragen gezwungen, da seiner Meinung nach noch eine gewisse Chance bestand, dass das Kind lebend zur Welt gekommen wäre.

In Virginia und Mississippi werden Gesetze debattiert, die Frauen dazu zwingen, Fehlgeburten offiziell zu melden. Sollte sich herausstellen, dass Komplikationen durch Fehlerverhalten der Mutter auftraten (Drogenkonsum, körperliche Belastung, sonstiges medizinisches Fehlverhalten), könnte sogar ein Verfahren wegen Totschlags eingeleitet werden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Wie so oft gerieten aber zuerst Homosexuellenrechte ins Visier. Bryan Fischer kommentierte die Position der amerikanischen Mormonen, die die Zulassung von Schwulen bei den amerikanischen Pfadfindern begrüßt hatten. Ihnen ginge es dabei gar nicht um die Rechte von Homosexuellen, sondern nur um die Aufweichung christlicher Moralvorstellungen. Auf lange Sicht wollten die Mormonen angeblich nur die Wiedereinführung der Polygamie erreichen. Außerdem war er sich sicher, dass Homosexualität eine freie Entscheidung sei. Schließlich entscheide jeder Schwule selbst, welchen Partner er attraktiv finde und welchen nicht. Keinesfalls sei er ein hilfloses Opfer eines Dranges mit jedem Mann Sex haben zu wollen. Genauso frei könne sich ein Schwuler also für Sex mit einer Frau entscheiden.

Pat Robertson argumentierte ähnlich. Vergewaltiger und Mörder könnten sich bessern und zu anständigen Menschen werden – warum nicht auch Schwule? David Barton wiederholte seine alte These, dass AIDS die Strafe Gottes für Homosexualität sei. Sollte ein Wissenschaftler dennoch eine Therapie entwickeln, würde Gott einfach die nächste tödliche Seuche schicken, um Schwule zu strafen. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4).
 

Zu Beginn des Monats schoss ein Mann auf dem Flughafen von Houston um sich, ohne weitere Personen zu verletzen, sah sich mit dem herannahenden Sicherheitspersonal konfrontiert und beging Selbstmord. Für Glenn Beck war dies ein inszenierter Fall, der sich für die Linken auszahlen würde. Ähnlich wie der Reichstagsbrand, der Hitler bei der Machtergreifung half. (Diese These ist allerdings historisch umstritten.) Am Tag darauf sinnierte er darüber, der Mann könne der Occupy-Bewegung angehört haben. (Quelle 1), (Quelle 2).

In die gleiche Kerbe schlug auch der Kongressabgeordnete Frank Lucas. Da die Pläne für ein schärferes Waffengesetz vorerst gescheitert sind, plane die Regierung Obama nun angeblich, einfach die gesamte Munition im Land aufzukaufen, um so Waffenbesitzer zu entmachten. Bryan Fischer warnte, dass Obama zwangsweise Waffen konfiszieren könnte. Zwar wolle er diese nur „gefährlichen Menschen“ wegnehmen, damit seien aber unzweifelhaft Christen gemeint. (Quelle 1), (Quelle 2).
 

Diesen Monat wurde die Spitze auf dem neu errichteten World Trade Center in New York montiert. (Die Eröffnung wird aber erst am Jahresende stattfinden.) Das Gebäude erreicht nun die symbolische Höhe von 1776 Fuß, eine Anspielung auf das Gründungsdatum der USA. Rick Wiles vermutet jedoch einen anderen Hintergrund: Im gleichen Jahr wurde der Geheimbund der Illuminati gegründet, die an den Terroranschlägen des 11. September beteiligt waren. (Quelle)

Erik Rush und Alan Keyes verkündeten nahezu gleichlautend, dass Obama absichtlich nichts gegen Terroranschläge unternehme. In großer Not könne er sich dann als Retter präsentieren und den Kriegszustand verhängen, um eine Diktatur zu errichten.

Avi Lipkin erklärte einem christlichen Radiosender, dass Obama bewusst Bürgerkriege im Nahen Osten anheize, um eine Flüchtlingsbewegung auszulösen. Er plane dauerhaft 100 Millionen Muslime im Land anzusiedeln. Für genug Wohnraum ist auch gesorgt: schließlich darf der US-Präsident Naturschutzgebiete auflösen und frei über sie verfügen. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Rick Joyner verstieg sich zur Behauptung, dass Terrorismus in den USA nur von links ausgehe. Timothy McVeigh, der bei einem Bombenanschlag in Oklahoma 168 Menschen tötete, ist in seinen Augen ein Linksextremer – obwohl er sich in Neonazi-Kreisen radikalisierte. Die größte Terrororganisation seien jedoch die Medien, nicht etwa Al-Qaida. (Quelle)
 

Präsident Obama geriet diesen Monat innenpolitisch unter Druck. Das Finanzministerium hatte von mehreren Tea-Party-Gruppen die Gemeinnützigkeit nicht anerkannt, oder die Anträge bewusst langsam bearbeitet. Daher konnten sie keine Steuererleichterungen geltend machen. Selbst im liberalen Lager wurde Obama vorgeworfen, den Grundsatz der Unparteilichkeit verletzt zu haben. In Zusammenhang mit der Überwachung von Journalisten durch das Justizministerium wurde schnell eine Analogie zu Präsident Nixon gezogen.

Louie Gohmert attackierte die Obama-Regierung in einer Rede vor dem US-Parlament. Das Finanzministerium hätte im Jahr 1773 die Teilnehmer der Boston Tea Party erschießen lassen. Larry Klaman gab „linken Juden“ die Schuld am Skandal um die Steuerbehörde. Er hoffe, dass die „echten Juden“ die „linken Juden“ ins Gefängnis werfen würden. (Quelle 1), (Quelle 2).

Auch Glenn Beck ging auf den Präsidenten los. Es sei vergessen, dass der Ku-Klux-Klan nicht nur Schwarze, sondern zu einem kleineren Teil auch Weiße lynchte. Diese Opfer wären heute in der Tea Party organisiert. Dass es unmöglich sei, Obama wegen dieser Skandale des Amtes zu entheben, zeige, dass die USA bereits zur Diktatur geworden seien. Zudem habe das Weiße Haus die Skandale vermutlich nur inszeniert, um vom größeren Skandal um den Angriff auf den amerikanischen Botschafter in Bengasi abzulenken. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
 

Das Eagle Forum wandte sich per E-Mail-Verteiler an seine Mitglieder. Christen müssten sich gegen die Reform der Einwanderungsgesetze stark machen. Dies sei kein Verstoß gegen die Bibel. Zwar werde dort die Nächstenliebe propagiert, dies gelte jedoch nur für den einzelnen Gläubigen und sei nicht als Anweisung für die Regierung zu sehen. Dort wo die Bibel zu Gastfreundschaft gegenüber „Fremden“ aufrufe, sei aus dem Kontext zu erschließen, dass die Gäste sich nur zeitweise im fremden Land aufhielten – also nicht dauerhaft einwandern. (Quelle)
 

Der Bürgermeister von Charlotte will künftig einen „Tag des Verstandes“ zelebrieren. Penny Nance von den Concerned Women for America zeigte sich schockiert. So beginne moralischer Relativismus, was in Deutschland zum Holocaust geführt habe. (Quelle)
 

Im Bundesstaat Oklahoma kam es diesen Monat zu Zerstörungen durch Tornados, bei denen viele Menschen starben. Eine Überlebende wurde vom Fernsehsender CNN zu ihrem Erlebnis befragt. Der Moderator wollte auch wissen, ob sie Gott für ihre Rettung danke. Sie konterte jedoch damit, dass sie Atheistin sei. Glenn Beck vermutete, dass das Interview vorher abgesprochen wurde, um christliche Werte zu beleidigen. Pastor Fred Phelps sah in der Naturkatastrophe Gottes Strafe dafür, dass sich erstmals ein professioneller Basketballspieler zu seiner Homosexualität bekannt habe. (Quelle 1), (Quelle 2).
 

Fernsehprediger Matthew Hagee versicherte seinen Zuschauern, dass Gott Gebete um baldige Genesung immer erhöre.  Manche Kranke würden schlagartig gesund, andere erst nach Monaten. Aber auch ein Todesfall sei kein Widerspruch, denn im Paradies gebe es keine Krankheiten mehr. (Quelle)
 

Am traditionellen Familienbild wird nicht gerüttelt. Bryan Fischer kommentierte eine Statistik über weibliches Einkommen. Es sei gefährlich, wenn eine Frau mehr als ihr Ehemann verdiene, weil dies seinen Wert schmälere. Frauen seien dafür geschaffen, vom Mann befehligt zu werden und sich um Kinder und Hausarbeit zu kümmern. Pat Robertson beruhigte eine Zuschauerin, die unter der Untreue ihres Mannes leidet. „Stellt er ein Haus, Essen, Kleidung zur Verfügung? Ist er nett zu den Kindern? Ist er hübsch?“ Ein Mann streune eben gern herum, also solle die Frau dafür sorgen, dass er keinen Anlass habe, herumzustreunen, so Robertson. (Quelle 1), (Quelle 2).
 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr