Konferenz zu Nordkoreas Menschenrechtslage

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Konferenzpodium / Alle Fotos © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Konferenz kennen die komplexen Rahmenbedingungen sehr genau, der breiten Öffentlichkeit sind sie jedoch kaum gegenwärtig.“ Dieser Aussage aus dem Grußwort des Bundespräsidenten Joachim Gauck gegenüber stand der Zeugenbericht von Hye-sook Kim. Sie war mit 12 Jahren in ein Arbeitslager verschleppt worden und überlebte dort 28 Jahre, bevor ihr die Flucht aus Nordkorea gelang.

Vor der UN erklärte Nord-Korea diesen März, sie hätten das weltweit beste System zum Schutz der Bürgerrechte und bestritt die Existenz von Arbeits- und Konzentrationslagern für politische Gefangene. Im Februar 2013 hatte der UN-Menschenrechtsrat einen Sonderbericht über die Menschenrechtslage in Nord-Korea veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die besondere Aufmerksamkeit der UN unbedingt notwendig ist.

Zu den sieben Hauptkritikpunkten gehörten die Verletzung des Rechts auf Nahrung, willkürliche Verhaftungen, Folter und Zwangsarbeit, Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit, Verletzung des Rechts auf Leben und Reisefreiheit sowie die Existenz von Gefangenenlagern.

Human Rights Watch, auf der Konferenz vertreten durch Julie de Rivero, stuft Nord-Korea als eines der Länder mit der weltweit verheerendsten Menschenrechtslage ein. Hinzu kommt, dass man über die Situation in Nord-Korea, auf Grund der effektiven Abschottung von der Außenwelt, weniger Wissen hat, als über irgendeine andere Krisenregion der Welt. Die Verhältnisse könnten also durchaus noch viel extremer sein, als bisher angenommen.

All dieses berichtete die Citizens‘ Allience for North Korean Human Rights (NKHR) nun schon zum zwölften Mal, nach der letzten Konferenz in Indonesien diesmal in Deutschland. Am 17. und 18. Juni luden sie, gemeinsam mit der UOKG
(Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft) zu informellen Vorträgen und Gesprächen ein, eine Einladung, der Teilnehmer aus Deutschland, China, Südkorea und Rumänien folgten.  Eröffnet wurde die Konferenz mit dem südkoreanischen Spielfilm „Crossing“ von 2008, der das Schicksal realer Flüchtlinge nacherzählt.

Trailer (in Englisch)

 

Die Vorträge der Konferenz konzentrierten sich besonders auf die Punkte des Überwachungssystems in Nordkorea, die Frage nach dem rechtlichen Status der ungefähr 50.000 Flüchtlinge, die sich in China verstecken und bei Entdeckung gewaltsam nach Nordkorea zurückgebracht werden. Dies bedeutet für sie Inhaftierung, Folter und oft auch öffentliche Hinrichtung.

  

Neben den Vorträgen berichteten Hye-sook Kim und Myung-sook Lee von Ihren Erlebnissen, sowohl aus dem Alltagsleben in Nordkorea, als auch von ihren Lageraufenthalten, wie ihrer Flucht. Dass sie heute öffentlich darüber sprechen können, liegt nur daran, dass beide keine lebenden Angehörigen mehr im Land haben; in Nordkorea gilt die Sippenhaft über drei Generationen.

Nach ihren Berichten beschloss Rainer Wagner, Bundesvorsitzender des UOKG, spontan, die beiden Frauen – stellvertretend für alle Opfer des Regimes, mit der Goldenen Ehrennadel des UOKG auszuzeichnen. Diese Auszeichnung wird an jene vergeben, die sich in besonderer Weise für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur und den Kampf für Menschenrechte verdient gemacht haben.

Zum Ende der Konferenz appellierte Professor Jae-chun Won an die internationale Gemeinschaft sowie die Politik, nicht länger die Augen vor der Lage der Menschen in Nord-Korea und der Flüchtlinge in China abzuwenden. Er hoffe besonders auf Hilfe aus Deutschland, das seine Teilung bereits überwunden hat und drückte seine Hoffnung aus, gerade aus den Unterschieden der deutschen und koreanischen Teilung, mit Hinblick auf eine mögliche Wiedervereinigung lernen zu können.

Erste Schritte in Deutschland

2001 reagierten mehrere College-Studenten, als sie von der Menschenrechtslage in Nord-Korea bzw. der Flüchtlinge in China erfuhren, prompt mit der Gründung einer Organisation zur Rettung von Flüchtlingen und zur Bekämpfung des menschenverachtenden Regimes. „LiNK“ steht für „Liberty in North-Korea“ und hat es mittlerweile geschafft 154 Flüchtlinge zu retten. Diesen Flüchtlingen wird anschließend von LiNK durch Sprachkurse, Schulungen, Ausbildungen und Stipendien geholfen, ein neues Leben in Freiheit zu beginnen. Zusätzlich bilden diese Flüchtlinge eine Brücke nach Nord-Korea, da es vielen gelingt, sowohl Informationen und teilweise auch Geld zurück ins Land zu schicken; eine Strategie, in der viele Experten die höchste Hoffnung auf eine Veränderung der Umstände sehen.

Nachdem sich auch kleine Gruppen an deutschen Universitäten an den amerikanischen Fundraising-Kampagnen beteiligt hatten, ist LiNK nun dabei eine Außenstelle in Deutschland aufzubauen. Sie soll die Kampagnen von LiNK in Zukunft an die deutsche Situation anpassen. Justin Wheeler, Vize-Präsident von LiNK erklärte, er setze große Hoffnungen in Deutschland, schließlich hätten sie erlebt, was es bedeutet in einem geteilten Land leben zu müssen.

Nicolai A. Sprekels