Bei der Grafik über die Anzahl der Millionäre auf der Welt, scheint Deutschland mit nur 463.000 Millionären etwas unterrepräsentiert zu sein. Im Jahr 2012 wurden in Deutschland über eine Million Millionäre ermittelt. Das sind mehr als 1 Prozent der Bevölkerung. Allerdings scheint die Ermittlung des Vermögens der Reichen sowieso relativ schwierig zu sein.
Es gehört zu den statistischen Absonderlichkeiten, dass zwar über die Buchproduktion in Deutschland exakt Auskunft gegeben werden kann, doch sehr unklar ist, über wie viel Vermögen und Einkommen die reichen Bundesbürger verfügen.
Diese Unklarheiten sind kein Zufall, denn die Reichen wissen, wenn alle wüssten, wie das Geld verteilt ist, sind Diskussionen über die Gerechtigkeit dieser Verteilung nicht zu verhindern. Also bleibt dies ein Geheimnis.
Durch angeblich seriöse Vermögensberichte wird geschickt verschleiert, dass es keine genauen Daten dazu gibt. Dieser Datenmangel wird zudem durch regelmäßig erscheinende seriös anmutende Vermögensberichte geschickt kaschiert. Aber auch die amtlichen Statistiken sind sehr lückenhaft und wissen fast nichts über die Reichen in Deutschland.
Die Bundesbank liefert zwar einen groben Überblick über das Vermögen insgesamt und hat beispielsweise für 2007 eine Summe von 9,5 Billionen Euro ermittelt, von dem die reichliche Hälfte Geldvermögen war. Diese Summen sagen jedoch nichts über die Verteilung des Vermögens zwischen Armen, Mittelschicht und Reichen.
Das Statistische Bundesamt erstellt wiederum alle fünf Jahre die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS). Dabei werden ca. 60.000 Haushalte befragt. Allerdings berücksichtigt die Umfrage keine Haushalte mit einem Nettoeinkommen größer als 18.000 € monatlich. Diese geben nur ungern freiwillig Auskunft über ihr Einkommen und Vermögen, dass dadurch kaum verwertbare Aussagen zu den Lebensverhältnissen getroffen werden können. Deshalb lässt man sie lieber gleich weg.
Beim Mikrozensus, der nicht freiwillig ist und bei dem jährlich ein Prozent der Bevölkerung, darunter auch Reiche, Auskunft geben muss. Doch hier wird das Vermögen gar nicht abgefragt - und das Einkommen muss nur pauschal mit "mehr als 18.000 Euro" angegeben werden. Also auch der Mikrozensus liefert darüber keinen Aufschluss.
Bleiben noch die Finanzämter. Denn auch Spitzenverdiener müssen Steuern zahlen. Aber auch hier bleiben Lücken. Gerade Unternehmer, Selbstständige und Freiberufler können sich leicht fürs Finanzamt arm rechnen. Die Einkommensteuerstatistik erhebt zwar das jährliche Einkommen, aber das Gesamtvermögen bleibt unberücksichtigt. Bis 1997 verriet noch die Vermögenssteuer ein wenig, wer wie viel besaß. Doch diese wird seitdem nicht mehr erhoben.
Eine verlässliche Quelle bleibt daher nur noch das Sozio-ökonomische Panel, kurz SOEP. Seit 1984 werden jährlich die gleichen rund 12.000 Haushalte befragt. Für eine bessere Datenlage sorgt seit 2002 eine „Hocheinkommensstichprobe“. Aber auch hier gibt es keine genauere Erhebung.
In Deutschland gibt es einen Armuts- und Reichtumsbericht, in dem sich nur etwa 10 Seiten finden, die sich den Reichen widmen. Die Unterschichten sind statistisch bestens erfasst, während man über die Vermögenseliten kaum etwas weiß. Das scheint politisch so gewollt zu sein.
Fazit
Die Ausstellung "REICHTUM - mehr als genug" stellt die Frage nach den Gründe und Abgründen unseres Strebens nach Reichtum. Warum glauben viele, dass man nur mit Geld und Besitz gut leben kann? Kann es ein „reiches Leben“ auch ohne materiellen Reichtum geben?
Die Frage bleibt: Verspricht Reichtum ein „mehr“ an Leben? Und sind es nur Neider, die meinen, dass Reichtum auf Kosten anderer geht, dass er unsozial ist, Armut produziert und oft nicht auf ehrlichem Wege zustande gekommen ist? Die öffentliche Debatte pendelt zwischen erstrebenswertem Lebensziel und Feindbild, Schicksal oder gerechter Lohn für harte Arbeit, Freibrief für Genuss oder Bürde und Verantwortung.
Und um gleich bei der Verantwortung zu bleiben. Wer von den Reichen übernimmt denn tatsächlich Verantwortung? Welcher Manager/Banker usw. steht denn im Ernstfall, wenn etwas schief geht mit seinem Vermögen gerade? Welcher Manager ist den jemals zur Kasse gebeten worden, wenn das Unternehmen den Bach runter ging? Ist es nicht vielmehr so, dass gerade diese mit Abfindungen in Millionenhöhe entlassen werden? Oftmals brauchen sie sich keine Sorgen um Zukunft und Rente machen, im Gegensatz zu wegen kleinerer Verfehlungen gekündigte Arbeitnehmer.
Am Schluss kommt man wieder an der Netto-Privatvermögensanzeige vorbei. Und je nachdem, wie lange man sich in der Ausstellung aufgehalten hat, ist die 13 bis 14-stellige Zahl um weitere 50.000.000 bis 70.000.000 Euro gewachsen, nämlich pro Sekunde um 9.181 Euro. Es hat den Anschein, dass dies von ganz allein erfolgt und unabänderlich ist. Denn mindestens das bleibt offen, wie entsteht Reichtum und auf welchen Konten landet er.
Elke Schäfer
REICHTUM - mehr als genug. EINE SONDERAUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUMS Dresden, 6. Juli bis 10. November 2013. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertage: 10 – 18 Uhr. Eintrittspreise 7 € / 3 €.