Ein Kommentar von Reta Caspar (Freidenker):
Wenn die "Landeskirchen" eine nationale Betdemonstration organisieren und nur ein paar Hundert kommen, sagt dies etwas über ihren Zustand aus. Wenn in der Ostschweiz kantonale Kooperationen Beratungsangebote günstiger anbieten können als die Kirchen, und wenn die Zürcher Katholiken plötzlich Millionen verteilen können, ist der Mythos ihrer sozialen Unentbehrlichkeit entlarvt.
Es wurde über alle Medien bekannt gemacht: Die Landeskirchen haben - unter dem Namen "Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen" AGCK und getrieben von den Evangelikalen - schon am Tag vor dem kantonalen Bettag zum Gebet nach Bern eingeladen. Gekommen sind gerade mal ein paar Hundert fromme Christen. Das Christentum hat also - entgegen dem gerne bemühten Mythos der «christlichen Schweiz» - keine Mobilisierungskraft.
Die Macht der Kirchen liegt in den Strukturen und Institutionen. Und weil die Evangelikalen das auch verstanden haben, befinden sie sich seit einiger Zeit auf den Marsch durch die Institutionen.
Zu diesen Institutionen und Strukturen gehören auch die Bundesverwaltung und die Wandelhalle im Bundeshaus. Dort wurden von Evangelikalen Unterschriften gesammelt: Fast die Hälfte der ParlamentarierInnen haben dieses Jahr einen Betruf an das Schweizer Volk unterzeichnet.
Aber eben: trotz eifrigem Beten und Sammeln - weniger als die Hälfte. Mehr als die Hälfte der nationalen PolitikerInnen findet es demnach nicht nötig, den BürgerInnen religiöse Empfehlungen zu geben.