Religiöse Rechte – Dezember 2013

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Fahne der USA
Fahne der USA

USA. (hpd) Während Weihnachten in Deutschland ein Fest der Ruhe und Einkehr ist, steht es in den USA unter Dauerbeschuss durch Linke und Liberale – wenn man der Christlichen Rechten glauben darf. Alljährlich fühlen sich Christen als Opfer, deren höchstes Fest im "Krieg gegen Weihnachten" von satanischen Kräften bedroht wird.

Die Frage, ob sich US-Amerikaner "Frohe Festtage" oder "Frohe Weihnachten" wünschen steht im Mittelpunkt dieses Kulturkampfes. Die eine Seite will Juden, Muslimen, Hindus, Atheisten etc. nicht den christlichen Glauben aufdrängen, während die Christen meinen, dass sie zur Verleugnung ihres Glaubens gezwungen werden. John Hagee forderte alle Atheisten und Humanisten dazu auf, die USA zu verlassen, wenn ihnen "Frohe Weihnachten" nicht behagten. (Quelle)

Eine Moderatorin von Fox News hatte eine Kontroverse losgetreten, weil sie behauptete, dass sowohl Jesus wie auch der Weihnachtsmann natürlich Weiße gewesen seien. Nur wenig plausibel, wenn man bedenkt, dass beide Figuren (zumindest Sankt Nikolaus) dem Nahen Osten entstammen. Manche Afro-Amerikaner lassen sich lieber von einem schwarzen Weihnachtsmann beschenken. Radiomoderator Neal Boortz verteidigte Fox News. Schließlich würde er sich auch nicht darüber aufregen, dass Martin Luther King stets als Afro-Amerikaner dargestellt werde. Dave Daubenmire beklagte sich darüber, dass der nicht im eigentlichen Sinne christliche Weihnachtsmann die Geschenke bringe. Kinder, die begreifen, dass der Weihnachtsmann nur eine Erfindung sei, könnten auf den Gedanken kommen, dass Gott genauso nur eine Erfindung der Erwachsenen sei. (Quelle) (Video)

Sandy Rios beklagte, dass sich die Situation in den USA nicht von Nazideutschland unterscheide. Auch Hitler habe versucht, Weihnachten zu verdrängen. Sarah Palin verkündete, dass US-Gründervater Thomas Jefferson heute zu den Verteidigern des Weihnachtsfestes zählen würde. Tatsächlich stand der Politiker den übernatürlichen Berichten aus der Bibel kritisch gegenüber. Bodie Hodge zeigte sich verärgert über die Atheisten. Diese sollten an Weihnachten besser arbeiten statt zu feiern. Tim Wildmon warnte, dass der Krieg gegen Weihnachten nur der Auftakt zu größeren Christenverfolgungen in den USA sei. (Quelle 1), (Quelle 2),(Quelle 3), (Quelle 4)

Selten hat ein Tod in den letzten Jahren für so viel Aufmerksamkeit gesorgt, wie der Nelson Mandelas. Der Politiker hatte in einem jahrelangen Kampf das Apartheids-Regime in die Knie gezwungen und wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Sein Kampf gegen rassistische Unterdrückung wurde in den 1980er Jahren von der Christlichen Rechten torpediert, dementsprechend fielen die Reaktionen jetzt aus.

Abtreibungsgegner kritisierten, dass Mandelas links ausgerichtete Partei Abtreibungen erlaubt hatte. Man könne nicht einerseits rassistische Morde anprangern, aber gleichzeitig zum "Völkermord" am ungeborenen Leben schweigen. (Quelle)

Pat Buchanan, ein Mitarbeiter Ronald Reagans, verteidigte mit ähnlichen Argumente wie in den 80er Jahren dessen Politik gegenüber Südafrika. Der damalige US-Präsident hatte Sanktionen gegen den Apartheids-Staat verhindert und die Menschenrechtsverletzungen in der Spannungssituation des Kalten Krieges missachtet. Joe Farah bezeichnete Mandela als rassistischen Terroristen. In Südafrika drohe die Vernichtung der Weißen Rasse. Zwar häufen sich die Gewaltakte gegen Weiße in Südamerika, jedoch eine Vernichtungsabsicht oder die Billigung der Regierung zu sehen, entbehrt jeder Grundlage. In das gleiche Horn stieß auch Sandy Rios von der American Family Association. Zudem kritisierte Farah Mandelas freundschaftliche und politische Beziehungen zu Yassir Arafat, Muammar Gaddafi und Fidel Castro. Erik Rush sinnierte darüber, ob es den Südafrikanern unter der Apartheid nicht besser ergangen sei, viele von ihnen lebten jetzt in ständiger Furcht vor Kriminalität. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4) und (Quelle 5)

Zur Trauerfeier versammelten sich Staatschefs aus aller Welt. Im Getümmel begegneten sich auch Barack Obama und der kubanische Präsident Raul Castro. Beide begrüßten sich freundlich per Handschlag. John McCain, der 2008 den Kampf um das Weiße Haus verloren hatte, ätzte gegen den Präsidenten. Er sei wie der britische Premier Neville Chamberlain, der Hitler die Hand geschüttelt hatte. (Quelle)

Zwar war die Stimmung gegen Mandela feindselig, dennoch gab es Stimmen, die sich auch positiv auf ihn bezogen – sofern es nur ihren eigenen Interessen diente.

Tom Tancredo, ehemaliger republikanischer Politiker lobte zwar Mandelas Verdienste, beeilte sich aber hinzufügen, dass Präsident Obama kein Recht habe, sich mit ihm zu vergleichen. Tatsächlich hatte Obama sich nie mit Mandela vergleichen. Rick Santorum, gescheiterter Präsidentschaftskandidat 2012, forderte, Obamacare genauso zu bekämpfen, wie Mandela die Apartheid bekämpft hatte. Ähnlich äußerten sich auch Glen Beck und Larry Klayman. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3) und (Quelle 4)

Jack Cashill verteidigte George Zimmerman, der 2012 Trayvon Martin erschossen hatte. Er sei ein Held der Bürgerrechte (womit wohl das Recht auf freien Waffenbesitz gemeint ist.) Ihn anzuklagen sei wie Nelson Mandela oder Mutter Teresa anzuklagen. (Quelle)

Papst Franziskus zog den Zorn der Christlichen Rechten auf sich, da er es gewagt hatte, die Ausbeutung durch den Kapitalismus zu verdammen. Das konservative Magazin World Net Daily schrieb, dass Jesus weine, weil die katholische Kirche nun den Sozialismus vertrete. Vermutlich sei Franziskus ein ehemaliger Agent des KGB, der hinter der linken Befreiungstheologie in Südamerika stecke. (Quelle 1), (Quelle 2)

Jesse Lee Peterson warf Barack Obama, Oprah Winfrey und anderen Afro-Amerikanern vor, gezielt Rassismus in den USA zu schüren und so Hass und Gewalt gegen Weiße zu provozieren. Der Tea-Party-Aktivist, der schon bald im parteiinternen Streit dem republikanischen Senator Lindsey Graham die Kandidatur streitig machen könnte, forderte die Abschaffung von staatlichen Sozialleistungen, da dies die Aufgabe der Kirche sei. Außerdem sollten Personen, die zu körperlicher Arbeit in der Lage seien, keine Lebensmittelmarken mehr erhalten. (Quelle 1), (Quelle 2)

David Barton klärte über die Mängel im Justizwesen der USA auf. Er kritisierte die Hinrichtung eines Mörders, der durch Indizienbeweise überführt wurde. Laut Bibel dürfe ein Mörder aber nur dann verurteilt werden, wenn es Augenzeugen für die Tat gebe. (Quelle)

Jim Garrow, der von sich behauptet, für den US-Geheimdienst gearbeitet zu haben, teilte sein "Insiderwissen" mit dem Radiopublikum. Angeblich habe US-Präsident Reagan die Geiseln der amerikanischen Botschaft in Teheran freigepresst, indem er angedroht habe, Mekka mit einem Nuklearschlag zu vernichten. Ihm fehlen nicht nur die Beweise: Besonders plausibel ist seine Ausführung vor allem deshalb nicht, weil der Iran und Saudi-Arabien miteinander verfeindet sind. Zudem habe Gott in letzter Sekunde einen Nuklearschlag Obamas gegen das eigene Volk verhindert. (Quelle)

Antifeministin Phyllis Schlafly präsentierte in der Sendung Stan Solomon die neueste Verschwörungstheorie. Liberale würden Konservativen unter Vorwänden ihre Kinder wegnehmen und sie gezielt an homosexuelle Paare vermitteln, wo ihnen sexueller Missbrauch drohe. (Quelle)

Bryan Fischer begrüßte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Indien, ein Anti-Homosexuellen-Gesetz aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft zu reaktivieren. Als kurz darauf eine indische Diplomatin in den USA festgenommen wurde, der vorgeworfen wird, ihr Haushaltspersonal misshandelt und ausgebeutet zu haben, war dies für Bryan Fischer lediglich eine Racheaktion der US-Regierung. Außerdem begrüßte Bryan Fischer einen Gesetzesentwurf gegen Homosexualität in Uganda. Zwar wurde von der Todesstrafe Abstand genommen, dennoch sind mehrjährige Gefängnisstrafen vorgesehen. Ähnliche Gesetze auf Jamaika wurden ebenso von der christlichen Rechten begrüßt. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4) und (Quelle 5)

Der katholische Erzbischof John Nienstedt, der in der Vergangenheit erklärte hatte, Homosexualität sei ebenso eine Sünde wie Mord, ließ diesen Monat seine Ämter ruhen. Gegen ihn wurden Vorwürfe laut, er habe einen Jungen sexuell belästigt. (Quelle)

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr