REGENSBURG. (hpd/fowid) Die Straßen sind voller als normal, überall sieht man Leute: Katholikentag und viele Menschen. Meist wohl Zugereiste, denn der Anteil der Katholiken sinkt in Regensburg wie in allen Städten Deutschlands und wird voraussichtlich in 10 - 12 Jahren die 50-Prozent-Marke unterschreiten.
Bayern gilt für viele Deutsche noch als der Hort des Katholizismus. Aus Anlass des Katholikentages hat fowid sich das Statische Jahrbuch 12013 der Stadt Regensburg angeschaut und Bemerkenswertes festgestellt.
Die Zusammensetzung der Bevölkerung von Regensburg wandelt sich. Während in den 1960er und 70er – bis in die Mitte der 1980er Jahre – noch über 100.000 Katholiken in Regensburg lebten, ist die Anzahl auf 88.000 im Jahr 2012 gesunken. Die Zahl der Bewohner evangelischen Glaubens ist von ca. 16.000 auf fast 22.000 gestiegen und die der Konfessionsfreien oder anderer Religionen sind in den 62 Jahren seit 1950 von 2.000 auf ca. 44.000 angestiegen.
Das heißt, der Zuwachs an der Bevölkerung ist weitestgehend durch Konfessionsfreie bzw. Andersgläubige bewirkt worden. Bis in die Mitte der 1980er Jahre ist dieser Anstieg vermutlich überwiegend durch Ausländer mit anderen Religionen, ab 1990 wohl eher durch Konfessionsfreie hervorgerufen worden. Wobei zu vermuten ist, dass in dieser Zeit einerseits Konfessionsfreie aus den ostdeutschen Ländern zugezogen sind aber andererseits auch die Selbstsäkularisierung der Katholiken ihren Teil dazu beitragen hat.
Seit 1950 nimmt der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich ab. Waren 1950 noch ca. 84 Prozent katholisch, so sind es im Jahr 2012 nur noch knapp 58 Prozent. Der Anteil der evangelischen Bevölkerung hat sich in den über 60 Jahren fast nicht geändert und liegt bei ca. 14 Prozent, d. h. jeder siebente Einwohner von Regensburg ist evangelisch. Jedoch ist der Anteil der ohne Religion oder mit anderer Religion von nahezu bedeutungslosen knapp zwei Prozent im Jahr 1950 auf über 28 Prozent in 2012 gestiegen. Bis in die 1970er Jahre scheint dieser Anteil noch mehrheitlich durch andere Religionen bestimmt zu sein (auf Grund des Ausländeranteils von ca. 2 Prozent), jedoch ab 1980 wächst der Anteil der Konfessionsfreien kontinuierlich. Ab 1996 ist vermutlich der größere Teil den Konfessionsfreien zuzurechnen, da sich der Ausländeranteil von da an nur geringfügig erhöht hat (von 8 auf 10 Prozent).
Am Anteil der Ausländer in den einzelnen Altersgruppen wird deutlich, dass sich in den letzten fünf Jahren da kaum etwas geändert hat. Daran wird auch ersichtlich, dass der enorme Zuwachs, der unter „Konfessionsfrei und Andersgläubige“ zusammengefasst wird, wohl weitestgehend von den Konfessionsfreien getragen wird, da sich der Anteil der Ausländer mit ihren anderen Religionen in den letzten fünf Jahren kaum geändert hat.
Es ist eine längerfristige Tendenz in Regensburg, dass die Bevölkerung insgesamt nur recht langsam angewachsen ist (von 117.300 im Jahr 1050 auf 153.800 im Jahr 2012), eine Tatsache, von der es heißt, dass sowohl der Bischof wie der Fürst kein Interesse an größeren Industrieansiedlungen gehabt hätten, da sie zu einer ‚linken’ Facharbeiterschaft geführt hätten.
Die Alterspyramide zeigt deutlich, dass die Zahl der Katholiken besonders ab der Altergruppe von 25 Jahren zurückgeht. In der Altersgruppe ab 60 Jahre ist dann wieder der Anteil etwas höher, während bei Jugendlichen und im Kleinkindalter ein hoher Anteil Religionsfreier zu finden ist.
Als Ursache bzw. als Auswirkung dieser Veränderungen schwächt sich auch das ‚katholische Mulieu’ religiös homogener Ehen ab. Im Vergleich der Eheschließungen zwischen 2008 und 2012 (also nur in diesen fünf Jahren) wird deutlich, dass der Anteil der homogen katholischen Ehen, also beide Partner katholisch, rückläufig ist: er sinkt von 31 Prozent auf 25 Prozent der Eheschließungen. Womit auch die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Kinder aus diesen Ehen katholisch getauft werden.
Aber nicht nur, dass dieser Anteil geringer wird, sondern generell die ‚katholischen Eheschließungen’ (Ehemann oder Ehefrau sind katholisch) auch mit andersgläubigen oder nichtgläubigen Partnern. Knapp die Hälfte der ‚katholischen Eheschließungen’ sind Konfessionsfrei oder anderer Religionen zugehörig. Da der Anteil der Ausländer jedoch in dieser Region relativ gering ist, kann man davon ausgehen, dass ein Großteil davon Eheschließungen mit Religionsfreien sind.
Im Durchschnitt der vergangenen Jahre verringert sich der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung um 0,7 Prozentpunkte pro Jahr. Sofern dieser Trend anhält – im vergangenen Jahr soll er zudem noch stärker gewesen sein –, wird es in zehn bis zwölf Jahren in Regensburg keine katholische Bevölkerungsmehrheit mehr geben.