Dreitausend katholische Ärzte fordern weitreichende Rechte, die ihnen die Beachtung ihres Glaubens auch im Beruf erlauben. Doch Gesundheitsminister Arlukowicz hält dagegen und plant keine Gesetzesänderung in diesem Bereich. Kann sich hier die Kirche durchsetzen?
Nicht nur in den polnischen Medien tobt ein Streit über Maßnahmen zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Dabei geht es aber nicht um das marode und chronisch unterfinanzierte öffentliche Gesundheitssystem (NFZ) und auch nicht gegen Korruption in eben diesem System, die eine bessere gesundheitliche Versorgung und kürzere Wartezeiten verhindert.
Circa dreitausend polnische Ärzte möchten ihren Glauben auch im Beruf leben (von circa 160.000 in Polen praktizierenden Ärzten). Dabei geht es um das Ablehnen von Eingriffen, die gegen katholische Dogmen verstoßen. Die Mediziner können jedoch schon heute ohne weiteres bestimmte Eingriffe oder die Verschreibung von bestimmten Medikamenten ablehnen, müssen dem Patienten allerdings einen anderen Mediziner nennen, der diese Gewissensprobleme nicht hat.
Dagegen wehren sich diese Ärzte nun. Es wäre nicht mit ihrem Glauben und Glaubensbekenntnis vereinbar, wenn Sie Hilfestellung beim Missachten und Brechen von göttlichem Recht geben müssten. Dazu haben die Ärzte letzte Woche eine Glaubensbekenntnis unterschrieben, in dem sie bekennen, dass "der menschliche Körper sowie das Leben ein Geschenk Gottes sind und damit heilig und unantastbar." Daraus leiten die Mediziner ihre Ablehnung gegenüber der legalen Abtreibung, Verhütungsmitteln sowie der In-vitro-Fertilisation ab. Sie postulieren für sich das Gebot, keinen alternativen Mediziner nennen zu müssen. Dies wird durch eine gestern gestartete Unterschriftenaktion eines polnischen Senators (der Senat ist die zweite Kammer des polnischen Parlamentes) flankiert, dessen Ziel eine Gesetzesinitiative ist, die den Arzt von der Verpflichtung befreit, einen anderen Mediziner nennen zu müssen.