Sie spenden manchmal an die Glückskette? Dann hatten Sie 2013 eine 22 prozentige Chance, dass Ihre Geld bei der Caritas Schweiz landet. Sie spenden nicht? Kein Problem, auch Bund, Kantone und Gemeinden sprechen Beiträge und spenden sogar an die Caritas - so tragen wir alle zur Verbreitung der Caritas-Legende bei.
Der Begriff "Caritas-Legende" wurde erstmals von Horst Herrmann als Titel seines 1993 erschienenen Buches verwendet. Er umschrieb damit die Tatsache, dass die Kirchen behaupten, der Gesellschaft mit ihren Sozialeinrichtungen einen eigenständigen Dienst zu erweisen. In Tat und Wahrheit organisieren sie zwar diese Dienste, bezahlen sie aber nur zu einem minimalen Teil. Ihr wichtigster Partner ist die öffentliche Hand.
Die Kirchen evozieren gerne das Bild jenes barmherzigen Samariters aus der Bibel, der sich um einen Verletzten kümmert und einen Wirt damit beauftragt, das Opfer gegen Entgelt zu pflegen. Schaut man die Realität an, übernimmt die Caritas Schweiz aber gerade nicht die Rolle des Samariters, sondern jene des Wirtes: Sie bietet soziale Dienstleistungen an und lässt sich dafür bezahlen und bespenden.