Ihr wollt nicht Charlie sein. Nicht, weil Ihr Euch eingesteht, wie wohl fast alle niemals die Zivilcourage der französischen Satiriker zu haben. Sondern weil ihr findet, Meinungs- und Pressefreiheit, sei ja schon recht, aber doch bitte nicht so. Aber-Brigade nannte Euch Salman Rushdie unlängst bei einem Gastauftritt in Bill Mahers Fernsehshow.
Rushdie dürfte in erster Linie an Kommentatoren aus dem englischsprachigen Raum gedacht haben. An Glenn Greenwald beispielsweise, der für den Guardian journalistisch grandioses geleistet hat, nun aber auf seiner neuen Plattform ein plumpes Plädoyer für Selbstzensur abgibt, indem er Cartoons aus Charlie Hebdo Seite an Seite mit überdeutlich antisemitischen Zeichnungen abbildet und so Charlie ideologisch in die Nähe des Stürmers zu rücken versucht. Das ist hinterhältig, denn Charlie ist weder Staats- noch Parteiorgan, seine Macher sind keine Auftragszeichner sondern weitgehend macht- und - wie sich auf erschreckende Art gezeigt hat - wehrlos. Greenwalds Tirade ist doppelt verlogen, denn Charlie Hebdos Bildsprache ist zwar zuweilen derb, ins Visier genommen werden aber viel häufiger französische Politiker als Religionsvertreter und deren sehr wohl kritikwürdigen Positionen.