Die meisten Menschen in den USA befürworten die Trennung von Staat und Kirche und lehnen den Gedanken an eine Staatsreligion ab. Religiöse Diversität finden sie gut. Anders sieht es bei der Gruppe der weißen Evangelikalen aus. Eine Mehrheit von ihnen würde sich wünschen, dass der Großteil der Bevölkerung christlich wäre. Der Vermischung von Staat und Kirche, zum Beispiel durch religiöse Symbole an öffentlichem Eigentum, stehen sie positiv gegenüber.
Eine Befragung von 2.508 Erwachsenen über 18 Jahre aus 50 Bundesstaaten durch das Public Religion Research Institute, durchgeführt Mitte bis Ende September 2021, hat aufgezeigt, wie Menschen über religiöse Diversität, race, Migration in die USA, muslimische Werte oder auch das Recht auf Abtreibung denken.
Mit 49 Prozent erklärten die meisten Befragten, dass sie die Vereinigten Staaten gern als eine Nation aus Menschen aus aller Welt sähen. Nur acht Prozent würden sich wünschen, dass sie vor allem aus Menschen mit westeuropäischem Erbe bestünde. Der Rest, 43 Prozent, sieht sich in der Mitte der Skala. Besonders gering ausgeprägt ist der Wunsch nach Diversität bei weißen christlichen Menschen. Nur 33 Prozent der evangelikalen Protestant*innen würden es vorziehen, wenn die USA sich aus Menschen aus aller Welt zusammensetzten. Bei den weißen Katholik*innen und nicht-evangelikalen Protestant*innen sind es immerhin 36 und 40 Prozent.
Zur Religion befragt, stehen 38 Prozent, die sich eine bunte Mischung aus Religionen in den USA wünschen, 24 Prozent gegenüber, die sich wünschen würden, dass die meisten Menschen einer christlichen Religion folgen mögen. 38 Prozent der Befragten finden sich in der Mitte zwischen diesen Positionen. Den extremsten Standpunkt vertreten bei der Frage weiße Evangelikale: 57 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die USA vor allem aus Menschen christlichen Glaubens zusammengesetzt wäre. Nur 13 Prozent zieht eine breite religiöse Diversität vor. Im Gegensatz dazu sind es bei den nicht-christlichen Befragten 71 Prozent, die ein breites Religionsspektrum in den USA vorziehen würden.
Extreme Positionen beziehen nach Auswertung der Befragung weiße Evangelikale auch in anderen Bereichen. So sind 78 Prozent von ihnen überzeugt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in Gefahr sind, ihre Kultur und Identität zu verlieren. Bei den nicht Religiösen befürchten das nur 35 Prozent. Weiße Evangelikale lehnen zudem häufiger die Einbürgerung Zugewanderter ohne Papiere ab, glauben von allen befragten Gruppen mit 23 Prozent am ehesten an QAnon-Verschwörungserzählungen, halten den muslimischen Glauben für nicht mit US-amerikanischen Werten vereinbar und lehnen das Recht auf Abtreibung am häufigsten ab.
Eine weitere Befragung des Pew Research Centers zeigt weitere extreme Ansichten weißer Evangelikaler auf. Eine nun ausgewertete Befragung von über 12.000 Erwachsenen Anfang März dieses Jahres zur Trennung von Staat und Kirche sieht die Gruppe der weißen Evangelikalen als Befürworter*innen einer Auflösung dieser Trennung. 69 Prozent aller Befragten lehnen die Idee ab, die Regierung könne eine Staatsreligion ausrufen. Bei den weißen Evangelikalen jedoch würden es 35 Prozent befürworten, wenn die Regierung die USA zur christlichen Nation deklarieren würde. Unter den Katholik*innen befürworten nur 12 Prozent diese Idee. Mit 65 Prozent der befragten weißen Evangelikalen hätte eine Mehrheit nichts gegen religiöse Symbole an öffentlichem Eigentum. 58 Prozent würden Lehrpersonal auch die Durchführung christlicher Gebete erlauben. Und 34 Prozent hätten gern, dass die Regierung aufhört, eine Trennung von Staat und Kirche durchzusetzen.
Die Erkenntnisse seiner Befragung setzt das Forschungsteam um Gregory A. Smith in einen Kontext zu anderen Untersuchungen zu christlichem Nationalismus. Einer Strömung, für die ein religiöser Slogan wie "In God we trust" (Wir vertrauen auf Gott) auf Autokennzeichen oder öffentlichen Gebäuden erst ein Anfang ist.