Die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) kritisiert die öffentlichen Zuschüsse von Stadt, Land und Bund für den 102. Katholikentag in Stuttgart, die auf ein neues Rekordniveau gestiegen sind.
David Farago, Aktionsleiter der Giordano-Bruno-Stiftung: "Mit 241 Euro pro Besucher erhält der Katholikentag dieses Jahr die höchste jemals gezahlte Förderung seit dem Beginn unserer Statistik im Jahr 2000. Wenn selbst die zentrale Verkündungswebseite der katholischen Kirche in Deutschland meint, der Katholikentag brauche 'ein kompakteres Format', dann sollten auch die Politikerinnen und Politiker in Deutschland endlich umdenken: Diese absurd hohen Fördersummen sind mit einem weltanschaulich neutralen Staat nicht zu vereinbaren!"
Für die Einstellung der staatlichen Zuschüsse für Kirchen- und Katholikentage spricht auch, dass die Kirchenfeste nicht einmal untereinander gleich behandelt werden – und erst recht nicht im Vergleich zu anderen Weltanschauungen. So kommt die katholisch-charismatische Mehr-Konferenz, die zuletzt 2020 in Augsburg 12.000 Menschen besuchten, ohne staatliche Zuschüsse aus.
Defizit des Katholikentags darf nicht mit Steuermitteln ausgeglichen werden
Wie die katholische Tagespost heute morgen berichtete, hat der Katholikentag aufgrund der niedrigen Besucherzahlen offenbar ein "massives Defizit". Zwar hat das Bistum Rottenburg-Stuttgart daher auf Bitten der Katholikentagsleitung eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 470.000 Euro beschlossen – es ist jedoch noch vollkommen offen, ob dies ausreichen wird. Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der gbs, fordert daher: "Stadt, Land und Bund dürfen ihrem verbrannten Geld auf keinen Fall noch zusätzliches Geld hinterwerfen, um die völlig überzogenen Ausgaben des Katholikentags zu kompensieren. Dies wäre der inzwischen mehrheitlich säkularen Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln. Die Zuschüsse müssen sinken statt steigen!"
Gerichtsverfahren dauert an
Die Giordano-Bruno-Stiftung demonstriert vom 25.-29. Mai auf dem Stuttgarter Stauffenbergplatz mit 3 Großplastiken gegen die zahlreichen Missstände im Verhältnis des Staates zu den Kirchen (siehe separate Meldung). Die juristische Auseinandersetzung mit der Stadt Stuttgart über die von der Versammlungsbehörde abgelehnte Demonstrationsfläche dauert derweil noch an. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hatte in erster Instanz die willkürlichen Sicherheitsbedenken der Stadt ausreichen lassen, um die "Religionsfreie Zone" der gbs auf einen kaum frequentierten Platz abzuschieben. Die Aktivisten vor Ort rechnen mit einer Entscheidung der 2. Instanz (VGH Mannheim) am Freitag Nachmittag.
Zur Berechnung:
Laut katholisch.de werden für das Glaubensfest nur noch 25.000 Besucher erwartet, darunter 19.000 Dauerteilnehmer und 6.000 Tagesgäste. Zieht man hiervon jedoch die eingerechneten 7.000 Mitwirkenden ab, sind es nur noch 18.000 Besucher. Pro Kopf ergibt das eine staatliche Förderung in Höhe von 241 Euro.
Der Katholikentag in Stuttgart wird insgesamt mit 4,35 Millionen Euro von der öffentlichen Hand gefördert. Im Einzelnen gibt das Land Baden-Württemberg 2 Millionen Euro, der Bund 500.000 Euro und die Stadt Stuttgart 1,5 Millionen Euro. Die Stadt fördert das religiöse Sommerfest laut Ratsbeschluss aber zusätzlich auch in Form von Sachleistungen und Gebührenbefreiungen im Wert von 350.000 Euro (letztere fehlen in den Berichten über die Finanzierung des Katholikentags oftmals). Von den Gesamtkosten in Höhe von 10,65 Millionen Euro trägt die öffentliche Hand daher 40,8 Prozent.
Hinweis der Redaktion: Die tatsächliche Pro-Kopf-Förderung beim Katholikentag in Stuttgart lag bei 217 Euro. Die Teilnehmerzahl wurde im Nachhinein nach oben korrigiert.