Die Jugendorganisationen der Düsseldorfer Fraktionen von Grünen, SPD und FDP haben sich alle drei positiv zum Bürgerbegehren des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes (DA!) geäußert, das die städtische Finanzierung des Evangelischen Kirchentags 2027 verhindern will. Die Jungen Liberalen halfen am vergangenen Wochenende gar selbst beim Unterschriftensammeln.
"Wir vom Vorstand der GJ Düsseldorf sprechen uns klar gegen die städtische Finanzierung des Evangelischen Kirchentages in Düsseldorf aus", äußerte sich ein Sprecher der Grünen Jugend auf hpd-Anfrage. "Aufgrund der gegenwärtigen Haushaltslage der Stadt Düsseldorf kritisieren wir die Entscheidung des Stadtrates, Ausgaben von über mindestens 5,8 Millionen Euro für den Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf aufzuwenden. Des Weiteren möchten wir anmerken, dass die evangelische Kirche aufgrund der hohen staatlichen Subventionen in der Lage ist, den Kirchentag in Düsseldorf selbst zu finanzieren und nicht auf Mithilfe der Stadt selbst angewiesen ist."
In der NRZ hatten bereits Vertreter der Jungsozialisten (Jusos) der SPD und der Jungen Liberalen (Julis) der FPD ihre Unterstützung für das Bürgerbegehren gegen die Kirchentagsfinanzierung durch die Stadt Düsseldorf zum Ausdruck gebracht: "Wir sind der Meinung, dass Kirche und Staat getrennt sein sollten", so Etienne Rubin, Vorsitzender der Düsseldorfer Jusos, in der Zeitung. Die Evangelische Kirche solle den Kirchentag selbst bezahlen. "5,8 Millionen Euro in einer Zeit, in der die Stadt, was das Finanzielle angeht, nicht gerade auf Rosen gebettet ist" – laut Rubin gebe es viele Anhaltspunkte dafür, wo die große Summe aktuell dringlicher investiert werden müsse: "Etwa bei der Hilfe für ukrainische Geflüchtete oder zur Abfederung der sozialen Schieflage."
Ähnlich klingt es auch bei den Jungen Liberalen Düsseldorf, die an diesem Samstag sogar selbst mithalfen, die benötigten Unterschriften zusammenzubekommen: "Uns liegt die Neutralität des Staates beziehungsweise der Stadt als dessen Organ sehr am Herzen", zitiert der Düsseldorfer Lokalteil der NRZ den Beisitzer für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand der Düsseldorfer Julis, Alexander Rübner. "Eine (…) Finanzierung von Veranstaltungen einzelner Religionsgemeinschaften wie dem Evangelischen Kirchentag steht dieser Neutralität entgegen." Dazu komme, dass in Düsseldorf nur noch 15 Prozent der Bevölkerung in der evangelischen Kirche seien, die Veranstaltung also nur einer kleinen Minderheit zu Gute komme. Auch Rübner sieht wichtigere Einsatzmöglichkeiten für die geplante Fördersumme der Stadt an die Kirche.
"Wir können es noch schaffen!"
"Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die Jugend aller drei Ampelparteien auf unserer Seite haben, diese absurd überdimensionierte Finanzierung des Kirchen-Megaevents aus allgemeinen Steuermitteln abzulehnen", kommentiert Ricarda Hinz vom DA! die Aussagen der Parteijugenden. "Zukünftige Politik muss weltanschaulich neutral und säkular agieren. Das lässt hoffen." Zum derzeitigen Stand des Bürgerbegehrens sagt sie: "Wir haben 7.500 Unterschriften erreicht. Das ist die Hälfte der 15.000 benötigten." Seit dem Rosenmontagsumzug vor vier Wochen gebe es noch mehr Menschen, die schon über das Anliegen Bescheid wüssten. "Dadurch, dass einer der Karnevalswagen den geplanten Zuschuss zum Thema hatte, haben noch mehr Leute davon erfahren, dass die Stadt knapp 6 Millionen Euro für einen Kirchentag ausgeben will. Die Leute kommen gezielt vorbei."
War bisher nur der "Moses" beim Unterschriftensammeln im Einsatz, der das 11. Gebot anmahnt ("Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!"), so soll künftig auch die Figur des Düsseldorfer Löwen, der symbolisch schubkarrenweise Geld für den Kirchentag verbrennt, noch einmal zum Einsatz kommen. Der Karnevalsmottowagen, der vor dem sonst üblichen Abriss am Faschingsdienstag bewahrt wurde, soll auf einen Anhänger montiert werden. "Darauf wollen wir den Löwen spazieren führen", scherzt Hinz. Zum Endspurt zu Ostern sollen Moses und Löwe dann auch zusammen unterwegs sein. Bis dahin werden weiterhin jeden Samstag Unterschriften in der Stadt gesammelt. Weitere geplante Aktionen, um rechtzeitig weitere 8.000 Unterschriften aufzutreiben, sind ein Zeitungseinleger samt Löwen-Poster im Straßenmagazin fiftyfifty mit einer Auflage von 25.000 und die gute alte Kettenmail. Außerdem wird der Düsseldorfer Aufklärungsdienst ein Bild des Löwenwagens auf einen Fahrradanhänger montieren und diesen in der Innenstadt positionieren. Dort kann man jederzeit Formulare mitnehmen, ausfüllen und auch direkt in den integrierten Briefkasten einwerfen. An kreativen Ideen mangelt es also nicht. Hinz ist optimistisch: "Noch ist es nicht zu spät, wir können es noch schaffen!"
Bis zum 21. April läuft die Frist. An diesem Tag soll es eine Pressekonferenz geben, auf der das Endergebnis bekanntgegeben wird. "Und auch, wie wir die Planungen zum Kirchentag und den Kirchentag selbst weiter kritisch verfolgen und darüber aufklären werden", stellt Ricarda Hinz in Aussicht. Sollte der Kirchentag in der derzeit vorgesehenen subventionierten Form stattfinden, hat der DA! schon ein konkretes Vorhaben im Auge: Um das Rathaus soll dann während des Kirchensommerfests eine Bannmeile entstehen. "Dort werden wir aus Artikel 140 des Grundgesetzes zitieren: 'Es besteht keine Staatskirche' – um symbolisch zu zeigen, dass der Staat Abstand halten soll zu den Kirchen. Wir werden auch den Kirchentag bitten, sich an unsere Bannmeile zu halten."