„Warum nur Einstein - und nicht auch Mozart?“

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Interessierte Mütter / Fotos: Helga Beck und Susanne Eberding

STUTTGART. (dhuw/hpd) Anlässlich der geplanten Humanistischen Kindertagesstätte mit musikpädagogischem Schwerpunkt konnten die Humanisten Württemberg am 1. Dezember einen ganz besonderen Referenten begrüßen: den renommierten Entwicklungspsychologen Prof. Dr. Rolf Oerter.

Schon seit längerem befindet sich die neue Humanistische Kindertagesstätte für 0 bis 3Jähre der Humanisten Württemberg in Planung. Bisher konnte das Vorhaben noch nicht realisiert werden, da man erst die Berücksichtigung im Haushalt des Stuttgarter Gemeinderats abwarten muss. Dabei ist der Bedarf an Kindertagesstätten, und insbesondere an Kinderkrippen für 0 bis 3Jährige, noch bei Weitem nicht gedeckt. Mit einem musikpädagogischen Schwerpunkt wäre die Kindertagesstätte der Humanisten Württemberg eine in Stuttgart einmalige Einrichtung. Denn in den Stuttgarter Kindertagesstätten wird Bildung zwar groß geschrieben, doch gerade mit den so genannten Einstein-Projekten kommt leider die musikalische Bildung noch immer viel zu kurz.

Dabei kann man die Bedeutung von musikpädagogischer Frühförderung gar nicht oft genug betonen. So war auch das Feedback im Vorfeld des Vortrags mit dem Thema „Musische Erziehung in der Kinderkrippe – Chancen für das kompetente Kind“ durchweg positiv und von großem Interesse geprägt. Mit dieser Veranstaltung konnte zum einen das Humanistische Zentrum Stuttgart interessierten Eltern und Pädagogen bekannt gemacht werden und – ein ganz besonders wichtiger Aspekt – der musikpädagogische Schwerpunkt der geplanten Einrichtung einer breiten Öffentlichkeit durch die vielfältige Bewerbung der Veranstaltung näher gebracht werden.

Der Referent des Vortrags, Prof. Dr. Rolf Oerter ist bekannt durch seine vielfältige Forschungsarbeit in den Bereichen Entwicklungspsychologie und Pädagogischer Psychologie. Momentan erprobt er von ihm entwickelte Module für die Krippenerziehung in einem Modellprojekt in München. Prof. Dr. Rolf Oerter ist seit dem Sommersemester 1999 emeritierter Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2003 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Zu Beginn seines Vortrags ging Prof. Dr. Oerter der Frage nach, was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen und beantwortete diese aus einer entwicklungs- und kulturpsychologischen Perspektive. Er hob dabei hervor, dass gerade bei dem Familienkonzept der modernen Kleinfamilie die Einführung weiterer Bezugspersonen durch den Besuch einer Kinderkrippe für das Kind entwicklungsfördernd und -anregend seien. Die Förderung musischer Bereiche kann und sollte auch in der Kinderkrippe besondere Beachtung finden. Zwar seien musische Formen – wie Musik, Tanz, Theater und dergleichen – nicht für das Überleben notwendig, doch machten sie das Wesentliche menschlicher Existenz aus. Dabei betonte er die Bedeutung musikalischer Frühförderung in der Krippenerziehung, da die Kinder gerade in diesem Alter schon musisch aktiv seien. Sie brächten eine Reihe von Voraussetzungen für musische Tätigkeit mit, auf die man durch geeignete Förderungsmaßnahmen aufbauen könnte.

Mit seinem Vortrag zeigte Prof. Dr. Rolf Oerter die Wichtigkeit der Umsetzung der geplanten Kinderkrippe mit musikpädagogischem Schwerpunkt auf. Am 18.12. steht der Haushaltsbeschluss des Stuttgarter Gemeinderats zum Doppelhaushalt 2010/2011 an. Dann wird sich zeigen, ob die geplante Humanistische Kindertagesstätte, die vor allem mit dem musikpädagogischen Schwerpunkt einmalig wäre im Großraum Stuttgart, endlich im nächsten Jahr verwirklicht werden kann.

Julia von Staden