Kreationismus im Biologie-Unterricht

Humanistische Union Hessen kritisiert Kreationismus-Pläne der Kultus-Ministerin. 

 

MARBURG. Als "glatten Verfassungsbruch" hat die

Humanistische Union Hessen Überlegungen der Wiesbadener Kultusministerin Karin Wolf abgelehnt, künftig im Biologie-Unterricht auch die biblische "Schöpfungslehre" zu behandeln.
Eine solche Vermischung religiöser Glaubenssätze mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen im Lehr-Angebot staatlicher Schulen verstößt nach Auffassung der HU Hessen gegen die grundgesetzlich geforderte Trennung von Kirche und Staat.

Auch wenn die Ministerin selbst keine Anhängerin der kreationistischen Irrlehre sei, belege ihr Vorstoß doch die Nähe der ehemaligen Religionslehrerin zu den fundamentalistischen Gegnern der wissenschaftlichen Evolutionslehre. Mit ihrem Vorstoß öffne die Ministerin diesen unbelehrbaren Eiferern die Tür in die hessischen Klassenzimmer, empörte sich der hessische HU-Landessprecher Franz-Josef Hanke am Samstag (29. Juni) in Büdingen.

"Biologie-Unterricht muss weiterhin auf die Vermittlung gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse setzen", forderte er. Die Evolution könne anhand zahlreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse belegt werden. An der grundsätzlichen Richtigkeit dieser biologischen Entwicklungsstruktur könne heute kein vernünftiger Wissenschaftler mehr ernsthaft zweifeln.

Den Kreationisten gehe es mit ihrer Idee auch nicht um eine Vermittlung von Wahrheit, sondern um eine Missionierung vor allem junger Menschen in ihre rückschrittliche Richtung. Diesen missionarischen Bestrebungen leiste die Ministerin mit ihrem Vorstoß noch Vorschub, erklärte der Landessprecher der Humanistischen Union.

Deutlich erinnerte Hanke die hessische Landesregierung an das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf die sogenannte "Negative Religionsfreiheit": In öffentlichen Einrichtungen braucht niemand die Belästigung durch Religionen oder andere Weltanschauungen zu dulden. Der Staat und seine Vertreter haben nicht nur die Pflicht zu strikter religiöser Neutralität, sondern sie müssen die Bürgerinnen und Bürger in öffentlichen Gebäuden auch vor einer Belästigung durch andere Glaubensrichtungen schützen.

Das gilt nach Auffassung der HU Hessen ganz besonders in der Schule. Gerade Kinder und Jugendliche seien noch nicht immer in der Lage, sich Einflüsterungen und Bevormundungsversuchen wirksam zu widersetzen. Hier stehe die Schulleitung und das Lehrerkollegium in der Pflicht, die Negative Religionsfreiheit der Schülerinnen und Schüler durchzusetzen.

Aus diesem Grund forderte Hanke die Ministerin auf, ihre Kreationismus-freundlichen Pläne zu begraben und für eine wissenschaftlich fundierte Qualität des Biologie-Unterrichts zu sorgen. Anderenfalls sähe die Humanistische Union das Land Hessen hinten beim Schulunterricht.