Notizen aus Frankreich und Internationales

Widersprüchliche Reaktionen auf Regierungsbildung.

Während die Führer der Sozialistischen Partei ablehnend auf die Ernennung

von z.B. Fadela Amara (PS Stadträtin und militante Laizistin) als Staatssekretärin für Stadtentwicklung reagieren und sich eine Zusammenarbeit mit orthodox katholischen anderen Ministern nicht vorstellen können, kommt aus Immigrantenkreisen Zustimmung für die ethnische Diversität der Regierungsmannschaft.
Die Rechte habe das umgesetzt, was die Linke immer versprochen hat, sagt Azedine Haffar, Vorsitzender der „Nationalen Vereinigung der Gewählten der städtischen Vororte" (ANEB). So wird die Wahl von Rachida Dati als Justizminister und Rama Yade als Staatssekretär für Menschenrechte begrüßt, während man zu Fadela Amara, wegen ihrer angeblich aus Unkenntnis entstandenen scharfen Kritik des Verhaltens der Vorortjugendlichen, skeptisch bleibt. Insgesamt sind für die Immigrantenvereine die Ernennungen aber nur ein Mittel gegen die Schmerzen der letzten Wahlen, bei der kein einziger Kandidat aus Immigrantenkreisen gewählt worden ist. (Französisch)

Sarkozy will das Problem der gleichgeschlechtlichen Elternpaare regeln

Schon während seiner Wahlkampagne hatte Sarkozy betont, dass es falsch sei, jemanden auf Grund seiner sexuellen Identität zu diskriminieren. Trotzdem hält er das Statut der Ehe für schutzwürdig und nicht zulässig für homosexuelle Paare. Wohl sollen, entsprechend eines für den Herbst vorgesehenen Gesetzentwurfes, auch solche Paare auf dem regulären Standesamt mit allen Rechten normaler Ehen eine bürgerliche Gemeinschaft eingehen können, außer jedoch derjenigen der beiderseitigen Abstammungsrechte (Filiation). Nach den Informationen der Vereinigung homosexueller Eltern gibt es in Frankreich aber etwa 300.000 Kinder, die von homosexuellen Paaren erzogen werden. Sarkozy will für sie ein Statut so genannter Schwiegereltern einführen. Damit soll der bis jetzt rechtlose Partner auch entsprechende Elternrechte bekommen. (Französisch)

Sarkozy schreibt dem Papst einen langen Brief

Dass der Papst neu gewählten Staatsoberhäuptern Glückwünsche sendet ist normal, dass Letztere jedoch darauf mit einem langen Brief antworten eher nicht. Insbesondere nicht in Frankreich, wo die Laizität noch zum Wesen der Staatsidee gehört. Sarkozy hat mit dieser Tradition gebrochen und dem Papst mit einem langen Dankesschreiben geantwortet.
Der Vatikan nützte diese Sache dann auch aus und der Papst dankte Sarkozy dafür öffentlich. Vor allem die Bitte Sarkozys, die verfolgten Christen in der Welt mehr zu unterstützen, wurde dabei hervorgehoben.
Das Ganze geschieht auf dem Hintergrund der bisherigen Weigerung Frankreichs, in der europäischen Verfassung die christlichen Wurzeln Europas aufzunehmen. Der Vatikan erwartet in diesem Bereich eine Änderung der französischen Politik. Kardinal Tarcisio Bertone, der rechte Arm des Papstes, sagte dazu: „Eine gesunde Laizität kann sehr gut mit dem Erkennen seiner Wurzel, seinem christlichen Ursprung und seiner eigenständigen christlichen Identität kompatibel sein".
Bereits vor den Wahlen hatten vatikanische Kreise die Gedanken Sarkozys zur Reform des Gesetzes von 1905 zur französischen Laizität begrüßt. Nach informierten Quellen soll Sarkozy jedoch nicht auf die christlichen Werte angespielt, sondern nur die Bedeutung einer zunehmenden Spiritualität genannt haben. Dem Vatikan demgegenüber geht es mehr um die Aufrechterhaltung des Artikels 52 des Vertragsentwurfs in welchem der institutionalisierte Dialog zwischen den Kirchen und den europäischen Einrichtungen festgeschrieben wird. (Französisch-1) und (Französisch-2)

Bischoff Lefebvre wird rehabilitiert

Das «motu proprio» des Papstes vom 7. Juli schafft vor allem Unruhe bei den Katholiken in Frankreich. Das als «Summorum pontificum» bezeichnete Dekret erlaubt es den Priestern, erneut auf das alte Messbuch von vor dem 2. Vatikanischen Konzil zurückzugreifen (Von Pius V eingeführt und durch Johannes XXIII 1962 abgeschafft). Zwar wird der Gebrauch der alten Riten sehr restriktiv gehandhabt, aber das Dekret rehabilitiert den abtrünnigen französischen Bischoff Lefebvre und kann auch als Signal für den Abbau der Reformen des II Vatikanischen Konzils verstanden werden. Es droht so eine parallele katholische Kirche in Frankreich zu entstehen. (Französisch)

Pabst rehabilitiert anrüchigen Psychoanalytiker

Die durch die Legionäre Christi verwaltete vatikanische Presseagentur berichtete, dass der Papst vor kurzem den französischen Psychoanalitiker Tony Anatrella rehabilitiert habe. Anatrella war Berater der französischen Bischöfe für delikate psychologische Fälle, bis gegen ihn gerichtlich geklagt wurde wegen homophober Äußerungen und verdächtigen sexuellen Analysepraktiken. Trotzdem wird er nun durch den Papst in seinen Funktionen als päpstlicher Berater für Familien- und Gesundheitspolitik offiziell bestätigt und kann dadurch gestärkt dem kommenden Gerichtsprozessen entgegen sehen. (Französisch)

Homöopathie sei eine Erfindung des Satans

Der Blog der evangelikanischen Protestanten Frankreichs fuhrt eine Diskussion über die Homöopathie und kommt zu der Schlussfolgerung, dass sie durch Christen abzulehnen sei. Nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil sein Erfinder ein Freimaurer und praktizierender Okkultist gewesen sei. Zusammen mit seinem Freund Mesmer seien sie „Diener Satans" gewesen. (Französisch)

Keltenfans zerstören christliche Symbole

Mitte Juni brannte die kleine Kapelle von Loqueffret (Finistère) und etwas später wurden die drei jungendlichen Brandstifter gefasst. Sie bekannten sich zu der Brandstiftung und zu der Vernichtung von acht anderen religiösen Monumenten. Sie wollen damit gegen die christliche Religion protestieren, welche die keltischen Kulten verdrängt habe und weil sich niemand mehr für die Plätze und Monumente der alten Kultur und Religion interessiere. Das überall hinterlassene mysteriöse Kürzel „TABM" übersetzen sie mit „True Armorik Black Metal" als Name einer antiklerikalen Gruppe die das Land Armorik von christlichem Unrat säubern will. Die Polizei verdächtigt sie aber auch hinsichtlich nazistischem Gedankengut. TABM kann auch heißen: True aryan black metal. (Französisch)

Die katholischen Priester haben Schwierigkeiten mit dem Keuschheitsgebot

Schwer zu erfassen ist die Zahl der katholischen Priester, die ein sexuelles Verhältnis mit einer Frau haben, sowie die Anzahl der in solchen Verhältnissen lebenden Kinder. Eine Indiz für Frankreich ist die Mitgliederzahl der Vereinigung „Plein Jour": Sie vereinte 2005 150 Frauen, die heimlich mit einem Priester zusammenlebten. Bekannt jedoch ist die Zahl der Priester, die ihr Priesteramt aufgeben. Nach einer kirchlichen Untersuchung verließen zwischen 1996 und 2005 161 von den 17.000 ordinierten Priestern die Kirche. Davon mehr als die Hälfte aus den obigen Gründen. Die französische Bischofskonferenz verlangt für diese Menschen eine individuelle Betreuung, weil es mit viel Leiden verbunden sei. Das Zölibat soll jedoch nicht hinterfragt werden, es handele sich mehr um das seelische Gleichgewicht der Priester. Sie müssen von Männer und Frauen umgeben werden, die Ihnen helfen, mit dem Zölibat zu leben. (Französisch)

 

Notizen International

Steigende Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen in Großbritannien

UK - Vierzig Jahre nach der Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches steigt die Zahl der Abbrüche in Großbritannien noch immer. Seit 1967 hat sie sich sogar verdoppelt und erreichte 2006 die Zahl von 193.000 (3,9 % mehr als 2005) oder 18,3 Abbrüche auf 1.000 Frauen. Eine offizielle Untersuchung stellt insbesondere bei Jugendlichen einen Zusammenhang zwischen dieser Entwicklung und dem Konsum von Alkohol und Drogen fest. Eine Änderung des 1967 Gesetzes wird nun öffentlich diskutiert. (Französisch)

Die Pille danach gratis ?

Brasilien - Im Rahmen der brasilianischen Regierungspolitik zur Geburtenkontrolle hat der Gesundheitsminister, Jose Gomes Temporao, die baldige Verteilung der „Pille danach" an arme Familien angekündigt. Ob sie gänzlich kostenlos sein wird, ist noch nicht entschieden. Die Regierung Lula will auch ein Referendum zur Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches bis zur 12. Woche einleiten. (Französisch)

Voodoo herrscht in New Orleans

USA - Nach Port-au-Prince in Haiti hat keine Stadt in der Welt mehr Voodoo - Anhänger als New Orleans (USA). Schätzungsweise glauben 15 % der Einwohner an diesen Zauber. Voodoo ist keine Kirche in eigentlichem Sinne, besitzt aber sehr wohl Tempel und „Heilige". (Niederländisch)

Existiert der Heilige Gral doch?

Italien - Nach dem italienischen Archäologen Alfredo Barbagallo ist der berühmte Heilige Gral in Rom vergraben. Er sagt, dass der Gral unter der Krypta einer Basilika aus dem sechsten Jahrhundert liegen würde. Er soll zusammen mit dem Heiligen Laurenso, der durch den Papst Sixtus II verbrennt und später heilig gesprochen wurde, begraben sein. (Niederländisch)

Segenbringender Urin?

Ägypten - Das Buch des ägyptischen Muftis Ali Gum'a erschüttert die Welt der Muslime. Gum'a behauptet, dass die Gefährten Mohammeds durch das Trinken des Urins des Propheten gesegnet wurden. Er machte diese Behauptung in Form einer Fatwa und ernte damit ebensoviel Beachtung wie eine kurz vorher deklarierte Fatwa, in welcher suggeriert wird, dass unverheiratete Männer erst mit Frauen zusammenarbeiten dürfen, wenn sie von der Muttermilch der Kolleginnen getrunken haben. (Niederländisch)

Freimaurershop bei Second Life

Second Life - Nach der Eröffnung erster Tempel werden die Freimaurer nun auch kommerziell in der virtuellen Welt von Second Life tätig. Ein „Freemason's Shop" bietet Juwelen, Kleidung, Insignien und bald auch alle Zutaten für den Bau eines Tempels an. (Französisch)

Gott Ganesh will keine Kokosnüsse mehr

Indien - Einer der berühmten Hindutempel Mumbais hat den Gläubigen verboten, dem Gott Ganesh (der mit dem Elefantenkopf) noch Kokosnüsse zu opfern. Befürchtet wird, dass in den Nüssen Bomben versteckt sein können. (Niederländisch)

Trennung von Staat und Kirche in Großbritannien?

UK - Premierminister Gordon Brown hat der anglikanischen Kirche vorgeschlagen, anstatt von zwei Kandidaten für die Besetzung eines Bischofsamtes der Königin nur noch den durch sie gewählten Kandidaten zur Nominierung zu präsentieren. Brown ist Schotte und Presbyterial und deshalb nicht mit der Staatskirche verbunden. Die Ideen Browns sind in der anglikanischen Kirche umstritten. Die mehr evangelisch orientierte Fraktion unterstützt jeden Schritt auf dem Weg einer Trennung von Kirche und Staat. Die calvinistische Fraktion (Church Society) verteidigt demgegenüber die Institution Staatskirche.
Der katholische Klerus verlangt nun aber, dass in gleichem Zug endlich auch der „Act of Settlement" von 1701 abgeschafft werden soll, der Nichtprotestanten von der Thronfolge ausschließt. (Niederländisch-1) und (Niederländisch-2)

Kirche greift erneut Zapatero an

Spanien - Nach ihrem Kampf gegen die Zulassung homosexueller Ehen greift die spanische katholische Kirche nun die Einführung des obligatorischen Unterrichtfaches Staatsbürgerkunde an. Ursache ist vor allem die Herabstufung des Religionsunterrichts zu einem fakultativen Lehrfach und die Aufnahme des Sexualunterrichts in das neue Fach. Die Bischöfe werfen Zapatero vor, die spanische Gesellschaft laizisieren zu wollen. (Französisch)

Englische Bischöfe: Überschwemmungen und Terror sind eine Strafe Gottes

UK - Der konservative Bischoff Dow behauptet, dass die letzten Überschwemmungskatastrophen in Großbritannien eine Folge der Gleichberechtigung der Holebis sind. Hiermit folgt Dow die Äußerungen konservativer USA Christen die für die Katrinakatastrophe eine ähnliche Erklärung angaben. Dow: Wir vergewaltigen die Konsequenzen unserer Moral und unserer Umwelt. Der Bischoff von Liverpool, James Jones, geht noch weiter. Für ihn sind auch die Terroranschläge eine Folge des sündigen Lebens der britischen Bevölkerung. (Niederländisch)

Isothermische Soutane auf dem Markt

Polen - Ein polnischer Hersteller, spezialisiert auf religiöse Gewänder, hat eine isothermische Soutane auf dem Markt gebracht. Mit 300 Euro ist sie zwar sehr teuer, schützt aber den Priester gegen das schlechte Wetter und sei unverwüstlich. Das neue Gewand ist auf der 8. Sacroexpo in Kielce (Polen) zu besichtigen, wo 250 Firmen aus 20 Ländern ihre neuen Produkte für Priester anpreisen. (Niederländisch)

 

Rudy Mondelaers