ERFURT. (hpd) 66 Jungen und Mädchen aus Erfurt, Weimar und Umgebung haben am 29. Mai an zwei „Feiern der Lebenswende“ teilgenommen. Diese Feiern sind ein Angebot der katholischen Kirche für Jugendliche ohne Konfessionszugehörigkeit.
Nach Bistumsangaben verstehen sich Lebenswendfeiern als Alternative zur Jugendweihe. Mit ihrem Angebot für konfessionslose Jugendliche setzt die katholische Kirche bei den Schwachpunkten vieler humanistischer Jugendweihevereine an. Dort steht leider zu oft nur die Feier selbst mit nachfolgendem Geschenkesegen der Verwandtschaft im Mittelpunkt. Inhaltliche Angebote kommen zu kurz, sind oft nur freiwillig und daher spärlich besucht. So interessant auch Modenschauen und Kosmetiktipps sein mögen, mit dem eigentlichen Anliegen der Jugendweihe haben sie doch wenig zu tun.
Das hat die Kirche erkannt und wendet sich an Eltern und Jugendliche, die in der Vorbereitungsphase ein „Mehr“ an Inhalten haben möchten. Und die Kirche nutzt ihre Lebenswendfeiern bewusst für ihre Missionierung aus.
So wurde in den Vorbereitungstreffen seit November ausschließlich auf der Grundlage christlicher Literatur über die Lebenswende vom Kind zum Jugendlichen und Erwachsenen nachgedacht. Kirchenmitarbeiter und Studenten der Universität Erfurt hatten hierzu sechs monatliche Treffen organisiert. Dabei geht die katholische Kirche sehr geschickt vor und bezieht die Jugendlichen aktiv ein. Sie seien maßgeblich gefordert, eigene Schwerpunkte bei ihren Treffen und für die Feier selbst zu setzen, heißt es. So haben im Erfurter Dom Jugendliche eine Tanz-Performance von fünf Szenen aufgeführt mit dem Titel "Der Fluss meines Lebens" aufgeführt. Andere gestalteten die Feier musikalisch mit Gitarren, Klarinette und Gesang.
Zur Vorbereitung auf diesen Tag gehörten auch Sozialprojekte: In diesem Jahr haben die Jungen und Mädchen Obdachlose zu einem selbst gekochten Mittagessen eingeladen und sie dabei bedient oder auf dem Hauptfriedhof Gräber von Erfurtern gepflegt, die bei den Bombenabwürfen des II. Weltkrieges ums Leben gekommen waren. Denn die „Feier der Lebenswende“ will eigenem Anspruch zufolge auch die soziale Dimension des Menschseins erfahren lassen.
Die Thüringer Jugendweihevereine könnten sich eigentlich ruhig zurücklehnen, steht doch diesen 66 Jugendlichen eine Teilnehmerzahl von mehr als 1.000 allein im Bereich Mittelthüringen gegenüber. Doch das inhaltliche Angebot dieses sehr geschickten Missionierungsvorhabens könnte Schule machen. Daher sollten die Jugendweihevereine doch recht bald über die Inhalte ihrer eigenen Vorbereitungsveranstaltungen nachdenken. Die Jugendweihe Hamburg mit ihrem Kurssystem und auch die Berliner HVD-JugendFeiern könnten hierfür durchaus wertvolle Anregungen geben.
SRK