ROSSDORF. (gwup/hpd) Die Skeptiker der Gesellschaft für die wissenschaftliche Untersuchung von Parawissenschaften haben sich in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „skeptiker“ wieder mit Aberglaube, magischen Denken und paranormalen Überzeugungen beschäftigt.
Als Themenartikel sind zu lesen:
Wolfgang Hell: Von Schafen und Ziegen - Der Sechste Sinn und die unbewusste Wahrnehmung
Ich habe immer gefunden, dass Menschen, die ein für sie nicht erklärliches Erlebnis hatten, viel zugänglicher für eine wissenschaftliche Erklärungen sind, wenn man sie ernst nimmt und ihre Fähigkeiten, ein Erlebnis einigermaßen richtig wiederzugeben, nicht von vornherein bezweifelt. Natürlich mag es manchmal, wie auch in der Wissenschaft, Schwindler geben, die meisten Menschen aber sind aufrichtig. Wir können von den zum Teil in der Parapsychologie erforschten Phänomenen eine Menge über die menschliche Kognition lernen, was auch Mainstream-Psychologen, -Mediziner, -Neurophysiologen und -Biologen interessieren sollte. Die Beschränkung von Parapsychologen auf eine einzige Erklärung ist es, die mich stört. Die Parapsychologie könnte ein so spannendes Gebiet sein, das auch in der Mainstream-Wissenschaft mehr Beachtung finden würde, wenn sie diese Beschränkung aufgäbe und ernsthaft nach naturalistischen Erklärungen für ihre Befunde und Berichte suchen würde. Dieser Artikel berichtet Befunde, die den so genannten sechsten Sinn als Phänomen ernst nehmen, aber ihm eine naturalistische Erklärung geben.
Marjaana Lindeman, Kia Aarnio: Der Ursprung von Aberglauben, magischem Denken und paranormalen Überzeugungen - Ein integratives Modell
In einem seiner wie immer verschrobenen und dennoch weisen Aphorismen über das Allzumenschliche meinte Woody Allen einmal: „Ganz ohne Frage gibt es eine Welt des Unsichtbaren. Das Problem ist: Wie weit ist sie vom Stadtzentrum entfernt und wie lange hat sie offen?" (Allen 1995, S. 15). Tatsächlich glauben die meisten Menschen an eine solche unsichtbare Welt der übernatürlichen Kräfte und dass wir nur entdecken müssen, wie sie funktioniert. Aberglaube und magisches Denken sind die Kernkognitionen, die den Glauben an das Paranormale befördern. Über 40 % der Amerikaner glauben beispielsweise an Teufel, Gespenster und Geistheilung (National Science Foundation 2002). Während die meisten Sozialwissenschaftler nicht einmal versuchen zu verstehen, warum Menschen an das Paranormale glauben, betrachten viele Psychologen Aberglauben und magisches Denken als ein Problem, das sich nicht einfach erklären lässt (Campbell 1996), oder als „Bezeichnung für den verbleibenden Rest – eine Art Mülleimer, in dem all die Bruchstücke landen, mit denen wir sonst nichts anzufangen wissen." (Nemeroff, Rozin 2000)
Skeptiker ignorieren natürlich weder Aberglauben noch magische Überzeugungen, sodass es heute mehrere internationale Magazine, regelmäßige Konferenzen und Dutzende exzellenter Bücher gibt, die sowohl das Paranormale erklären als auch den Glauben der Menschen daran verstehen wollen. Die Erklärungen reichen von Persönlichkeitseigenschaften über psychologische Motivation und fehlerhafte Kognition zu emotionaler Instabilität, demographischen Faktoren und gesellschaftlichen Einflüssen (Vyse 1999; Sagan 2000; Shermer 1997; Zusne, Jones 1989). Aus der rein wissenschaftlichen Perspektive der experimentellen Psychologie ist unser grundsätzliches Verständnis dieses Gebietes jedoch noch nicht ausreichend beschrieben und erklärt. Der vorliegende Aufsatz präsentiert ein neues und integratives Modell zur Erklärung von Aberglauben, magischem Denken und paranormalen Überzeugungen.
Weitere Themen:
Mario Iskenius, Jan Christopher Cwik und Günter Molz: „Aberglaube, magisches Denken und paranormale Überzeugungen - Eine Teilreplikation der Studie von Lindeman und Aarnio“
Andreas Hergovich, Sonja Wolf, Reinhard Schott, Anita Neskovic: „Beliebter Stern - Replikation eines Effektes von Uri Geller zu Populationsstereotypen“
Martin Mahner: „Der Tod der Parapsychologie (1850–2009)“
Berichte:
Wie auf Sand gebaut... Interview mit Michael Haase (Berlin) zum Pyramidenbaumodell von Frank Müller-Römer
Im Magazinteil:
Bernd Harder: Die Geheimnisse von Fatima
Im Mai besuchte Papst Benedikt XVI. den weltberühmten Marienwallfahrtsort Fatima. Die Erscheinungen der Gottesmutter 1917 sind von der Kirche als authentisch anerkannt. Eine genaue chronologische Betrachtung der Ereignisse ergibt ein anderes Bild.
Dr. Mark Benecke: Dreiundzwanzig
Ganze Verschwörungsmythen ranken sich um die geheimnisvolle Zahl 23. Doch schon lange vor „Illuminatus!"-Schöpfer Robert Anton Wilson erlagen Zeitgenossen der Faszination dieser Ziffernfolge. Zum Beispiel der Berliner Arzt Wilhelm Fließ.
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