Humanisten fordern verstärkte Aufklärung

BERLIN. (hpd) Der Humanistische Verband Deutschlands ist gegen eine Verbotsdebatte und fordert

stattdessen mehr Aufklärungsarbeit über Scientology.

Seit geraumer Zeit vergeht kaum eine Woche ohne Scientology-Schlagzeilen in den öffentlichen Medien. So flüchtete z.B. eine 14-jährige Berlinerin aus Angst auf ein Scientology-Internat in Dänemark geschickt zu werden nach Hamburg, um aus der geldgläubigen Gemeinschaft auszusteigen. Tom Cruise, einer der prominentesten Mitglieder der Sekte, die sich für eine Kirche hält, verschaffte der Organisation mit seinen Besuchen in der Hauptstadt und seinem umstrittenen Stauffenberg-Film ebenfalls viel Aufmerksamkeit. Nun hat die Hamburger Scientology-Beauftragte, Ursula Caberta, die Psycho-Organisation in ihrem „Schwarzbuch-Scientology“ massiv angegriffen und damit eine neue Verbotsdebatte ausgelöst.

Die derzeitige Aufgeregtheit in der Debatte über Scientology ist nach Ansicht des Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) nicht hilfreich. Ein geplanter Verbotsantrag, wie ihn jetzt einige Politiker wieder einmal fordern, hätte juristisch kaum eine realistische Chance. Er würde der Organisation eine nicht zu rechtfertigende öffentliche Aufmerksamkeit verleihen. Dagegen setzt der HVD auf verstärkte Aufklärungsarbeit.

HVD-Bundesvorsitzender Dr. Horst Groschopp: „Ich würde mir wünschen, dass diejenigen, die jetzt nach Verboten rufen, mehr in die Aufklärungsarbeit investieren. Nur so kann diese Organisation mit ihren obskuren und menschenverachtenden Methoden entlarvt und damit auch nachhaltig in unserer Gesellschaft geschwächt werden.“ Der Humanistische Verband plädiert deshalb für mehr bürgerschaftliches Engagement. Jede und jeder kann seinen Beitrag leisten und die inhaltliche Auseinandersetzung mit Scientology suchen.

Der Verband kritisiert zudem, dass im Zusammenhang mit dem jetzt erfolgten prominenten Ausstiegsfall ein mangelhaftes Hilfesystem in Berlin angeprangert werde. Dr. Groschopp: „Es wird gerade so getan, als ob aussteigwillige Scientologen in Berlin keine Unterstützung erhielten. Das ist so nicht wahr, denn sowohl die Senatsjugendverwaltung wie auch Behörden in Bezirken bieten Berliner Bürgerinnen und Bürgern Information und Unterstützung im Umgang mit so genannten Sekten wie Scientology“.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller hat indes mit Unterstützung aller Parteien vorgeschlagen: Berlin soll einen Sektenbeauftragten bekommen.
Grund dieser Initiative „seien die Aktivitäten der Scientology-Organisation, die in Berlin ihre Deutschlandzentrale eingerichtet hat, aber auch andere esoterische Gruppen“, so SPD-Sprecher Peter Stadtmüller.

Es wäre zu wünschen, dass, wenn eine solche staatliche Stelle eingerichtet wird, über die sogenannten Sekten hinaus auch über andere Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften aufgeklärt wird. Das wäre ein Fortschritt, dominieren doch bisher in der öffentlichen Debatte Einschätzungen wie sie von den Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche aus ihrer religiösen Sicht öffentlich vorgetragen werden.

So ist weitgehend unbekannt, dass auch der Humanistische Verband Deutschlands in Berlin seit vielen Jahren sehr erfolgreich Aufklärung, Beratung und Information über so genannte Sekten, Psychogruppen und Okkultismus anbietet. Dazu der zuständige Referent Ulrich Tünsmeyer: „Bei Scientology handelt es sich klar um eine aggressiv agierende und hochgradig konfliktträchtige Organisation – allerdings helfen Aufklärung, öffentliche Beobachtung, das couragierte Engagement einzelner Bürger sowie das konsequente Anwenden geltender Gesetze sicher mehr die Expansionspläne der Scientologen zu verhindern, als der zweifelhafte Versuch sie zu verbieten.“

 

Aufklärung, Beratung, Information; Telefon: 030/61390437; Mo. bis Fr. von 10 – 16 Uhr

GG