Dodo des Monats

Ein Preis für Volksverdummung und für die haarsträubenste Gegenaufklärung, verliehen von Brights Deutschland...

 

Es gibt eine ganze Reihe von Preisen für engagierte Aufklärer: Den Deschner-Preis, den Ludwig-Feuerbach-Preis, den Ossip-K.-Flechtheim-Preis und einige mehr. Was ist jedoch mit engagierten Gegenaufklärern? Jene wurden seitens religionskritischer und humanistischer Organisationen bislang sträflich vernachlässigt und völlig verkannt in ihrem Streben, die Welt ein klein wenig dümmer zu machen.

Doch seit Juli 2007 finden die Gegner der Vernunft monatlich die ihnen gebührende Anerkennung, so dass der von Brights-Deutschland verliehene Dodo des Monats bereits fünf stolze Preisträger zu Tränen rühren konnte, so wie sie zuvor ihre aufgeklärten Mitmenschen zu Tränen rührten.

Der Preis wird verliehen aufgrund von „Taten und Äußerungen, die sich gegen die kulturelle, soziale, politische Aufklärung wenden, zum Beispiel das Verleugnen der Evolutionstheorie, diskriminierende Äußerungen gegen Ungläubige etc.“

Hintergrund ist die ausgestorbene Vogelart Dodo. Näheres über ihn erfährt man in der Laudatio, die Hessens Kultusministerin Karin Wolff von den Brights erhielt und die sie sogar mit einer offiziellen Ministeriums-Antwort würdigte.

„Der Dodo lebte bis 1690 auf der Insel Mauritius. Affen, Schweine und Seefahrer fraßen seine Eier und auch den Vogel selbst auf, was ihm auf Dauer nicht gut bekam. Das größte Problem des Dodo bestand darin, dass er lange Zeit keine natürlichen Feinde hatte, wodurch er fett und flugunfähig wurde und nicht mehr in der Lage war, zu fliehen, oder sich zu verteidigen. Durch diese Umstände standen die Chancen nicht gut für den Dodo, so dass die natürliche Selektion sich dafür entschied, ihn nicht mehr zu selektieren.“

Den Dodo erhielt Frau Wolff nicht nur für ihre Aussagen in Punkto Schöpfung im Biologieunterricht, sondern auch für die zahlreichen Quacksalbereien, die das hessische Kultusministerium fördert (siehe Laudatio).

Zweite Preisträgerin war die norwegische Prinzessin Märtha Louise, die glaubt, mit Engeln reden zu können und sogar ein Unternehmen rund um diese zweifellos beeindruckende Fähigkeit betreibt.

Preisträger Nummer 3 war Kardinal Meisner, den man eigentlich für beinahe alles, was er von sich gibt, diesen Preis verleihen könnte. Konkreter Anlass war seine Aussage:

Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet“

Zur Begründung heißt es: „Alles was von Gottesverehrung abgekoppelt ist, ist nach Meisners Auffassung entartet, d.h. jegliche 'nichtkatholische' Kultur muss sich diesem Stigma unterwerfen. Dieser Anspruch signalisiert den katholischen Fundamentalismus und das ist der eigentliche Eklat an der Sache.“

Der vierte Preisträger war keine Person, sondern ein Fernsehsender, namentlich das ZDF. Er erhielt den Preis für die Löschung der Website zur Sendung „Die modernen Wunderheiler“, die sich kritisch mit „alternativen Heilverfahren“ auseinandersetzte. Sie können sich die Sendung stattdessen hier ansehen.

Preisträger des Monats November war die Musikerin Nina Hagen. Aus der Laudatio:

Während Graffin [Anm.: Greg Graffin, Biologe, Punk-Musiker] Naturalismus und Aufklärung propagiert, kreischt Nina Hagen seit den 80ern Geschichten von UFOs, Gurus, Hexen und allen möglichen Unsinn in die Mikrofone, die man ihr bereitwillig vor ihre große Klappe hält. Dazu bekam sie kürzlich erneut Gelegenheit in der Sendung Menschen bei Maischberger zum Thema „Ufos, Engel, Außerirdische – sind wir nicht allein?“ Das Ergebnis war zu erwarten, nur hat Nina Hagen ihre vorgesehene Rolle als durchgeknallte Eso-Tante ein bisschen zu gut gespielt und der Physiker und Fernsehmoderator Joachim Bublath (Knoff-Hoff-Show, Joachim Bublath) verließ entnervt das Studio, nachdem ihn Hagen ein „Alien-Geschöpf“ genannt hatte und ihn zusammen mit George W. Bush hinfort wünschte. Bublaths Reaktion war angemessen, finden wir, und deshalb verleihen wir dem Ufo-Hexen-Shiva-Schreihals Nina Hagen den einzigen deutschen Preis für gekonnte Gegenaufklärung, den Dodo des Monats.“

Man darf gespannt sein, wer als Nächster seine herausragenden Fähigkeiten als Volksverdummer unter Beweis stellt. Über einen Mangel an Kandidaten brauchte man sich jedenfalls noch nie zu beklagen.

Andreas Müller