OBERWESEL. (hpd/gbs) Eine salafistische Werbekampagne, in deren Rahmen angeblich bis zu 25 Millionen Ausgaben des Korans in Deutschland verteilt werden sollen, hat in der Politik heftige Kritik ausgelöst. gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon warnte allerdings vor hysterischen Überreaktionen, die die Kampagne der Salafisten bloß aufwerten würden.
Der Herausforderung des Islam müsse man mit Aufklärungsarbeit, nicht mit Zensurmaßnahmen begegnen, sagte der Stiftungssprecher und kündigte eine Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" an.
Gegen das kostenlose Verteilen "Heiliger Schriften" sei überhaupt nichts einzuwenden, erklärte Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Oberwesel. Die Aktion der Salafisten sei nicht nur durch die Verfassung abgedeckt, sondern aus aufklärerischer Perspektive sogar zu begrüßen: "Ich wünschte, weit mehr Menschen würden die Bibel und den Koran lesen. Denn nur wer diese 'Heiligen Schriften' kennt, kann verstehen, warum von Menschen, die diese vormodernen Texte wörtlich nehmen, eine so große Gefahr für die offene Gesellschaft ausgeht."
Auf die Werbekampagnen der Salafisten solle man daher nicht mit Zensurmaßnahmen reagieren, sondern mit einer Verstärkung der Aufklärungsarbeit, sagte Schmidt-Salomon. In diesem Zusammenhang kündigte er eine Neuauflage der "Kritischen Islamkonferenz" im kommenden Jahr an:
"Von der ersten Kritischen Islamkonferenz, die im Mai 2008 in Köln stattfand, ging ein wichtiger Impuls für die humanistische Islamkritik aus. Sie zeigte auf, dass es einen ‚dritten Weg‘ jenseits von Fremdenfeindlichkeit und reaktionärer Islamverteidigung gibt, dass es sehr wohl möglich ist, die autoritären, freiheitsfeindlichen Normen des Islam zu kritisieren und gleichzeitig gegen rassistische, ausländerfeindliche Ideologien vorzugehen. Nach der unsäglichen Sarrazin-Debatte, den geopolitischen Erschütterungen der Arabischen Revolution, dem Erstarken der salafistischen Bewegung sowie der gut gemeinten, aber letztlich kontraproduktiven Einführung des Islamunterrichts in Deutschland ist es an der Zeit, diesen aufklärerischen Impuls wieder aufzufrischen. Deshalb soll 2013, fünf Jahre nach der ersten Kritischen Islamkonferenz, die zweite Tagung dieser Art stattfinden. Wir werden uns in den nächsten Wochen mit unseren Kooperationspartnern zusammensetzen, um die Weichen für diese Konferenz zu stellen."
Bislang stehen weder der genaue Tagungsort noch der Tagungstermin fest, es gebe aber gute Gründe dafür, die 2. Kritische Islamkonferenz im April 2013 in Berlin stattfinden zu lassen, verriet der Stiftungssprecher.
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