Freitag, der 13.: Aberglauben auf dem Prüfstand

freitag-der-dreizehnte-01.jpg

Beim Glück-und-Pech-Test mit Passanten am Freitag, den 13. Juni in Hamburg
Beim Glück-und-Pech-Test

Am Freitag, den 13. Juni organisierten Ehrenamtliche der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) gemeinsam mit der Giordano-Bruno-Stiftung und der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters eine öffentlichkeitswirksame Aktion in der Hamburger Innenstadt. Unter dem prägnanten Motto "Pech am 13ten? Wider den Aberglauben: wir machen den wissenschaftlichen Test!" wurden Passanten eingeladen, traditionelle Glücks- und Pechrituale auszuprobieren und deren Effekt auf ein einfaches Experiment zu prüfen: das Würfeln.

Die Teilnehmer konnten sich bewusst für klassische Glücksbringer entscheiden – zum Beispiel ein Hufeisen oder den Glückspfennig –, oder aber gezielt "Pech aufladen", indem sie Spiegel zerschlugen, unter einer Leiter hindurchgingen, Salz verschütteten oder einer schwarzen Katze begegneten. Im Anschluss daran wurde einmal gewürfelt, und das Ergebnis wurde dokumentiert. Die "Aufgabe" für die Teilnehmer bestand darin, möglichst hohe Zahlen zu würfeln (= Glück), während niedrigere Würfelergebnisse mit Pech assoziiert wurden. Über den gesamten Aktionstag hinweg wurden die Würfelaugen auf einer großen Tafel gesammelt und für alle sichtbar festgehalten.

Zwar entsprach diese Versuchsreihe nicht den strengen Vorgaben einer laborgestützten Studie (etwa in Hinblick auf randomisierte Kontrollgruppen, prädefinierte Stichprobenpläne oder z. B. eine tatsächlich kreuzende – lebendige! – statt lediglich einer symbolischen schwarzen Plüsch-Katze). Dennoch vermittelte sie auf anschauliche und humorvolle Weise eine zentrale Erkenntnis: Hinter vielen Aberglauben vermag keine statistisch relevante Wirkung zu stecken, sondern es bleibt bei rein zufälligen Ergebnissen. Insbesondere an einem symbolträchtigen Datum wie Freitag, dem 13. wurden so Vorannahmen und selektive Wahrnehmung thematisiert.

Im Rahmen der Aktion wurden insgesamt 193 Würfelergebnisse erhoben, aufgeteilt in 96 Würfe nach einem "Glücksritual" und 97 Würfe nach einem "Pechritual".

Tabelle der Würfelergebnisse
Tabelle der Würfelergebnisse

Das Ergebnis: Es gibt keinen belastbaren Hinweis, dass die gewählten Rituale (Glücks- oder Pechbringer) einen Einfluss auf die durchschnittlich geworfene Augenzahl hatten (die mathematischen Details finden sich unter dem Text).

Die Aktion führte zu zahlreichen Gesprächen mit Interessierten vor Ort: Einige Passanten berichteten, dass sie Aberglauben immer wieder im Alltag wahrnehmen, etwa im Sport, in Berufssituationen oder bei persönlichen Ritualen. Die Aktion zeigte, wie Selektionsbias ("Ich erinnere mich nur an die wenigen Male, wenn etwas an einem Freitag, den 13. schiefgegangen ist.") und kognitive Verzerrungen ("Confirmation Bias") zu falschen Schlussfolgerungen führen. Der öffentlichkeitswirksame Charakter der Aktion – ein Würfellabor im Freien, begleitet von Informationstafeln und direkten Dialogen – erwies sich als effektives Mittel der angewandten Wissenschaftskommunikation.

Das Team am Informationsstand, Foto: © Holger Ahrens 
Das Team am Informationsstand, Foto: © Holger Ahrens 

Auch wenn die Ergebnisse nicht aus einem streng kontrollierten Laborversuch stammen, ist der Effekt im Alltag oft derselbe: Menschen interpretieren zufällige Ereignisse gern in Richtung Bedeutung oder Muster. Die Aktion setzte genau hier an und regte zum Nachdenken an, ohne belehrend aufzutreten. Dies entspricht einer humanistisch-aufgeklärten Grundhaltung, die auf Selbstreflexion, kritisches Denken und evidenzbasierte Argumentation setzt.

Die GWUP plant, ähnliche Aktionen künftig auch in anderen Städten und zu weiteren Aberglauben-Themen durchzuführen. Eine mögliche Erweiterung wäre, in künftigen Durchläufen eine strukturiertere Datenerhebung zu integrieren, zum Beispiel durch protokollierte Kontrollgruppen oder standardisierte Fragebögen vor und nach dem Experiment, um Einstellungen systematisch zu erfassen.

Hinweis der Redaktion: dieser Text wurde am 19.06.2025 um 16:30 Uhr aktualisiert.

Unterstützen Sie uns bei Steady!

Der Chi-Quadrat-Test zur Prüfung, ob sich die Verteilung der Würfelergebnisse zwischen den Gruppen "Glück" und "Pech" unterscheidet (Test auf Unabhängigkeit/Homogenität der 2×6-Kontingenztabelle), liefert folgende Ergebnisse:

Kontingenztabelle "Glück vs. Pech nach Würfelaugen":

Die Häufigkeiten je Augenzahl (1 bis 6) in den beiden Gruppen sind:

Gruppe "Glück" (n = 96): 11, 12, 17, 19, 25, 12

Gruppe "Pech" (n = 97): 15, 17, 23, 16, 14, 12

Chi-Quadrat-Test:

Teststatistik χ² ≈ 5,73

Freiheitsgrade df = 5

p-Wert ≈ 0,33

Die Kontingenztabelle zeigt für jede Augenzahl 1 bis 6 die Häufigkeiten in den beiden Gruppen (siehe Tabelle). Mittels Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeit der 2×6-Kontingenztabelle wurde geprüft, ob sich die Verteilung der Würfelaugenzahlen zwischen den Gruppen signifikant unterscheidet. Die Teststatistik beträgt χ²(5) ≈ 5,73 mit p ≈ 0,33. Beim üblichen Signifikanzniveau α = 0,05 lässt sich daraus ableiten, dass kein signifikanter Unterschied in den Verteilungen vorliegt. Damit unterstützt die Analyse die Schlussfolgerung, dass weder Glücks- noch Pechrituale einen messbaren Einfluss auf das Würfelergebnis ausübten.

Die Berechnung der Mittelwerte und der statistische Vergleich mittels t-Test ergeben Folgendes:
 

Mittelwert (Gruppe Glück): 3,74

Mittelwert (Gruppe Pech): 3,34

t-Statistik: 1,76

p-Wert: 0,081

Obwohl der Mittelwert der Glücksgruppe numerisch etwas höher liegt als der der Pechgruppe, ist der Unterschied nicht signifikant auf dem üblichen Signifikanzniveau von α = 0,05. Der p-Wert von circa 0,081 bedeutet, dass die beobachtete Differenz mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Zufall erklärbar ist.

Dieser Test vergleicht direkt die Häufigkeitsverteilungen zwischen den Gruppen und erfordert keine Annahme über steigende Stichproben. Die Aussage bezieht sich ausschließlich auf die vorliegende Stichprobe. Für eine weitergehende Inferenz (z.B. Generalisierung auf andere Kontexte) wären standardisierte Designs mit vorab festgelegten Protokollen wünschenswert.