(hpd) Wer ist besser geeignet, den Islam zu kritisieren, als Ex-Muslime? Doch nicht nur der Islam wird von den hier vorgestellten Ex-Muslimen kritisiert, sondern auch Religion an sich – so von einem, der vor über einem Jahrtausend lebte und zu hochmodern anmutenden Erkenntnissen bzgl. der Entstehung des Glaubens gelangte. Auch der Vater eines US-Präsidenten ist dabei sowie die Gründerin des Zentralrats der Ex-Muslime.
Schnell sind sie mit der Todesstrafe per Fatwa bei der Hand, die Ajatollahs und religiösen Eiferer dieser Welt. Bedroht sind zwar alle Abtrünnigen vom Glauben, doch erst recht jene, die öffentlich auftreten und auf Ungereimtheiten des Islam hinweisen, seine unmenschlichen Aspekte enthüllen oder sich gar darüber lustig machen.
Die Ex-Muslime sind nach Geburtsdatum sortiert.
Muhammad ibn Zakariya Razi, 865-925, war ein persischer Universalgelehrter, eine herausragende Figur der Blütezeit des Islams, ein Arzt, Alchemist und Chemiker, Philosoph und Gelehrter.
Razi war der erste, der zwischen Pocken und Masern differenzierte, er entdeckte zahlreiche chemische Verbindungen, unter ihnen Kerosin. Er schrieb mehr als 200 Bücher und Artikel in mehreren wissenschaftlichen Gebieten. Er kannte sich gut aus in persischem, griechischem und indischem medizinischem Wissen und machte mittels eigener Beobachtungen und Entdeckungen zahlreiche Fortschritte in der Medizin.
Razi kritisierte Religionen hart, besonders jene Religionen, die behaupteten, durch prophetische Erfahrungen enthüllt worden zu sein. Er argumentierte, dass „(Gott) nicht einige Individuen über andere setzen sollte und zwischen ihnen sollte weder Rivalität noch Uneinigkeit herrschen, das ihnen das Verderben brächte.“
According to Abu Hatim, Razi offered harsh criticism concerning religions, in particular those religions that claim to have been revealed by prophetic experiences. Razi asserted that “[God] should not set some individuals over others, and there should be between them neither rivalry nor disagreement which would bring them to perdition.” (Jennifer Michael Hecht, "Doubt: A History: The Great Doubters and Their Legacy of Innovation from Socrates and Jesus to Thomas Jefferson and Emily Dickinson", pg. 227-230)
Razi kritisierte zudem den Mangel an Interesse unter Religionsanhängern, ihre Überzeugungen rational zu analysieren sowie die gewalttätige Reaktion, die anstelle der Analyse einsetzte. Dass Menschen einem Glauben anhingen, führte er auf Betrug durch religiöse Autoritäten und den Status Quo sowie Gewohnheit zurück.
Schon damals sah er als Ursache von Religion an, dass Glaubenssysteme sich aufgrund der menschlichen Neigung verbreiteten, andere zu imitieren und kopieren.
Laut Razi waren von Beginn der Menschheitsgeschichte an alle, die behaupteten, Propheten zu sein, nach seiner schlimmsten Annahme verworren und abwegig, und hatten nach seiner günstigsten Annahme psychologische Probleme.
Barack Hussein Obama, Sr., 18. Juni 1936 - 24. November 1982, war ein kenianischer leitender Regierungsökonom und Vater des US-Präsidenten Barack Obama.
Obama Sr. wuchs in einer muslimischen Familie auf, konvertierte aber zum Christentum und änderte seinen Namen von „Baraka“ zum christlicher klingenden Namen „Barack“, als er etwa sechs Jahre alt war – weil die christliche Missionsschulen, die er besuchten, darauf bestanden. Er wurde als junger Mann Atheist, bevor er seine zweite Frau Ann Dunham kennenlernte.
Präsident Barack Obama erinnerte sich im Magazin Time vom 16. Oktober 2006 in "My spiritual journey" an seinen Vater: „Mein Vater war in meiner Kindheit beinahe vollständig abwesend, nachdem er von meiner Mutter geschieden wurde, als ich zwei Jahre alt war; jedenfalls war mein Vater, obgleich er als Moslem aufwuchs, bereits ein eingefleischter Atheist, als er meine Mutter kennenlernte, er hielt Religion sehr entschieden für Aberglauben.“
„My father was almost entirely absent from my childhood, having been divorced from my mother when I was 2 years old; in any event, although my father had been raised a Muslim, by the time he met my mother he was a confirmed atheist, thinking religion to be so much superstition.”
Sir Ahmed Salman Rushdie, geboren am 19. Juni 1947, ist ein britisch-indischer Romanautor und Essayist. Sein zweiter Roman, Midnight’s Children (1981), gewann den Booker Prize.
Seine Bücher handeln häufig vom indischen Subkontinent. Rushdie kombiniert magischen Realismus mit historischer Fiktion und sein Werk thematisiert die vielen Verbindungen, Störungen und Migrationen zwischen Ost und West.
Als er im September 1988 The Satanic Verses veröffentlichte, verursachte dies wegen der wahrgenommen Darstellung des Propheten Mohammed eine Kontroverse in der islamischen Welt. Der Titel bezieht sich auf eine umstrittene muslimische Tradition, die im Buch behandelt wird. Nach dieser Tradition fügte Mohammed im Buch dem Koran Verse (Suren) hinzu und akzeptierte drei Göttinnen, die einst in Mekka als göttliche Wesen angebetet wurden. Der Legende nach widerrief Mohammed später die Verse und sagte, der Teufel habe ihn verführt, diese Zeilen zu äußern, um die Mekka-Bewohner zu beschwichtigen (daher die „Satanischen“ Verse). Der Erzähler enthüllt dem Leser jedoch, dass diese umstrittenen Verse tatsächlich dem Munde des Erzengels Gabriel entstammten. Das Buch wurde in vielen Ländern mit starken muslimischen Gemeinschaften verboten, der iranische Ajatollah Ruhollah Khomeini, damals spiritueller Führer des Landes, rief am 14. Februar 1989 im Radio Teheran eine Fatwa gegen Rushdie aus und forderte seine Hinrichtung. Rushdie musste sich daraufhin einige Jahre lang unter Polizeischutz verstecken. Am 7. März 1989 brachen das Vereinigte Königreich und der Iran ihre diplomatischen Beziehungen aufgrund der Rushdie-Kontroverse ab.
Rushdie kommt aus einer muslimischen Familie, meint aber, er sei nie wirklich religiös gewesen. In einem Artikel, der am 11. August 2005 in The Washington Post und The Times erschien, plädierte Rushdie für die Anwendung von Kritik und eine Reform des Islam: „Es ist zunächst einmal höchste Zeit, dass Muslime die Offenbarung ihrer Religion als ein Ereignis in der Geschichte studierten, nicht als übernatürlich darüber stehend. (...) Großzügigkeit ist mit Toleranz verwandt, Aufgeschlossenheit ist die Schwester des Friedens.“
“(...) It is high time, for starters, that Muslims were able to study the revelation of their religion as an event inside history, not supernaturally above it. (...) Broad-mindedness is related to tolerance; open-mindedness is the sibling of peace.
(Muslims unite! A new Reformation will bring your faith into the modern era 11 August 2005)
Mina Ahadi, geboren 1956, ist eine iranischstämmige Menschenrechtsaktivistin. Sie war – neben Arzu Toker – Gründungsmitglied und ist erste Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland und ist Vorsitzende des Internationalen Komitees gegen Hinrichtung sowie des Internationalen Komitees gegen Steinigung. Darüber hinaus ist sie politisch in der kommunistischen Partei des Iran tätig.
Der Zentralrat der Ex-Muslime hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tabu zu brechen, das mit der Abkehr vom Islam einhergeht sowie gegen Gesetze in Bezug auf Apostasie und den politischen Islam vorzugehen.
Vor der iranischen Revolution studierte Ahadi in Tabriz Medizin. Ihr Ehemann, der sich ebenfalls politisch engagierte, wurde von der iranischen Regierung hingerichtet. Sein Tod mündete in ihre Motivation, sich gegen die Todesstrafe zu engagieren.
Gegenwärtig lebt und arbeitet sie in Deutschland. Sie hat einige Menschen, die in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung warteten, vor dem Tod bewahrt. Jedoch gelingt ihr dies nicht immer.
Ahadi veröffentlicht ihre Erfahrungen von Zeit zu Zeit beim hpd und hat 2008 - zusammen mit Sina Vogt -, ein Buch veröffentlicht: “Ich habe abgeschworen”.
Mina Ahadi wurde im Oktober 2007 von der britischen National Secular Society mit dem Irwin Prize for Secularist of the Year ausgezeichnet.
Maryam Namazie, geboren 1963, ist eine iranischstämmige Aktivistin und Kommentatorin. Sie wurde in Teheran geboren, verließ aber 1979 während der iranischen Revolution mit ihrer Familie das Land. Gegenwärtig lebt sie im Vereinigten Königreich.
Namazie war als Geschäftsführerin der International Federation of Iranian Refugees tätig und ist Sprecherin der One Law for All Campaign gegen die Einführung der Scharia in Großbritannien. Außerdem ist sie die Sprecherin des Zentralrats der Ex-Muslime in Großbritannien. Sie ist Gastgeberin und Produzentin eines wöchentlichen internationalen Fernsehprogramms, das im Mittleren Osten ausgestrahlt wird.
2005 wurde Namazie von der britischen National Secular Society mit dem Preis Secularist of the Year ausgezeichnet. 2007 wurde sie von Elle Quebec zu einer der Top 45 Frauen des Jahres ausgewählt. Sie hat auf unzähligen Konferenzen gesprochen und viele Artikel zu den Themen Frauenrechte, Gewalt gegen Frauen, politischer Islam und Säkularismus geschrieben, von denen einige in andere Sprachen übersetzt wurden.
Im September 2010 unterzeichnete Namazie zusammen mit 54 anderen öffentlichen Personen einen offenen Brief in The Guardian, in welchem sie ihre Opposition anlässlich des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Großbritannien bekundeten.
Kumail Nanjiani, (anscheinend) am 21. Februar 1978 in Karachi geboren, ist ein pakistanisch-amerikanischer Stand up-Comedian und Schauspieler.
Mit 18 Jahren zog Nanjiani in die USA und besuchte ein College in Iowa. Seit Beginn seiner Karriere als Comedian trat er in verschiedenen Fernsehprogrammen auf, einschließlich der Late Show with David Letterman und Conan.
Neben Gastauftritten in diversen Comedy-Shows wie Portlandia, spielt Nanjiani eine Nebenrolle in Franklin & Bash des Fernsehsenders TNT als Pindar Singh, einen agoraphobischen Science-Fiction-Nerd, der für die Hauptcharaktere der Show arbeitet.
In einem Interview mit The A.V. Club sprach Nanjiani über seine Empfindungen bzgl. der Publikumsreaktionen auf seine Einmann-Show Unpronouncable, in welcher er auch religiöse Sitten aufs Korn nimmt. Während er in Iowa studierte, wurde aus dem fundamentalistischen schiitischen Moslem ein Atheist – eine Transformation, die er in seiner Show respektvoll erkundet.
Neben den ausführlicher vorgestellten Ex-Muslimen gab und gibt es selbstredend mehr, wie etwa den Aserbaidschaner Mirza Fatali Akhundov (12. Juli 1812 - 9. März 1878), den Pakistani Ibn Warraq (1946 geboren), den Algerier Lounès Matoub (24. Januar 1956 – 25. Juni 1998) die Bengalin Taslima Nasrin (geboren am 25. August 1962) oder den Ägypter Hamed Abdel-Samad (geboren am 1. Februar 1972).
Alle diese Frauen und Männer setzten und setzen sich gegen einen menschenverachtenden Islamismus ein und müssen dafür immer wieder um ihr Leben fürchten. Davor kann man nur den Hut ziehen.
Fiona Lorenz
Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet - wikipedia.org entnommen
AHA! Politiker (1.6.2012) - Hier sind Links auf die vorhergehenden AHA!-Artikel zu finden.
AHA! Comedy (8.6.2012)