Schule muss neutral sein

BERLIN. (HVD) Die einstweilige Anordnung des Verwaltungsgerichtes, einem muslimischen

Schüler das Recht einzuräumen, in einer Berliner Schule einmal täglich außerhalb der Unterrichtszeit beten zu dürfen, hat der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e. V. mit großem Unverständnis aufgenommen.

 

Dazu Manfred Isemeyer, der Geschäftsführer des HVD Berlin: „Wir sind einigermaßen entsetzt über diesen Richterspruch, der die Neutralitätspflicht des Staates verletzt. Die Ausübung religiöser Bekenntnisse gehört nicht in öffentliche Institutionen. Dieses weltfremde Urteil unterwandert nicht nur die in unserem Grundgesetz verankerte Trennung von Staat und Kirche. Es wird auch manche Integrationsbemühung in der Stadt zunichte machen, sollte es dann in letzter Instanz so bestätigt werden. Der Berliner Senat hat nicht ohne Grund im Jahr 2006 mit dem Fach Ethik einen neutralen Werteunterricht eingeführt, in dem alle Schüler/innen gleich welcher Herkunft und Religion gemeinsam lernen können.

Der HVD ist ein Verfechter der Religionsfreiheit. Die Ausübung der Religion ist und bleibt allerdings Privatsache. Es ist eine geradezu absurde Vorstellung, wenn nun auch Schüler/innen anderer Bekenntnisgemeinschaften ähnliches für sich einfordern würden. Wir hätten verschiedene Gebets- und Andachtsräume in den Schulen und der Stundenplan müsste um die Gebetsvorgaben verschiedener Religionen aufgebaut werden.

Die Richter haben mit Ihrer einstweiligen Anordnung aber auch einer religiös-politischen Vereinnahmung der Schulen Vorschub geleistet. So käme es gewiss zu Aggressionen und Anfeindungen gegen Schüler/innen, die ihre religiösen Rituale in der Schule ausüben würden oder auch gegen jene, die sich keiner Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft zugehörig fühlen und damit auf Gebete ganz verzichten möchten.

Die Weltfremdheit dieser einstweiligen Anordnung ist offensichtlich. Der Humanistische Verband ist sich deshalb sicher, dass im weltoffenen Berlin eine solche Regelung auf Dauer keine Chance hat."