MASTERSHAUSEN. (hpd) Der Mensch sei böse, und nur durch Vorschriften und moralische Gebote im Zaume zu halten,
so der moderne Teufelsglaube. Demgegenüber das Fazit des Stücks: Der Mensch ist gut - wenn man ihn lässt. Dem Programmheft sind die vom Autoren des Stücks, Kurt Raster, kommentierten Details eines christlichen Teufelsglaubens einschließlich seiner Quellen zu entnehmen.
Endlich stürmt der Teufel auf die Bühne, gleich belustigt über der Menschen Vorstellung, er kaufe unsere Seelen, wie bei Faust oder Dorian Gray. Der Teufel amüsiert sich über unsere widersprüchlichen Teufelsbilder - weshalb sollte er uns dafür strafen, dass wir Gott lästern oder geilen Sex haben, handeln wir doch ganz in seinem Sinne? Er ist mal der kleine Kurti, der neun Jahre im katholischen Internat indoktriniert wurde und hinterher wissen wollte, was denn nun Erlösung sei, was Erbsünde? Kurti hatte nichts verstanden. Der Teufel ist das lüsterne Weib, das zur Beichte geht, wie auch der Pastor, dem sie beichtet und hinterher verführt. Der Teufel ist Adam, Eva und Gott, der mit Fistelstimme beleidigt vorgeführt wird. Alle Rollen werden hervorragend verkörpert von Martina Reitz. Ja, der Teufel ist eine Frau.
Die anschließende angeregte Diskussion im beinahe vollbesetzten Forum der Giordano-Bruno-Stiftung wurde mit Autor, Teufel und miteinander geführt. In Regensburg, dem Heimatort des Stücks, war die Resonanz bisher überwiegend positiv, auch von Seiten Gläubiger. „Viele schnitzen sich ihre Religion auch selbst", kommentierte Raster dieses Phänomen. Sie glauben nicht das, was sie glauben sollen, für die meisten Gläubigen seien Hostien beispielsweise kein Menschenfleisch.
Die menschliche Güte erkennt der Autor darin, dass wir helfen, wenn wir Not erkennen. Wir lassen uns Übles von schlechten Menschen gefallen, entschuldigen sie, erklären. Die Armen gehen nicht zu den Reichen und holen sich deren Geld, die Hungrigen verhungern, statt den Satten das Brot wegzunehmen. Gleichzeitig nehmen wir uns zu ernst und glauben, wir seien „schuld" am Schlechten in der Welt, das schlechte Gewissen dient als Machtinstrument. Soziobiologische, entwicklungspsychologische und philosophische Erklärungen für den Glauben wurden aus dem Publikum laut. Anregend war das Solo für den Teufel somit allemal.
Fiona Lorenz
Foto von dem Teufel, Martina Reitz, und dem Autoren, Kurt Raster.
Kontakt: Kurt Raster, Erikaweg 13, 93053 Regensburg. Tel. 0941/700299. Mail. Internet.