AUGSBURG. (bfg) Nach Auswertung der statistischen Daten 2006 und von Teilergebnissen für 2007
stellt sich heraus: Die Gruppe der Konfessionsfreien hat in Bayern erstmals die Zahl der Protestanten erreicht. Der Bund für Geistesfreiheit zieht daraus den Schluss, dass der Freistaat Bayern künftig nicht mehr umhin kann, auch die säkularen Organisationen stärker in den gesellschaftlichen Dialog einzubeziehen.
In den letzten Jahren schrumpfte die evangelische Kirche in Bayern zwar nur geringfügig auf nunmehr 2,6 Millionen Mitglieder (während die Katholiken immerhin zwischen 50.000 und 100.000 pro Jahr verloren), doch nahm gleichzeitig die Gesamtbevölkerung konstant zu, sodass den Konfessionsfreien inzwischen ebenso wie den Protestanten 21 Prozent der bayerischen Bevölkerung zuzurechnen sind. 56 Prozent sind katholisch (unter Abrechnung von Doppelzählungen infolge von zwei Wohnsitzen), zwei Prozent gehören religiösen Minderheiten an, davon ist die Hälfte praktizierend muslimisch.
Schrumpfungstrend bliebt stabil
Dass der Schrumpfungstrend der letzten Jahre - minus 0,1 (ev.) bzw. 0,4 (r.k.) Prozentpunkte im Jahr in Bayern und minus 0,3 (ev.) bzw. 0,2 Punkte bundesweit - wohl stabil bleibt, bestätigen die ersten Zahlen für 2007 für drei Diözesen, die immerhin ein Sechstel der deutschen und ein Drittel der bayerischen Katholiken repräsentieren.
Demnach nahmen die Kirchenaustritte überall zu und die Eintritte ab. Noch am geringsten war die Änderung in Münster mit einem Plus der Austritte von brutto 2,8 % und „netto" (d.h. nach Abzug der Eintritte) von 5,7 %.
In der relativ kleinen Diözese Eichstätt nahmen die Austritte brutto um 13,4 % zu, netto sogar um 16,4 %. Den Vogel schoss die Erzdiözese München-Freising ab, wo 2006 gut 8.500 Austritte ausgewiesen waren, 2007 aber (laut SZ vom 14.3.08) knapp 12.000 (plus 39,5 %). Da auch die Eintritte um ein Viertel zurückgingen, ergab sich ein Anstieg der Netto-Austritte um 54,2 Prozent. In der Summe aller drei Bistümer stieg die Austrittszahl um 19 Prozent, die Eintritte nahmen um 16 Prozent ab.
Netto nahm der Schwund infolge von Eintritten und Austritten um 36,5 % zu
Die Austritte stiegen in Bayern besonders stark an, die Eintritte nahmen deutlich ab. Daraus ist zu schließen, dass die vorübergehende Benedikt-Euphorie nun wieder dem langfristigen Trend weicht.
Einen anderen Trend sollte man darüber aber nicht vergessen: Für das Schrumpfen der Kirchen ist immer stärker die Überalterung verantwortlich: Auf 100 Geburten entfallen (bundesweit) 28 katholische und 29 evangelische Taufen, also 47 neue Mitglieder; auf 100 Todesfälle jedoch kommen 34 Katholiken und 38 Protestanten, also 72 Kirchenmitglieder.