Weitere Stolpersteine in Sachsen

stolpersteine-sachsen-1.gif

Ein Stolperstein / Foto: R.Rudolph (pixelio)

LEIPZIG. (hpd). Nachdem kürzlich der 5.000. Stolperstein in Berlin verlegt wurde, gibt es seit einigen Tagen den 202. Gedenkstein dieser Art in Leipzig. Am 16. Juli 2013 sind 22 weitere Stolpersteine in Leipzig hinzugekommen. Einer der Steine des Kölner Bildhauers Gunter Demnig erinnert an Walter Cramer.

Er war Textilunternehmer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Lange Jahre war er Vorstandsmitglied der Leipziger Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG, Aufsichtsratsmitglied der Leipziger Baumwollspinnerei und Vorsitzender des Sächsischen Beirats der Deutschen Bank. Er setzte sich immer wieder für jüdische Angestellte und Geschäftspartner ein, was ihm 1944 ein Strafverfahren wegen „Wehrkraftzersetzung“ eintrug. Cramer war einer der engsten Freunde von Carl Friedrich Goerdeler und somit in die Attentatspläne gegen Hitler eingeweiht. Er sollte nach dem Tod Hitlers eine führende politische Stelle einnehmen. Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und nach Haftaufenthalten in Dresden und Berlin in Plötzensee hingerichtet.

Der empathische Satz „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, ist für Gunter Demnig gleichzeitig Programm. Daraus sind bisher mehr als 35.000 Kunstwerke entstanden. Kleine 10 cm x 10 cm Messingplatten, die sich fast nahtlos in das Pflaster des Fußweges einfügen und dennoch zum Innehalten „zwingen“.

Demnig setzt damit Erinnerungsstätten für die Opfer der Nazis: Juden, politisch Verfolgte, Widerstandskämpfer, Roma & Sinti, Homosexuelle, Kranke - für Menschen, deren Existenz ausgelöscht wurde. Ihre Namen werden damit an ihrem letzten freigewählten Lebensort vor dem Vergessen bewahrt.

An 750 Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn und den Niederlanden sorgen Demnigs Stolpersteine für Diskussionen und Irritationen, finden Zustimmung und lösen Widerstand aus. Der inzwischen 65-jährige Demnig lässt sich davon nicht beirren und fertigt weitere „Pflastersteine“.

Im September 2013 sollen auch wieder einige in Dresden verlegt werden. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen am Leben gehalten, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: „HIER WOHNTE ...“- Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Solcherart unauslöschlich gemacht, erinnert die Schrift dauerhaft an die Verfolgten des Nazi-Regimes. Um das Projekt fortzuführen, ist die Hilfe vieler Menschen nötig, denn jeder Stolperstein braucht einen Paten. Privatpersonen, Vereine, Stiftung oder Parteien können für 120 Euro diese Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen.

In Dresden begann man erst im Jahr 2009, die ersten fünf Stolpersteine zu verlegen. Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für Dresden und seine Bürger, dass es hier erst 35 dieser Steine gibt, denn auch hier gäbe es eine Vielzahl der zu be- und gedenkenden Personen.

In Dresden gibt es zwar eine ganze Reihe von Organisationen, die an der Aufarbeitung dieses Kapitels der Dresdner Geschichte beteiligt sind, besonders sei hier die Initiative Kunstplan zu erwähnen, unter der sich einige dieser Vereine und Organisationen zusammengeschlossen haben. Sie stellten nach und nach an besonderen Orten so genannte DENKZEICHEN auf oder versehen sie mit Plaketten. Die Denkzeichen stehen in Form von großen Tafeln mit Hinweisen und Übersichten über diese Orte im Dresdner Stadtgebiet. Leider gehen diese DENKZEICHEN (z. B. an der Polizeidirektion) durch ihre Ähnlichkeit mit einer Werbetafel fast im Stadtbild unter bzw. sind sehr weit entfernt aufgestellt (Judenlager Hellerberg).

Elke Schäfer