(hpd) Von Lustigem wie Voodoogefahren für Präsident Sarkozy, Papstkarikaturen, islamische Banken, atheistische Gräber bis zu Ernstem wie Zwangsehen, Menschenrechte und Sterbehilfe. Und auch noch etwas über „Y'a gut Banania!"
Gebet für das Verbot der Voodoopuppe des Nicolas Sarkozy
17.11.08, Paris - Das k&b-Verlagshaus vermarktet seit einem Monat einen Kasten, der ein Handbuch zum Bau eine Voodoopuppe mit dem Bildnis von Nicolas Sarkozy und ein Los von 12 Nadeln beinhaltet. Das Handbuch schlägt einen „magischen Zauber" vor, um die unpopuläre Politik des Staatschefs zu bekämpfen.
«L'Appel», (Der Aufruf) französischer Zweig der internationalen Betbewegung „The Call", hat nun die Christen eingeladen, dem Präsidenten zu helfen. In erster Instanz wurde nämlich die Klage von Nicolas Sarkozy gegen den Voodoo Bausatz abgewiesen. Für das Berufungsverfahren schlägt die Betbewegung den Christen vor, einen Brief an den Élysée - Palast zu senden, um ihn mit ihrem Gebet zu unterstützen. (Französisch)
Der Kreationismus dehnt seinen Einfluss in Europa aus
17.11.08, Paris - Auf Initiative des Ministeriums für Bildungs- und Schulwesen, des Collège de France und vom Zentrum der Wissenschaften und der Industrie, waren mehrere Hundert Forscher, Philosophen, Professoren, Inspektoren von Kollegien und von Gymnasien am 13 und 14. November in Paris versammelt, um die wachsende Schwierigkeit bei der Lehre der Evolutionstheorie zu diskutieren. Der Probleme begannen Anfang 2007. In zahlreichen Ländern Europas erhielten Gymnasien, Kollegien und Universitäten, ohne es verlangt zu haben, ein luxuriöses, bebildertes Werk, den Atlas der Schüpfung. In der Türkei veröffentlicht und gedruckt, behauptet er zu beweisen, dass die Evolutionstheorie keine wissenschaftliche Theorie, sondern antireligiöse Propaganda sei. (hpd berichtete)
„Die Verbreitung dieses Werkes ließ der Existenz eines muslimischen Kreationismus bewusst werden; bis dahin ziemlich ignoriert im Okzident" unterstreicht Brosseau-Olivier, Doktor der Biologie und Mitautor eines kleinen Buches über die Kreationismen (Ed. Syllepse). Ebenfalls verbreitet in Asien und im Mittleren Osten hat diese extremistische Auffassung allerdings in Europa und in den Vereinigten Staaten nur einen begrenzten Einfluss. Ganz anders das Konzept des Intelligenten Designs: die letzte Veränderung des amerikanischen Kreationismus, der seit den neunziger Jahren nicht aufhört, seinen Einfluss in den westlichen Gesellschaften auszudehnen. „Dieser wachsende Einfluss der Kreationismusideen wäre nicht so gefährlich, wenn sie keine politischen Auswirkungen hätten," bemerkte Olivier Scheffel. „Sobald man sie akzeptiert (...) wird es einfach, sehr konservative gesetzgebende Positionen zu unterstützen und bestimmte Verhalten - Homosexualität, Verhütung, Abtreibung - als abartig annehmen zu lassen." Unter seinen theoretischen Aspekten stellt der Kreationismus ein totales Gesellschaftsbild dar. Dies noch mehr, wenn es diesem an Bezugspunkte fehlt. Denn die ID-Behauptung profitiert vor allem von einer Verwirrung der Legitimitäten.
„Die ID - Theorie stellt eine Art des Glaubens dar. Aber es obliegt der Wissenschaft nicht, den Glauben zu stärken oder zu widerlegen, es ist nicht ihr Ressort", unterstreicht der Philosoph Dominica Lecourt. Was ist folglich zu machen? Zu lehren, dass der wissenschaftliche Gedanke sich radikal von einer Meinung oder von einer persönlichen Überzeugung unterscheidet. Aber auch, so schlägt der Theologe Jacques Arnould vor, „von jenen, deren Absichten sich aus dem Glauben oder der Religion ergeben, zu fordern, dass sie ihre Methoden und nicht nur ihren Inhalt erklären". (Französisch)
Bürgermeister bedroht die Religionsfreiheit
20.11.08, Montreuil - Der ehemalige Bürgermeister von Montreuil, Jean-Pierre Brard, erschien vor der Strafkammer des Landgerichts von Bobigny weil er in November 2006, als er Bürgermeister war, Frau Vayssière, Gemeinderatsmitglied, das Wort verweigerte, weil sie einen Anhänger mit Kreuz trug. Frau Vayssière hatte nach Artikel 432-7 des Strafgesetzbuches dagegen Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Für den Staatsanwalt hat Herr Brard „seinen persönlichen Überzeugungen eine Reichweite gegeben, die sie im Hinblick auf das Gesetz nicht haben konnten" und seiner Mitbürgerin der Ausübung ihrer religiösen Freiheit entzogen. Der Staatsanwalt forderte als Urteil ein einfaches Staatsbürgerschaftspraktikum für Herrn Brard. Am 18. Dezember wird das Urteil gefällt. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ex-Bürgermeister sich so äußerte. So hat er 2004 eine Prêt-à-porter Modeshow mit traditionellen muslimischen Kleidern für Frauen verboten. Er wurde daraufhin zur Zahlung von 750 Euro verurteilt. Am 1. Juli 2006 wurde auch eine Evangelisierungskampagne durch einen Gemeindeerlass von Herrn Brard verboten. (Französisch)
Sozialer und wissenschaftlicher Demut im Dialog mit der Gesellschaft
23.11.08, Lyon - In Lyon hat die 83. Sitzung der „sozialen Wochen von Frankreich" sich eine Schlüsselfrage gestellt: Sind „die Religionen eine Bedrohung oder eine Hoffnung für unsere Gesellschaften?" Etwa 5.000 Personen waren gekommen, um die Antwort zu finden. „Der Grundsatz der Trennung der Politik vom Religiösen ist für uns eine Voraussetzung für jedes beruhigte religiöse und politische Leben", sagte Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon. Der Großrabbiner Richard Wertenschlag erinnerte „an den heiligen Charakter alles menschlichen Wesens und des Lebens". Und Kamel Kabtane, Rektor der großen Moschee von Lyon, unterstrich, dass „der Mensch nicht auf einen wirtschaftlichen Verbraucher reduziert werden könnte." Eine Hauptidee kam oft in der Diskussion vor: die dringliche Notwendigkeit, den Demutsbeweis im Dialog zwischen Religion und Gesellschaft sowie zwischen den Religionen selbst zu erbringen. Agnès von Kirchbach drückte es so aus: „Jede Religion muss das Übel berücksichtigen, von dem sie selbst die Ursache ist, und einen kritischen Blick auf sich selbst werfen, um sich zu ändern". Von daher komme ihre Sicherheit, dass „die Schwierigkeit des Dialogs mit der sozialen Ungerechtigkeit in Zusammenhang steht". Deshalb besteht der Ausgangspunkt dieses Dialogs in eine „bescheidene Einstellung".
Jacques Barrot, Vizepräsident der Europäischen Kommission, stellte die provozierende Frage: „Warum der interreligiöse Dialog sich nicht ein wenig mehr von all unseren Gesellschaftsproblemen nährt? „Er erwähnte auch die Gefahren des Fundamentalismus, den er „als Archaismus bezeichnet" wenn zum Beispiel „die christlichen Kirchen angesichts der Pandemie von AIDS in Afrika" vor Verhütung warnen.
Auch die notwendige Demut der Religionen angesichts der Wissenschaft kam zur Sprache, sowie die Gefahr die sie liefen, sich zu stolz zu zeigen: „Wir werden immer an der Peripherie der Kenntnis bleiben. Das Schlechteste am Glauben besteht darin, zu glauben, dass man sich eines Tages dem Nichterkennbaren annähern könne", sagte Professor Didier Sicard. Jedoch: „Wenn die Religion das Recht hat, die Wissenschaft zu befragen, muss sie hinsichtlich ihres Misstrauens vorsichtig sein." (Französisch)
Frankreich, Land der Verletzung der Menschenrechte?
26.11.08, Toulon - Drei Jahre nach dem Bericht von Alvaro Gil-Robles, Kommissar für Menschenrechte des Europarates, stellt Thomas Hammarberg in seinem Bericht erneut die Frage nach den Verletzungen der Menschenrechte in Frankreich, insbesondere in Bezug zu den Gefangenen und Ausländern. Die Liga der Menschenrechte (ldh) stellt danach fest, dass es u. a. viele unwürdige Behandlungen von Häftlingen in den Gefängnissen und von Ausländern in den zentralen Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber, unwürdige Lebensbedingungen für Roma und Landfahrer, Verletzungen der internationalen Normen zum Schutz der Minderjährigen vor Gericht; Belastungen und Gefahren für Personen gibt, die sich über die Polizei beschweren.
Nach ldh ist Frankreich, das die Präsidentschaft der Europäischen Union ausübt, ein Land dessen Regierende immer mehr, gewalttätig und absichtlich, die europäischen Standards für den Schutz der Menschenrechte schänden. „Und die Verfechter der Rechte, die "Täter der Solidarität", die Verbände, die den Opfern von Menschenrechtsverletzungen helfen, werden stigmatisiert, bedroht, destabilisiert, und nun systematisch von einem immer größeren Teil ihrer Möglichkeiten beraubt". (Französisch)
Die Zusammenfassung des Memorandums (Französisch)
Aktion gegen die homosexuelle Lobby in der Schule
26.11.08, Paris - Die katholische Stiftung Service Politique hat mit Unterstützung der evangelischen CPDH kürzlich eine Petition gegen die Propaganda der angeblichen Schwulenlobby in den Schulen gestartet. Sie reagieren damit auf ein Rundschreiben des Ministers für Erziehung, Xavier Darcos, der darauf hinwies, dass die Schule zu dem Kampf gegen die Homophobie beitragen soll. In einem Interview mit der Tageszeitung Liberation, sprach der Minister von "Omertà zur Homophobie", und sagte, dass der Rückgang der Zahlen zu Homophobie (von 0,6% im September November 2007 auf 0,3% Dezember-Februar 2008) nicht die Stimmung gegen die Homosexuellen verbergen könne. Gleichzeitig hat das Ministerium für Hochschulwesen eine ähnliche Politik in den Universitäten und Hochschulen angekündigt.
Die Träger der Petitionsaktion geben zwar zu, dass Homophobie dramatische Folgen haben kann und es unbestritten ist, dass homosexuelle Menschen unter Spott und Gewalt leiden, aber „man sich davor hüten soll, die Ablehnung der Homosexualität, als eine Welt des normalen Lebens, zu verurteilen. Respekt bedeutet nicht die Befriedigung aller Forderungen." Nach den beiden Organisationen verdienen die homosexuellen Menschen Respekt und Mitgefühl, aber dieser Respekt kann sich nicht in Zustimmung oder Gewähr von Forderungen wie zum Beispiel die Zensur von allen durch die einzigen Akteure dieser Gruppen selbst als homophob charakterisierten Meinungen verwandeln. (Französisch)
Bald islamische Banken in Frankreich
27.11.08, Paris /Strasbourg - Die Ankunft mehrerer islamischer Banken in Frankreich dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bis Juni 2009 haben wenigstens drei (Katar Islamic Bank, Kuwait Finanzen House und Al- Al-Baraka Islamic Bank) bereits heute die notwendige Genehmigung bekommen. Diese neuen Beteiligten am französischen Banksystem werden sich vorsichtig in den Markt einführen, indem sie sich auf Finanzierungs- und Investitionsaktivitäten vor Beginn ihrer Aktivitäten als Kleinkundenbanken beschränken.
Die Integration islamischer Interessen in den finanziellen Sektor beschränkt sich nicht auf die fünf Millionen Muslime im Lande. Ohne sich als eine totale Alternative zum derzeitigen Kapitalismus aufzudrängen, bietet das Modell einen Mechanismus an, der diesen ergänzt und festigt. Er stellt auch eine Art der Moralisierung der Finanzen dar, ohne zu verhindern, Profit zu machen. In der Tat sind die Grundsätze dieser Finanzen dieselben wie jene am Anfang der muslimischen Religion. Ein an der Verleihung gebundener Zins, „riba", genauso wie Spekulation sind verboten, aber Gewinne sind erlaubt. So sind die Risiken begrenzt, was sie vor den Schwierigkeiten schützt, die heute die amerikanischen und europäischen Banken erleben. Außerdem teilen diese Banken Risiken und Profite mit dem Kunden vermittels alternativer Produkte wie „Mourabaha" (der Unternehmer nimmt keinen Kredit mit Zins, sondern die Bank kauft die Produkte, die er benötigt, liefert sie ihm und teilt mit ihm die Gewinne).
Dieses System ist noch nicht gut ausgebaut, aber in den letzten dreißig Jahren haben die islamischen Finanzinstitute die Zahl von 300 in mehr als 75 Ländern überschritten. Die Gesamtzahl ihrer Aktiva steigt im Durchschnitt pro Jahr um 15%. Im Übrigen bot die französische Regierung im Juli den islamischen Finanzen günstigere rechtliche und fiskalische Rahmenbedingungen an, um so einen Teil der flüssigen Mittel der Golfstaaten wiederzugewinnen, die im Augenblick nach London abfließen. Im Januar 2009 wird in der Managementschule von Straßburg das erste Institut für Scharia-Finanzen eröffnet. (Französisch)
Kondomverteiler in den Gymnasien
28.11.08´, Paris - Nach einem Pressebericht des Ministeriums für Bildungs- und Schulwesen sind „die Kondomverteiler in den Gymnasien verallgemeinert worden". Von nun an werden alle Gymnasien mit einem Kondomverteiler ausgestattet und 65% unter ihnen verfügen sogar bereits über zwei Verteiler. (Französisch)
Die christlichen Radios bündeln ihre Kräfte
28.11.08, Paris - Seit der Liberalisierung der französischen Radiowellen im Jahre 1981 haben die Christen ins Radio investiert, sodass sich heute neben einigen unabhängigen Sender zwei Verbünde das Territorium teilen: das RCF-Netz (christliche Radios in Frankreich) dessen Schwerpunkt in Lyon ist, und die französisch sprechende Gemeinschaft christlicher Radios (Cofrac), die aus Paris durch Radio Notre-Dame koordiniert wird. Aber die christlichen Antennen sind zerbrechlich geworden. Ursachen: die Senkung der Subventionen der territorialen Gemeinschaften und der Diözesen, die Internetentfaltung, die Kosten, die durch den numerischen Übergang und den Wettbewerb zwischen Stationen verursacht wurden.
Der Rat der französischen Bischöfe hat deshalb die Verantwortlichen gebeten „über neue Organisationsformen nachzudenken". „Heute ist es nicht mehr eine Frage der Kirchenzugehörigkeit", schätzt Bruno Courtois, Generaldirektor des Radios Notre-Dame. Die Lösung liegt in der Möglichkeit, „Emissionen kostenlos auszutauschen, indem die Leitlinien der anderen respektiert werden." Durch mehr Mutualisierung (technische Dienste, Formationen ...) und von Zusammenarbeit, um die großen Ereignisse der Kirche in Frankreich und im Ausland abzudecken, durch die Fusion lokaler Stationen, um regionale Pole zu entwickeln.
Die Programme der christlichen Radios ähneln sich stark: Informationen (10 bis 15%), Kultur (15 bis 20%), Spiritualität (25 bis 30%) und Musik (25 bis 35%). Wenn lokale Stationen nicht die Mittel haben, ihre eigenen Meldungen zu produzieren, verbreiten sie jene von Radio Vatikan, von RCF oder Cofrac. Außer Fidélité und Radio Espérance (Treue und Hoffnung), die keine Bischöfe in ihrem Verwaltungsrat haben, sind alle katholischen Radiosender von Frankreich diözesisch oder interdiözesisch organisiert. Zuhörer, Territorium und pastorale Prioritäten sind die drei Hauptparameter, von denen das Budget eines Radios abhängt. Aber während im Jahre 2002 die Diözese von Paris noch 1,5 Millionen Euro pro Jahr an das Radio ausschüttete, gibt sie heute nichts mehr. Man muss jetzt unaufhörlich Geld finden. Andernfalls entlässt man. (Französisch)
Verschärftes Vorgehen gegen erzwungene Ehen
02.12.08, Montpellier - „Es ist notwendig, dass man jene bestraft, die, indem sie Bedrohungen, Gewalt, Druck oder jedes andere Mittel der erzwungenen Einwilligung benutzen, junge Mädchen dazu zwingen, gegen ihren Willen zu heiraten", erklärte die Ministerin für Justiz, Rachida Dati , die das Strafgesetzbuch in diesem Sinn ändern will. Ein Textentwurf wird momentan durch die Dienste des Justizministeriums ausgearbeitet, der, „den Rechtsstaat vorantreiben und den unterdrückten Frauen helfen wird, die Würde wiederzufinden", sagte sie.
Durch ein Rahmenübereinkommen will sie die Aktionen zur Bekämpfung der Zwangsehen koordinieren. Das Übereinkommen hat zum Ziel, die Vorbeugung der Zwangsehen zu verstärken, insbesondere durch Aktionen der Information, der Bildung und des Nachdenkens über diese Situation. Nach Rachida Dati wären 70.000 Jugendliche in Frankreich betroffen. (Französisch)
Scientology erneut angeklagt
03.12.08, Paris - Das Parkett des Berufungsgerichts von Paris hat ein scharfes Plädoyer (52 Seiten) gegen 17 Verantwortliche der Scientologysekte unterzeichnet und ihren Verweis zum Strafgericht verlangt. „Es ist eine Gegenerklärung zur Analyse, die vom Staatsanwalt der Republik in erster Instanz gemacht wurde [er hatte einen Nicht-Empfang gefordert - hpd berichtete]", freut Mr. Olivier Morice, Rechtsanwalt der Unadfi, Assoziation der Verteidigung von Opfern. Diese juristische Betrugsangelegenheit bleibt extravagant in ihrer Dauer: Die Klagen von Ex-Anhängern stammen aus dem Jahr 1989, ohne jene von 1983 zu berücksichtigen. Die scheinen in den Verliesen des Justizpalastes verloren gegangen zu sein. Die gerichtlichen Rückschläge waren so zahlreich wie die Änderungen von Untersuchungsrichtern mit, als Spitze, ein mysteriöses Verschwinden mehrerer Bände der sehr sperrigen Akte im Jahre 1999. (Französisch)
Die Moscheen zeichnen das Bild der französischen Städte
03.12.08, Créteil - Knapp vollendet hat die große Moschee von Créteil am 3. Dezember ihre ersten Getreuen empfangen. Die Öffnung dieser Moschee mit 2.000 Plätzen eröffnet eine Bewegung, die sich beschleunigen wird. Zahlreiche Projekte ähnlicher Größe des muslimischen Kultes sollen in den nächsten Jahren in Frankreich realisiert werden. (Marseille, Strasbourg, Nantes, Paris, Tours, Saint-Denis oder Cergy-Pontoise...). Parallel dazu sind zig Projekte geringerer Bedeutung in mittleren Städten geplant. Insgesamt sind nach dem Innenministerium nicht weniger als 200 Projekte im Gange. Das Aufkommen von Kuppeln und von Minaretten, die in den meisten großen Projekten vorgesehen sind, wird die Stadtlandschaft verändern.
Nach Schätzungen besuchen zwischen 20% und 30% der etwa 5 Millionen Personen muslimischer Religion, die in Frankreich leben, regelmäßig die Moschee. Heute funktionieren etwa 2.000 Moschen auf dem Territorium Frankreichs.
Die Vollendung der Moschee von Créteil und die relative Geschwindigkeit, mit der sie gebaut wurde, ist kein Zufall. Die Baustelle von 5,3 Millionen Euro benötigte fünf Jahre Arbeit, wo Projekte gleichem Ausmaß etwa zehn Jahre brauchen. Die Unterstützung des Bürgermeisters, Laurent Cathala (PS), war entscheidend. Überzeugt von „der Notwendigkeit, den Muslimen der Stadt einen würdigen Kultort anzubieten" hat die Stadtverwaltung beschlossen, ihre Verpflichtung bei der muslimischen Gemeinschaft voll zu erfüllen. Aber, bevor sie eine Million Euro und ein bebaubares Gelände bereitstellte, hat sie verlangt, dass die verschiedenen muslimischen Obedienzen von Créteil sich zu einem gemeinsamen Vorhaben bekannten. Eine nicht einfach zu erfüllende Bedingung, zu schwer noch wiegen die Einflüsse der Ursprungsländer und tief sind die Gräben zwischen den Generationen in der Organisation des Islams in Frankreich.
Die Hilfe der öffentlichen Hand birgt jedoch Risiken in sich. In Créteil ist der Imam der neuen Moschee durch das Ministerium des Innern verdächtigt, den radikalen salafistischen Kreisen nahe zu stehen. (Französisch)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte weist die Klage zweier verschleierten Muslima ab
04.12.08, Strasburg - Zwei muslimische Lehrerinnen französischer Nationalität, die ihren Ausschluss aus einer Lehranstalt bestritten, weil sie es abgelehnt hatten, ihr Kopftuch abzulegen, sind mit ihrer Klage vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EMRK) abgewiesen worden. Sie setzen nun ihre Lehre per Korrespondenz fort. (Französisch)
Das Innenministerium dementiert das Vorhaben einer Datei nach Hautfarbe und ethnischer Herkunft
04.12.08, Paris - Die Polemik, entstanden um die Einrichtung der Datei Edvige (hpd berichtete), hat zu der Neuaktivierung der Kontrolle der von der Polizei und Gendarmerie benützten Dateien geführt. Der Minister des Innern hat dem Kriminologen Alain Bauer den Auftrag gegeben, über ein ausgewogenes Verhältnis "zwischen der Wirksamkeit des Schutzes der Menschen und der Notwendigkeit des Schutzes der Freiheitsrechte" nachzudenken. Eine der Schlussfolgerungen des Ergebnisentwurfs war, das Instrument der Speicherung von Verdächtigen auf der Grundlage ihrer Hautfarbe und ethnischer Herkunft zu testen. Nach M. Bauer, stand die Frage, welches "die wichtigsten Elemente zur Erleichterung der Identifizierung einer Person mit Verdacht auf eine Straftat" sind? Die Teilnehmer der Forschungsgruppe waren sich einig, dass eine Ausrichtung "der echten oder vermuteten Zugehörigkeit zu einer ethnisch-rassischen Herkunft" kombiniert mit dem "Farbspektrum" eine Lösung darstellen könnte.
Nach dem Dokument sollte die ethnische Klassifizierung zehn "Arten" kombinieren: mittelmeerkaukasisch, afrikanische Karibik, Mestizen und andere, Maghreb, Nahen Osten, Asien, Indien und Pakistan, Lateinamerika und polynesisch-melanesisch. D. h. eine Aktualisierung derjenigen Daten, die derzeit in der EDV Polizeidatei STIC (System zur Behandlung von Zuwiderhandlungen) bestehen, mit Ausnahme des Typs "Zigeuner", der als inopportun betrachtet wurde.
Das Innenministerium hat sofort dementiert, dass diese Idee eines Tages angenommen werden könnte. Die Rücknahme der geplante Edvige Datei wurde offiziell am 20. November gültig. Eine neue Form der Datei mit dem Namen Edvirsp (Betrieb, Dokumentation und Auswertung von Informationen über die öffentliche Sicherheit), erwartet die Stellungnahme der nationalen Kommission für Informatik und Freiheiten, bevor sie dem Ministerrat vorgelegt wird. Edvirsp schließt nun das Sammeln von Daten über die Gesundheit oder das Sexualleben aus, sowie das Speichern von Persönlichkeiten, die ein Mandat oder eine signifikante institutionelle, wirtschaftliche, soziale oder religiöse Rolle spielen. (Französisch)
Eine Informationskampagne über das Lebensende
05.12.08, Paris - Infolge des Leonetti-Berichtes, der insbesondere die Nichtbeachtung des Gesetzes vom 22. April 2005 über die Rechte der Patienten und zur Sterbehilfe unterstrich, hat das Gesundheitsministerium die Einführung einer Informationskampagne über das Lebensende und die palliative Pflege für Anfang 2009 angekündigt. Mehr als 5 Millionen Euro werden investiert, um sowohl die Gesundheitsfachleute als auch die breite Öffentlichkeit zu informieren. Die Leonetti-Mission, die beauftragt war, das gültige Gesetz zu bewerten, hatte seine Opposition zu einer Legalisierung der Euthanasie und zu der Einführung eines Prinzips der Euthanasieausnahme bestätigt, und auf der Notwendigkeit bestanden, das Angebot palliativer Pflege zu entwickeln. In der Wochenzeitschrift „Das Leben" wiederholt Jean Leonetti, dass „kein Gesetz alle Probleme des Lebensendes lösen und dem Trugbild entsprechen kann, den Tod zu beherrschen". (Französisch 1)
und (Französisch 2)
Minister Dati: Gefängnisstrafe ab 12 Jahre macht Sinn
05.12.08, Fleury-Mérogis - „Die Jugendrichter müssen über eine Palette angepasster Antworten verfügen können, die bis zur Inhaftierung gehen", erklärt die Ministerin der Justiz Rachida Dati und macht 70 Vorschläge. Darunter insbesondere, die Inhaftierungsmöglichkeit von 13 auf 12 Jahre herabzusetzen. Sie kündigt eine „Umgestaltung der Strafjustiz für Minderjährige" Anfang 2009 an. Der Vorschlag brachte laute Proteste von Fachleuten und einen Aufruf zum Streik bei den Erziehern hervor. Der Jugendrichter und Generalsekretär der Gewerkschaft der Magistratur (SM, Linke), Hélène Franco sprach von einer „extrem gefährlichen Infragestellung der Besonderheit der Justiz für Minderjährige". Für den Präsidenten des Gewerkschaftsverbundes der Magistrate (USM, mehrheitlich), Christophe Régnard, steht „man in Widerspruch mit dem internationalen Übereinkommen über die Rechte des Kindes, das Institutionen vorsieht, die besonders für Verstöße von Kindern gegen das Strafgesetz zuständig sind" (Artikel 40).Vor diesen Protesten und der Voranmeldung des Streiks des SNPES-PJJ hat das Justizministerium versichert, dass noch keine Entscheidung über den Bericht getroffen worden ist. (Französisch)
Klage gegen das Spezialnummer „Papst" von Charlie Hebdo
05.12.08, Paris - Es ist das erste Mal seit dem Prozess der Mohamed Karikaturen, dass die bekannte satirische Zeitschrift „Charlie Hebdo" wegen religiöser Diskriminierung" angegriffen wird. Die Klage kommt von der Vereinigung AGRIF. Nach Pro Choix, erweist sie sich als eine Assoziation, deren "satzungsgemäßer Gegenstand darin besteht, allen Strukturen des Rassismus, einschließlich antifranzösischer und antichristlicher, ein Ende zu setzen, aber auch „die „moralischen Interessen der westlichen Zivilisation" zu verteidigen". Das AGRIF hat Charlie Hebdo oft angegriffen und hat die Mehrzahl seiner Prozesse verloren. Aber es ist das erste Mal seit der Angelegenheit der Karikaturen von Mohamed, dass sie es erneut wagt, Klage zu erheben.
Die Klage richtet sich gegen die Nummer „Papst Spezial", weil es „eine schwere Obszönität" sei. Besagte Texte sollen einen Aufruf zur Verachtung der Kirche und seiner Getreuen darstellen. Sie erinnert daran, dass der Papst Johannes-Paul II Opfer eines Attentats war, und die Lektüre von Charlie Hebdo könnte so zum Mord sogar zum Terrorismus gegenüber der Kirche anspornen. Als Beweis auch ein Artikel, der angeblich, „das Evangelium nach dem heiligen Marcus an einem pornografischen Werk angleichen würde" und andere Passagen welche „den Christen wie entartete Beweihraucher denaturierten Sitten" vorstellen". Das AGRIF verlangt einen Schadenersatz für einen Gesamtbetrag von 20.000 Euro plus das Recht, das Urteil in 3 Ausgaben zu drucken und besonders, den Herausgeber von Charlie Hebdo als schuldig der Provokation religiöser Diskriminierung verurteilen zu lassen." (Französisch)
Trotz Gesetz genehmigt Quebec evangelikale Schulen
07.12.08, Quebec - Vor zwei Jahren, wurden in Ottawa, in Estrie und in Montreal-Nord heimliche evangelikale Schulen entdeckt. Aber auch in anderen Landesteilen Quebecs existieren sie bereits. Obwohl sie einen texanischen Lehrplan auf der Grundlage der Bibel benützen, genehmigte das Bildungsministerium acht evangelischen Grundschulen. Quebec toleriert auch, dass sie illegal Schüler der Sekundarstufe aufnehmen. Dies verstößt gegen die Festlegungen der „Beratenden Kommission für die privaten Bildungseinrichtungen", die empfahl, diese Jugendlichen in den staatlich anerkannten Schulen zu unterrichten.
Die Schulen sind Teil des Verbandes der evangelikalen Kirchenschulen Quebecs (AEEEQ). Ihre "Ausbildung" fußt auf der Grundlage der Pädagogik der „School of Tomorrow" des texanischen, evangelikalen „Accelerated Christian Education"- Programms. "Die Schüler gestalten ihre Lernprozesse autodidaktisch mit Material in englischer Sprache. „Es gibt keine, im eigentlichen Sinne, Lehre oder Lehrer" sagt die Kommission in ihrem letzten Jahresbericht (2006-2007).
Das Ministerium hat die Schüler im letzten Frühjahr evaluiert, weigert sich aber, die Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen. Die Methode „School of Tomorrow" wird seit 35 Jahren in mehr als 170 Schulen in ganz Kanada benützt. 7500 Schulen in 151 Ländern der Welt, verwenden sie ", sagte Claude Payant, ehemaliger Vertreter der AEEEQ. Im Primärbereich gibt es Studiengebühren von 250$ pro Schüler, das Material, kostet nochmals 360 bis 590$ pro Jahr. Der Verein vertreibt auch Material bei Eltern, die selbst zu Hause erziehen wollen, was in Quebec zulässig ist.
Im Jahr 2006 hatte der Anwalt der Schulen angegeben, dass etwa 3.000 bis 4.000 Kinder in etwa zwanzig evangelischen Schulen illegal in Quebec erzogen wurden. In Quebec existieren 100% der illegalen und klandestinen Schulen aus religiösen Gründen", sagt die Wissenschaftlerin Lorraine Derocher. In den evangelikalen Schulen "wird der religiöse Diskurs nie mit einem anderen Diskurs konfrontiert", betont Frau Derocher. Dies widerspricht der Konvention über die Rechte der Kinder, die besagt, dass die Bildung "das Kind auf seine Verantwortung für das Leben in einer freien Gesellschaft vorbereiten soll."
Basis dieser Entwicklung ist das schnelle Wachstum der wichtigsten evangelikalen Kirchen in Quebec, schneller als im übrigen Kanada", so Frédéric Castel, Dozent am Institut für Religionswissenschaft der UQAM. Die Zahl der Gläubigen ist aber schwer zu schätzen. In Quebec gab es im Jahr 2001 35.500 Baptisten, 22.700 Anhänger der Pfingstkirchen, 7.600 Mitglieder der evangelischen missionarischen Kirche und 6.700 Adventisten sowie 500 bis 1.000 Mitglieder anderen Gruppen. 40% der Gläubigen sind französischsprachig, sagt Castell. (Französisch)
Das erste atheistische Grab von Frankreich
07.12.08, Saint Cyprien - Die Gesetze garantieren die Laizität auf den Friedhöfen und die Beachtung des Willens des Verstorbenen, was die Verzierung des Grabes betrifft. Aber bis heute gab es wahrscheinlich kein Grab, das ein Zeichen oder eine Inschrift trägt, das den Verstorbenen unzweideutig als atheistisch bezeichnet.
Louis Ballester, aus Sant Cyprien in den Pyrenäen, will sein Leben mit sich selbst im Einvernehmen beenden und als ein Atheist, der mutig zu seiner Überzeugung steht, begraben werden. Um sicher zu sein, dass nach seinem Tod die Sachen sich so verwirklichen, ließ er sein Grab jetzt schon bauen. Auf der Stele unter seinem Namen ließ er ganz einfach in Goldbuchstaben das Wort ATHEIST einprägen. Obwohl der Innenminister am 20.02.2008 ein Rundschreiben an die Bürgermeister adressierte, um ihnen zu empfehlen, konfessionelle Felder in ihren Friedhöfen einzurichten, ließ er sein Grab in der Mitte der anderen machen, ohne zu versuchen zu wissen, welche Religion die hätten, die um ihn begraben werden. Während seines ganzen Lebens kam er mit Christen, Juden und Muslimen zusammen und sah deshalb keinen Grund, sich davon nach dem Tod zu trennen. (Französisch)
Rückzug des Staates aus dem Schutz der Frauen vor Genitalverstümmelung
08. 12. 08, Paris - Seit 2001 und bis Juli 2008 erkannte das Französische Amt zum Schutz der Flüchtlinge und Staatenlose (OFPRA) die Risiken für Mädchen und jungen Frauen im Falle einer Rückkehr in einige Herkunftsländer ihrer Eltern an. Die Mädchen und die Eltern sollen, zum eigenen Schutz oder zum Schutz ihres Kindes vor der Beschneidung, den Status eines Flüchtlings erhalten, da sie zwar eine gewisse Entwicklung der Rechtsvorschriften in den betroffenen Ländern sehen, solche Verstümmelungen aber immer noch üblich sind. Im Juli 2008 änderte das OFPRA ohne Erklärung und einseitig ihre Haltung. Nun unterscheidet das Amt Asylanträge nur noch in Abhängigkeit vom Alter und dem Status des Aufenthalts der Eltern in Frankreich. Eine große Reihe Verbände fordern jetzt das OFPRA und das Ministerium für Einwanderung auf, ihre Aufgabe unter Anwendung der Genfer Konvention zum Schutz der bedrohten Mädchen und Frauen zu realisieren. Sie fordern die französische Regierung auch auf, die Bemühungen zur Eingrenzung dieser Verstümmelung in Frankreich und vor Ort zu unterstützen. (Französisch)
Das Rathaus von Paris versichert, den Besuch von Benedikt XVI nicht finanziert zu haben
11.12.08, Paris - Bertrand Delanoë, Bürgermeister von Paris, der von der Föderation der Freidenker von Paris befragt wurde, garantierte, dass die Stadt Paris nichts zur Finanzierung des Besuchs von Papst Benedikt XVI im letzten September beigetragen hat. Die Freidenker von Paris äußerten sich zufrieden über diese Erklärung, die, ohne all ihren Sorgen über der Situation der Säkularisierung in Paris zu entsprechen, in eine gute Richtung gehe. (Französisch)
Y'a gut Banania
11.12.08, Paris - Die Mrap (antirassistische Organisation) klagt die Gesellschaft Nutrimaine, Eigentümer der Marke Banania, an, wegen der Nichtbeachtung eines Abkommens von 2006. Das sah vor, die Benutzung des Slogans „Y'a gut" für die Werbung eines Schokoladenpulvers zu beenden, weil das die Schwarzen beleidigte. Im Jahre 2006 war zwischen der Gesellschaft Nutrimaine und dem Kollektiv der Bewohner der Antillen, Guayana und Réunion ein diesbezügliches Protokoll unterzeichnet worden. Der Slogan „Y'a gut" war für rassistisch gehalten worden, weil er das Bild eines Schwarzen vermittelt, der sich in einer primitiven Sprache ausdrückt. (Französisch)
Redaktion und Übersetzung: R. Mondelaers




