Erfolg von „Pro Reli“ würde 56,8 Mill. kosten

BERLIN. (HVD/hpd) Der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin (HVD Berlin) widerspricht der Behauptung von „Pro Reli“, dass die Einführung des Wahlpflichtbereichs Religion/ Ethik kostenneutral wäre. Der HVD Berlin hat errechnet, das für den Steuerzahler Zusatzkosten in Höhe von 56,8 Millionen Euro anfallen würden.


Diese Zahl entspricht den Berechnungen wie sie auch im Schulsenat vorliegen. Die Mehrkosten kommen zustande durch nötige zusätzliche Personalkosten, weil ja Wahlpflicht dazu führt, dass in allen Klassen aller Stufen und Schultypen dann Religion, Ethik usw. wahlweise unterrichtet werden soll, also auch für alle diejenigen, die bisher gar nichts belegen – und dies in den Grundschulen, den Sonderschulklassen 1-6, der Sekundärstufe I, zwei Stunden mehr in der Allgemeinbildung der Klassen 11-13, den Berufsschulen. Hinzu kommen übliche und nötige Fachseminare sowie Weiterbildungsanforderungen. Allein die Lehr- und Lernmittel, die derzeit von den Kirchen und dem HVD allein finanziert werden, werden vom Staat übernommen. Dies summiert sich auf Mehrkosten in Höhe von etwa 6,85 Mill. Euro. Obendrein kämen noch die Kosten der universitären Ausbildung hinzu. „Es ist davon auszugehen, dass dieses Geld bspw. für die dringend benötigten Sanierungsarbeiten und für Personal an den Berliner Schulen eingespart werden muss“, sagt Dr. Bruno Osuch, Landesvorsitzender des HVD Berlin.

Darüber hinaus stellt der HVD Berlin fest, dass „Pro Reli“ in seiner Unterschriften-Kampagne die Berliner Bürger/- innen nicht immer richtig aufgeklärt hat:

1. „Pro Reli“ wirbt mit dem Slogan „Freie Wahl“. Bei einem Erfolg von „Pro Reli“, wird die Wahlfreiheit eingeschränkt. Die Schüler/-innen haben dann nur noch ein Fach.
2. „Pro Reli“ behauptet, der Religionsunterricht wird durch das Fach Ethik aus der Schule gedrängt. Durch die Einführung des Ethikunterrichtes hat sich grundsätzlich nichts geändert. Religions- und Weltanschauungsunterricht finden statt und der Staat zahlt etwa 50 Millionen Euro jährlich für diese Fächer.
3. „Pro Reli“ hat von einem Rückgang der Schülerzahl beim Religionsunterricht von 20 Prozent gesprochen. Tatsächlich ging die Zahl der Schüler/-innen nur um 2,8 Prozent zurück. Bereits vor der Einführung des Ethikunterrichts war ein Rückgang der Teilnehmer/-innen im Religionsunterricht zu verzeichnen.
4. „Pro Reli“ hat den Ethikunterricht als Zwangsfach diffamiert. Sind andere Schulfächer alle Zwangsfächer?
5. „Pro Reli“ behauptet, die Berliner Bürger/-innen stimmen ihnen zu. Richtig ist, dass sich in einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Dezember 2008 58 Prozent für einen gemeinsamen Ethikunterricht ausgesprochen haben.

Der HVD Berlin bedauert, dass „Pro Reli“ einen Kulturkampf in Berlin losgetreten hat. Der Verband ist der Meinung: „Pro Reli“ wird den Volksentscheid nicht gewinnen und sieht diesen mit großem Optimismus entgegen. Denn der Verband ist überzeugt, dass die Berliner/-innen sehr genau wissen, dass ihre Stadt ein Fach braucht, in dem miteinander über gemeinsame Werte gesprochen wird. Zudem sieht sich der HVD Berlin in der Lage neben dem gemeinsamen Fach Ethik, seinen Lebenskundeunterricht auch weiter erfolgreich anzubieten. Die wachsenden Zahlen (47.200 Schüler/-innen/ Stand: 12/2008) liefern hierfür den Beleg.

Antje Henke