(hpd) Sean B. Carrroll, Professor für Genetik und Molekularbiologie an der Universität von Wisconsin (USA), zeigt in seinem Buch „Die Darwin-DNA. Wie die neueste Forschung die Evolutionstheorie bestätigt" anhand von zahlreichen Beispielen, dass die Entschlüsselung des Genoms des Menschen und vieler Tiere Darwins Auffassung von der Entwicklung des Lebens in der Natur bestätigt.
Charles Darwins Auffassungen von der Evolution können schon lange nicht mehr nur als hypothetischer Erklärungsansatz gelten. Vielmehr muss in diesem Zusammenhang von einer nachweisbaren Tatsache ausgegangen werden. Dafür gab es schon zu Lebzeiten des Naturforschers genügend Belege, die im Laufe der Zeit von den unterschiedlichsten Wissenschaftlern immer detaillierter und vielfältiger ergänzt werden konnten. Nachdem nun das Genom des Menschen und vieler Tiere vollständig entschlüsselt ist, findet die Evolutionstheorie auch von daher allgemeine Bestätigung. Außerdem eröffnen die hiermit verbundenen neuen Erkenntnisse genauere Einblicke in den konkreten Ablauf des evolutionären Prozesses. Dies verdeutlicht Sean B. Carrol, der als Professor für Molekularbiologie an der Universität von Wisconsin lehrt, in seinem Buch „Die Darwin-DNA. Wie die neueste Forschung die Evolutionstheorie bestätigt". Es will aufzeigen, wie die Genomik unsere Kenntnis über die Entwicklung des Lebendigen erweitert und verändert.
Einleitend veranschaulicht der Autor seine Überlegungen exemplarisch anhand der Abwandlung von Genen von Eisfischen, leitet dann zu den Grundpositionen von Darwins Evolutionstheorie über und veranschaulicht die Bedeutung von Selektion, Zeit und Zufall im Wechselspiel miteinander. Der folgende Hauptteil des Buches wird als Menü in sechs Gängen präsentiert, welche aufzeigen sollen, wie die Spuren in der DANN jeweils einen bestimmten Aspekt der Evolution verdeutlichen. Dabei zeigt Carroll, wie die natürliche Selektion ungerechtfertige Veränderungen beseitigt, wie biologische Arten ganz neue Fähigkeiten erwerben, welche Erkenntnisse über frühere Eigenschaften von Lebewesen aus fossilen Genen gewonnen werden können, was Erkenntnisse über Wiederholungen in der Evolution aussagen und was solche Wiederholungen für unsere Spezies bedeuten. Abschließend wird noch eine Kritik an den Gegnern der Evolutionsauffassung formuliert und auf die Gefahren einer Ignoranz gegenüber der Evolution für Mensch und Umwelt verwiesen.
Bilanzierend bemerkt Carroll: „Die Genomik schafft die Möglichkeit, tiefe Einblicke in den Evolutionsprozess zu gewinnen. Nach Darwin konnte man die natürliche Selektion über ein Jahrhundert lang nur auf der Ebene ganzer Organismen untersuchen, an Finken oder Schmetterlingen, die unterschiedlich gut überleben und sich fortpflanzen können. Heute können wir sehen, wie die geeignetsten Lebewesen gemacht werden. Die DNA liefert ganz neue, andersartige Informationen, die Darwin sich niemals hätte ausmalen oder erhoffen können und die dennoch eindeutig sein Bild der Evolution untermauern. Wir können heute gezielt Veränderungen in der DNA identifizieren, mit deren Hilfe biologische Arten sich an neue Umweltverhältnisse anpassen und eine neue Lebensweise entwickeln konnten" (S. 13f.). Diese Erkenntnisse über die Entstehung der „Geeignetsten" ließen uns heute noch mehr über die Vorgänge bei der Vielgestaltigkeit des Lebendigen staunen. Gleichzeitig zeigten sie, dass die Stellung als „Geeignetster" an Bedingungen geknüpft und äußerst heikel sei.
Carroll veranschaulicht in lockerem Plauderton anhand von zahlreichen Beispielen aus der Pflanzen- und Tierwelt, wie Evolution in ihrem millionenjahrelangen Prozess der Wandlung ablief. Dabei werden die Wirkung von Mutation und Selektion immer wieder gut belegt aufgezeigt, sei es sei es an Molchen oder Stichlingen, sei es an Tauben oder Taufliegen. Häufig springt er bei den konkreten Objekten der Veranschaulichung aber hin und her, was der Lesbarkeit des Buches nicht immer gut tut. Gleichwohl veranschaulicht der Autor überzeugend, dass mit der Entschlüsselung des Genoms von Mensch und Tieren keineswegs ein „Abschied vom Darwinismus" (Joachim Bauer) einher gehen muss. Vielmehr bestätigen sich so viele Annahmen und Deutungen des wohl einflussreichsten Evolutionstheoretikers des 19. Jahrhunderts. Carroll macht darüber hinaus gegen Endes von „Die Darwin-DNA" nicht nur vor diesem Hintergrund deutlich, dass die Anhänger des Intelligenten Design oder des Kreationismus lediglich ideologisch und nicht wissenschaftlich argumentieren.
Armin Pfahl-Traughber
Sean B. Carroll, Die Darwin-DNA. Wie die neueste Forschung die Evolutionstheorie bestätigt. Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel, Frankfurt/M. 2008 (S. Fischer-Verlag), 331 S., 19,90 €
Das Buch ist auch im denkladen erhältlich