ROSSDORF. (gwup) Seit einigen Tagen erst gehen die Meldungen über die sich ausbreitende Schweinegrippe um die Welt. Regierungsvertreter und Medien bemühen sich gerade, mehr oder weniger sachlich über die bislang wenig bekannte Erkrankung zu informieren, für die es bisher noch keine Impfung gibt, schon meldet sich der Deutsche Zentralverein Homöopathischer Ärzte zu Wort.
Einer Pressemitteilung zufolge glaubt Curt Kösters, Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), dass sich die Schweinegrippe sehr gut homöopathisch behandeln lasse. Die Homöopathie habe von Anfang an immer wieder gerade bei epidemischen Erkrankungen ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen können: Es gebe keinen Grund, davon auszugehen, dass sich dies nun grundsätzlich anders verhalte.
Der Hamburger Arzt stützt seine Aussage unter anderem auf dokumentierte Behandlungserfolge etwa bei der Spanischen Grippe von 1918. Dergleichen wurde seinerzeit tatsächlich berichtet - von einem mit der alternativen Methode behandelnden Arzt - in der "Allgemeinen Homöopathischen Zeitung" (Nr. 167, 1919)! Ein wissenschaftlicher Beleg für die Wirksamkeit der Hahnemann'schen Methode ist dies allerdings nicht.
Der Mitteilung des DZVhÄ zufolge genüge es schlicht und einfach, für die mit der Grippe eintretenden Symptome – plötzlicher Beginn, hohes Fieber oder Abgeschlagenheit - nach der Simile-Regel eine Homöopathikum zu ermitteln. So einfach ist das! Demnach dürften auch die Medikamente für drei Millionen Anwendungen unnötig sein, um die die Staaten Mittelamerikas die WHO gebeten haben. Angeblich meldeten mexikanische homöopathische Ärzte schon erste Behandlungserfolge. Dabei waren die einzig positiven Nachrichten aus Mexiko, dass es bisher weniger Tote durch die Schweinegrippe gegeben habe als anfangs angenommen.
Der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Jörg Hacker, warnt vor Panik-Mache wegen der Schweinegrippe. Wer den Verdacht habe, an der Virus-Erkrankung zu leiden, solle sich beim Hausarzt untersuchen lassen. Allerdings schließt Hacker bei einer Grippewelle auch in Deutschland Todesfälle nicht aus.
Angesichts der Sachlage ist es daher völlig unverständlich, wie der DZVhÄ leichtfertig mit Heilungsversprechen wirbt, die aus wissenschaftlicher Sicht völlig unhaltbar sind.
Holger von Rybinski