Unter der Lupe: Christliche Kritik

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MAINZ. (hpd) Das ZDF sendete am 4.8.2009 einen Frontal 21-Beitrag mit dem Titel „Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer“, welcher anscheinend viel Aufregung unter bestimmten Christen erzeugte. Es hat sich mittlerweile einiges an Vorwürfen zusammengebraut.

Die Evangelische Brüdergemeinde Korntal wirft dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ eine „gezielte Rufmordkampagne“ gegen evangelikale Christen vor. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kritisiert eine „Verunglimpfung“ missionarisch gesinnter Protestanten, die Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt aufgrund von vier Anzeigen u. a. wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gegen den Sender.

Welches sind die einzelnen Vorwürfe gegen den Beitrag und was hat es mit der christlichen Kritik an einer kritischer Berichterstattung auf sich.
 

Ein Beitrag und Kommentar von Andre Taulien


„Magazin „Frontal 21“ rücke Evangelikale in die Nähe islamischer Terroristen.“
(1)

Wurde das Wort „Terrorist“ im Beitrag überhaupt erwähnt? Nein, wurde es nicht. Es kam nicht ein einziges Mal im gesamten Beitrag vor. Ebenso wenig wie „Terrorismus“, „Terror“ oder sonstige Formen des Wortes.
Gab es im Beitrag irgend eine Art von Gleichstellung der „Evangelikalen“ mit islamischen Terroristen oder Terroristen im Allgemeinen? Auch nicht. Nirgends im Beitrag gab es einen Vergleich der beiden Gruppen oder auch nur eine Andeutung auf Ähnlichkeit.

„In der ZDF-Sendung vom Dienstagabend hatte Moderatorin Hilke Petersen Christen und Islamisten miteinander verglichen. Sie sagte: ‚Bereit sein, für Gott zu sterben: Das klingt vertraut – bei islamischen Fundamentalisten. Doch auch für radikale Christen scheint das zu gelten.’“ (2)

Hier muss man als erstes anmerken, dass im Beitrag eben nicht Christen im Allgemeinen mit Islamisten im Allgemeinen verglichen wurden, da im Beitrag – wie man auch oben am angefügten Zitat sehen kann – von „radikalen Christen“ sowie „islamischen Fundamentalisten“ die Rede war.

Weiterhin ist gegen einen Vergleich grundsätzlich nichts einzuwenden, solange dieser nicht eindeutig eine ungerechtfertigte Gleichsetzung suggeriert wird. Hier wurde aber lediglich darauf hingewiesen, dass beide Gruppen eine bestimmte Eigenschaft gemein haben und zwar „Bereit sein, für Gott zu sterben“.

Darüber hinaus ist die hier gemachte Aussage auch tatsächlich zutreffend. Dass die Missionare bereit sind für Gott zu sterben wurde in dem Beitrag von Interviewten selber mehrfach angegeben und bestätigt. Dass diese Eigenschaft auch auf islamistische Fundamentalisten zutrifft ist ebenso korrekt und eine berechtigte Beobachtung. Daraus den Schluss zu ziehen, dass die Berichterstatter damit ausdrücken wollten, beide Gruppen gehen dabei auf gleiche Weise vor, oder seien ansonsten auch gleich, ist schlicht weg hinein interpretiert und wurde nirgendwo im Beitrag so dargestellt.

„Bischof Bohl betonte, (...) ‚Es ist zu begrüßen, wenn sich Jugendliche für eine gute Sache einsetzen – hier in Deutschland und auch in anderen Ländern.’ Es sei daher diffamierend, junge Christen auf eine Stufe mit Koma-Säufern zu stellen, wie im Beitrag geschehen.“ (2)

Auch hier wurden im Beitrag nicht einfach pauschal „junge Christen“ mit „Koma-Säufern“ auf eine Stufe gestellt, sondern auf eine ganz bestimmte, einzelne Eigenschaft beider Gruppen, im Zusammenhang mit dem Beitrags-Thema hingewiesen. Konkret ging es um Abenteuer und der Suche nach dem Kick. Diese Eigenschaft teilen beide tatsächlich, was den Vergleich daher berechtigt. Noch einmal: Niemand hat in dem Beitrag behauptet, junge Christen seien Koma-Säufer oder entsprechen diesen. Dies war schlicht die subjektive und falsche Interpretation von Seiten des Bischofs Bohl.


„Es sei unverantwortlich, den selbstlosen Einsatz in anderen Kulturen als ‚bloßes Abenteuer’ zu bezeichnen.“
(2)

Im Beitrag ging es zwar zum großen Teil um den Abenteuer-Aspekt dieser Missionierungs-Einsätze, aber es wurde dort an keiner Stelle behauptet, dass dieser Aspekt alles ist, worum es bei diesen Einsätzen geht. Dieser Aspekt war nur eben das Thema des Beitrags. Ebenso war der Beitrag nicht dafür bestimmt, umfassend über das Thema „Missionieren“ an sich zu berichten.

„Der Landesbischof sorge sich vor allem um das Recht der Religionsfreiheit: ‚Die Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und ich finde es empörend, wenn allen Ernstes die Auffassung vertreten wird, dass sie in anderen Ländern nicht gelten soll.’ “ (2)

Wurde im Beitrag tatsächlich diese Meinung vertreten? Wohl kaum. Es wurde darauf hin gewiesen, dass in den angesprochenen Ländern eben andere Gesetze gelten und Missionierung dort gefährlich sei.
Das Leben ist nun einmal kein Ponyhof und die Welt damit eben nicht so, wie wir sie gerne hätten. Nur weil wir der Meinung sind, dass Menschenrechte überall gelten sollten, heißt das noch lange nicht, dass dies auch so ist und dem entsprechend können wir auch nicht einfach so tun als wäre dies so. Das geht schlicht an der Realität vorbei und ist einfach gefährlich, unvernünftig und verantwortungslos. Die Situation in diesen Ländern ist so wie sie ist. Das ist Fakt und eben die Realität und an dieser gilt es sich im Alltag zu orientieren. Genau darum ging es in dem Beitrag an dieser Stelle und nicht um eine Auffassung oder Meinung zu postulieren.

„Die verbale Gleichsetzung von Selbstmordattentätern mit Ermordeten in der Schlussmoderation sei laut Bohl eine nicht zu akzeptierende Entgleisung. Es könne nicht akzeptiert werden, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender Täter und Opfer auf eine Stufe stelle.“ (2)

Hier wird ebenso hinein interpretiert wie schon zuvor. Nirgendwo im Beitrag wurden Täter und Opfer auf eine Stufe gestellt. Auch werden nirgendwo im Beitrag die Ermordeten mit Selbstmordattentätern gleichgesetzt. Das Wort Selbstmordattentäter kommt im gesamten Beitrag nicht einmal vor, ebenso wenig wie „Selbstmord“, „Attentäter“ oder sonstige Formen dieser Wörter.

„Die Journalisten des Beitrages "versteigen sich deshalb zu der ungeheuerlichen Feststellung: 'Für Gott als Märtyrer zu sterben hat eine lange, unheilige Tradition. Auf dem Missionarsfriedhof in Korntal liegen jene, die den Evangelikalen noch heute als Vorbild dienen.'“ (3)

Was genau ist an diesen Aussagen falsch und ungeheuerlich? Weil dort nicht wirklich oder nicht nur Märtyrer liegen? Mag sein, dass dies nicht stimmt oder nur teilweise richtig ist. Aber ungeheuerlich ist das nun auch nicht.

„In der Berichterstattung einiger Medien wurde den Opfern mit Hinweis auf deren religiöse Motivation eine Mitschuld an dem Geschehen gegeben“ (4)
Dies ist auch durchaus gerechtfertigt. Die Missionare wissen, dass ihr Handeln gefährlich und in den besagten Gebieten verboten ist. Wer dies weiß und trotzdem so handelt, muss auch entsprechend Verantwortung übernehmen. So traurig es auch sein mag wenn wirklich etwas passiert, sie tragen dann Mitschuld und da hilft auch kein Mitleid oder vorgeschobene Anteilnahme darüber hinweg.

„Entführung und Mord sind Verbrechen, die unter keinen Umständen – auch nicht indirekt – gerechtfertigt werden dürfen.“ (4)

Da wird sicher jeder zustimmen, nur was hat das mit dem Beitrag bei Frontal 21 zu tun? Entführung und Mord wird schließlich nicht dadurch gerechtfertigt (weder direkt noch indirekt) dass man auf Verantwortung und Eigenverantwortung hinweist, wie eben in diesem Beitrag geschehen.


„Der Umgang mit dem Begriff des ‚Fundamentalismus’ sei das ‚Grundübel dieses Beitrages’.“
(5)

Was genau stimmt denn mit dem Umgang des Begriffs Fundamentalismus nicht? Er passt doch genau auf diesen Missionierungs-Wahn der Evangelikalen. In fremden Ländern - gegen die dortigen Gesetze -, heimlich Missionierung zu betreiben und dadurch wissentlich andere, wirklich nützliche und absolut notwendige Projekte sowie die daran beteiligten Menschen zu gefährden, ist durchaus als radikal zu bezeichnen.

"Sie scheinen keinerlei Kenntnis von der christlichen Märtyrervorstellung zu haben, nach der ein Märtyrer Gewalt erleidet, aber nicht anderen Gewalt zufügt." (5)

Hier kommt wieder die Frage nach dem Bezug zum Beitrag bei Frontal 21 auf? Nirgends wurde im Beitrag behauptet, dass Missionare Gewalt zufügen. Auch wurde keinerlei beschreibende Aussage zum Märtyrertum gemacht, so dass hier mangelnde Kenntnis als Vorwurf schlicht unangebracht ist.

„Durch eine Vermischung von Bildern und Geräuschen aus islamistischen Terrorcamps mit Aufnahmen ‚seriöser, staatlich und kirchlich anerkannter theologischer Fachschulen’ werde der Eindruck erweckt, ‚terroristische, radikale und verfassungsfeindliche Organisationen seien ein und dasselbe wie 'evangelikal'.“ (6)

Dies gibt der Beitrag schlicht weg nicht her.
Zum Ersten wurde im Beitrag an keiner Stelle ein Terrorcamp (islamistisch oder nicht) geschweige denn mehrere gezeigt. Am Ende des Beitrags waren lediglich 2 kurze Szenen mit bewaffneten und vermummten Leuten zu sehen, welche wohl möglich gerade eine Waffenübung durchführten. Dass es sich dabei um Terroristen handelte, ist nicht einmal eindeutig feststellbar, auch wenn durchaus möglich. Auch war in besagten Szenen nichts zu sehen, was auf ein Terrorcamp oder auch nur ein Camp an sich hinwies. Keine Zelte, kein Zaun, keine Befestigungen oder Fahrzeuge noch überhaupt irgend welche Gegenstände waren zu sehen. Lediglich bewaffnete Leute in freier Wildbahn.

Zum Zweiten gab es nirgends im Beitrag eine „Vermischung“ von Bildern und Geräuschen wie beschrieben (Wie definiert und identifiziert man überhaupt „Geräusche aus islamistischen Terrorcamps“?). Selbst wenn die 2 oben erwähnten Szenen als Darstellungen von Terrorcamps durchgehen würden, kann von „vermischen“ beim besten Willen keine Rede sein. Die beiden Szenen waren die einzigen der Art, erschienen in zusammenhängender Folge im Beitrag und weder direkt vor, noch nach ihnen waren Aufnahmen der besagten „Fachschulen“ zu sehen. So ein Fernsehbeitrag ist nun einmal linear und damit sind die angesprochenen Dinge in diesem Beitrag fast nicht noch weiter von „vermischt“ weg zu bekommen, als es im Beitrag der Fall war.

Zum Dritten wurde nirgends im Beitrag der Eindruck erweckt, dass evangelikale und terroristische Organisationen das gleiche seien. Schon gar nicht kann man hier von einer Absicht sprechen. So etwas ist schlicht subjektive Interpretation.

„Neben Karl-Heinz Schröder hat auch der Unternehmer und engagierte Christ Ulrich Weyel aus Gießen einen Strafantrag aufgrund des ZDF-Beitrages gestellt. Er beruft sich auf Paragraf 166 des Strafgesetzbuches. Dieser stellt die ‚Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen’ unter Strafe.“ (6)

Im Beitrag wurde an keiner Stelle irgend jemand oder irgend etwas und auch kein Bekenntnis, Religionsgesellschaften oder Weltanschauungsvereinigungen beschimpft. Wenn man hier abermals den Zusammenhang zum Beitrag sucht, kann man nur vermuten, dass mal wieder Interpretation eine Entscheidende Rolle spielt, um dem Wort „Beschimpfung“ gerecht zu werden.


„Eine solche Art von Journalismus werde den Anforderungen an eine solide Recherche nicht gerecht, so der EKD-Rat. ...der Beitrag in ‚Frontal 21’ vom 4. August habe diesem Anspruch in keiner Weise genügt.“
(6)

Warum nicht? Was sind diese Anforderungen und was genau stimmt dahin gehend mit dem Beitrag nicht? Auch wenn dies pingelig sein mag, aber „In keiner Weise dem Anspruch auf Qualitätsfernsehen genügt“ ist wohl auch etwas weit und übertrieben formuliert. „Qualitätsfernsehen“ ist schließlich von sehr vielen Standpunkten aus beurteilbar.


„Kein Korntaler Missionar und keiner der jungen Leute, die in der Sendung befragt wurden, ist auch nur in die Nähe des Gedankens gekommen, unschuldige Menschen mittels eines Selbstmordattentats mit in den Tod zu reißen.“
(6)

Noch einmal muss man sich fragen, wo der Zusammenhang dieser Aussage mit dem Beitrag bei Frontal 21 ist? An keiner Stelle des wurde dort eine gegenteilige Aussage gemacht, oder auch nur angedeutet. Also, wo kommt das auf einmal her?


„Die Verantwortlichen der Sendung hätten damit in der Bevölkerung ‚Hass, Herabwürdigung und massive Vorbehalte’ gegen Christen geweckt, die in der Sendung pauschal als ‚evangelikal’ diskreditiert und dadurch massiv in ihrem öffentlichen Auftrag behindert worden seien.“
(1)

Gibt es denn irgendeinen Beleg dafür, dass dieser Beitrag „Hass, Herabwürdigung und massive Vorbehalte gegen Christen“ geweckt hätte? Wie äußeren sich denn diese „Behinderungen in ihrem öffentlichen Auftrag“ dass sie sogar als massiv bezeichnet werden können? Welche Auswirkungen dieses Beitrags sind denn tatsächlich ungerechtfertigt?

Ach ja, da ist wohl möglich tatsächlich eine: Eine Einstellung die man als Hass beschreiben könnte, ist wohl bestenfalls aus der entgegen gesetzten Richtung wahrnehmbar. Und zwar gegen kritische Berichterstattung über Religion und gegen jene, die diese durchführen.


„Die Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen das ZDF wegen Volksverhetzung.“ (1) und „Die Staatsanwaltschaft Rheinland-Pfalz hat ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen Redakteure des ZDF eingeleitet.“
(6)

Rief der Beitrag in irgendeiner Form gegen eine bestimmte Gruppe auf, oder diffamierte irgend jemanden in irgend einer Form? Nein. Der Frontal 21-Beitrag war durchweg bloße Berichterstattung und weder Beurteilung noch Behauptung von Seiten der Berichterstatter. Der Vorwurf der Volksverhetzung ist ein ziemlich dickes Kaliber und sollte daher mit äußerster Sorgfalt angegangen werden.

„Der Landesbischof fordert das ZDF zu einer Richtigstellung des Tendenzberichtes auf.“ (2) und „Von einem professionellen Journalismus erwarten wir zunächst eine solide Recherche und die korrekte Darstellung der Fakten.“ (4)

Muss das jetzt wirklich noch kommentiert werden? Solide Recherche und korrekte Darstellung der Fakten ist auch angebracht, bevor man das Wort Volksverhetzung gebraucht, oder eine Richtigstellung fordert.

Kann man eine Vermutung darüber wagen, warum so vieles, was den Berichterstattern vorgeworfen wird, auf subjektiver Interpretation zu beruhen scheint? Voreingenommenheit vielleicht?

Übrig bleibt nur noch der Vorwurf, dass die Berichterstatter ohne vorherige Anfrage, in einer so genannten „seriösen und kirchlich sowie staatlich anerkannten Fachschule“, mit einer versteckten Kamera gefilmt und dort Angestellte, ohne deren Zustimmung zur Aufzeichnung, interviewt haben. Dies ist wohl der einzige Punkt der tatsächlich Gewicht haben könnte. Jedenfalls kann man ihn nicht nur anhand der kritisierenden Artikel und des Frontal 21-Beitrags selbst widerlegen oder zurecht stutzen.

Abschließend bleibt nur noch eines zu bemerken: Möglichst laut, mit starken Worten, aggressiv, anschuldigend, autoritär, redundant und schon gar nicht den Fakten verpflichtet. Dass ist die ihre Masche. Bei jeder Kritik sofort dagegen halten und so empört wie möglich wirken. Auch diese Masche wird aber von immer mehr Leuten durchschaut und entsprechend gewertet. Ich für meinen Teil weiß nun, was ich von diesen Kritiken zu halten habe.

 

Quellen

(1) http://kath.net/detail.php?id=23893
(2) http://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen.html?&news[action]=detail&news[id]=2318
(3) http://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen.html?&news[action]=detail&news[id]=2384
(4) http://www.pro-medienmagazin.de/nachrichten.html?&news[action]=detail&news[id]=2400
(5) http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar.html?&news[action]=detail&news[id]=2385
(6) http://www.pro-medienmagazin.de/fernsehen.html?&news[action]=detail&news[id]=2395