Ausblick auf Europa 2007

Die Europäische Humanistische Föderation (EHF) hat eindringlich darauf hingewiesen,

dass von Seiten des Vatikans und der Europäischen Katholischen Bischofskonferenz (COMECE) engagiert daran gearbeitet wird, die geplante „Berliner Erklärung" zu beeinflussen, die am 25. März 2007 anlässlich des 50. Jahrestages der Europäischen Union veröffentlicht werden soll. Die Ausarbeitung dieser Erklärung wird von Bundeskanzlerin Merkel geleitet, da Deutschland aufgrund der Ratspräsidentschaft die Feierlichkeiten vorbereitet.

Gegen die kirchlichen Anstrengungen hat die Europäische Humanistische Föderation eine „Brüsseler Erklärung" formuliert, in der die Grundsätze einer „Säkularen Visionen für Europa" zusammengefasst wurden.

Erarbeitet wurde diese Erklärung von Arnaud Dotezac, französischer Anwalt der Menschenrechte aus Lausanne; Ishtiaq Ahmed, Professor für Politikwissenschaft in Stockholm, Paul Cliteur, Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Leiden; Keith Porteous-Wood von der National Secular Society Großbritanniens; Michelle Ringuette der „Catholics for a Free Choice" und Roy Brown, dem früheren Präsidenten der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU).

Brüsseler Erklärung

Wir, die Menschen Europas, bekräftigen hiermit unsere gemeinsamen Werte. Sie beruhen nicht auf einer einzigen Kultur oder Tradition, sondern gründen sich in allen Kulturen, die das moderne Europa ausmachen.

  • Wir bekräftigen den Wert, die Würde und die Autonomie jedes Individuums und das Recht eines jeden auf die größtmögliche Freiheit, die sich mit den Rechten anderer vereinbart. Wir unterstützen Demokratie und Menschenrechte und streben die bestmögliche Entwicklung eines jeden Menschen an.

  • Wir erkennen unsere Fürsorgepflicht für die ganze Menschheit einschließlich künftiger Generationen und unsere Abhängigkeit von und Verantwortung für die natürliche Welt an.

  • Wir bekräftigen die Gleichheit von Männern und Frauen. Alle Personen, unabhängig von Rasse, Herkunft, Religion oder Glaube, Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Können, müssen vor dem Gesetz gleich behandelt werden.

  • Wir bekräftigen das Recht eines jeden, eine Religion oder eine Weltanschauung eigener Wahl anzunehmen und zu befolgen. Als Angelegenheiten persönlicher Überzeugung können Religion und Weltanschauung nicht aufgezwungen werden.

  • Wir halten daran fest, dass der Staat neutral bleiben muss in Angelegenheiten von Religion und Glaube, und niemanden bevorzugen oder benachteiligen darf.

  • Wir halten daran fest, dass persönliche Freiheit mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden sein muss. Wir streben danach, eine gerechte Gesellschaft zu bilden, die auf Vernunft und Mitgefühl aufbaut, in der jeder Bürger in die Lage versetzt wird, sich voll einzubringen.

  • Wir halten fest an Toleranz und Meinungsfreiheit.

  • Wir bekräftigen das Recht eines jeden auf eine offene und umfassende Bildung.

  • Wir lehnen Einschüchterung, Gewalt und Anstiftung zu Gewalt zur Förderung von Streitigkeiten ab und halten daran fest, dass Konflikte durch Verhandlungen und gesetzmäßige Methoden gelöst werden müssen.

  • Wir halten fest an der Freiheit der Forschung in jeder Sphäre menschlichen Lebens und an der Anwendung der Wissenschaften im Dienst menschlichen Wohlergehens. Wir streben danach, Wissenschaft kreativ, nicht destruktiv zu nutzen.

  • Wir achten künstlerische Kreativität und Imagination und anerkennen die verändernde Kraft der Kunst. Wir bekräftigen die Bedeutung von Literatur, Musik, und der visuellen und gestaltenden Künste für die persönliche Entwicklung und Erfüllung.

So verabschiedet am 25. März 2007, als dem 50. Jubiläum des Rom-Vertrages und der Gründung der Europäischen Union.

 

Brussels Declaration

We, the people of Europe, hereby affirm our common values. They are based not on a single culture or tradition but are founded in all of the cultures that make up modern Europe.

  • We affirm the worth, dignity and autonomy of every individual, and the right of everyone to the greatest possible freedom compatible with the rights of others. We support democracy and human rights, and aim at the fullest possible development of every human being.
  • We recognise our duty of care to all of humanity including future generations, and our dependence on and responsibility for the natural world.
  • We affirm the equality of men and women. All persons regardless of race, origin, religion or belief, language, gender, sexual orientation or ability must have equal treatment before the law.
  • We affirm the right of everyone to adopt and follow a religion or belief of their choosing. Being matters of personal conviction, religion and belief cannot be imposed.
  • We hold that that the state must remain neutral in matters of religion and belief, favouring none and discriminating against none.
  • We hold that personal liberty must be combined with social responsibility. We seek to create a fair society based on reason and compassion, in which every citizen is enabled to play their full part.
  • We uphold both tolerance and freedom of expression
  • We affirm the right of everyone to open and comprehensive education.
  • We reject intimidation, violence and incitement to violence in the furtherance of disputes, and hold that conflicts must be resolved through negotiation and by legal means.
  • We uphold freedom of inquiry in every sphere of human life, and the application of science in the service of human welfare. We seek to use science creatively, not destructively.
  • We value artistic creativity and imagination and recognise the transforming power of art. We affirm the importance of literature, music, and the visual and performing arts for personal development and fulfilment.

 

Made this 25th day of March 2007, being the 50th anniversary of the Treaty of Rome and the foundation of the European Union.